Eine besondere Behandlung (German Edition)
wir den Notstand ausgerufen, haben alles, was bis dato nur auf losen Zetteln existierte, geordnet und haben begonnen die Unterlagen zu erstellen. Was blieb uns anderes übrig? Es mag alles noch etwas durcheinander wirken, aber wir schaffen das Ben, ich bin mir sicher wir schaffen das.« Nun schaute sie auf. »Was machst du da?«
Irritiert sah Lara, dass Ben nicht an ihren Lippen hing, sondern etwas auf seinem Blackberry schrieb.
»Ben!«
Nun schaute er auf und lehnte sich entspannt zurück. »Jetzt haben wir den Zahlendreher gemacht, Prinzessin«, sagte er und grinste zufrieden.
Lara verstand nur Bahnhof und kam auch nicht dazu zu fragen. Es klopfte an der Tür und Bens Kollege steckte seinen Kopf zur Tür herein. Er musterte erst den Raum, dann mit einem wissenden Lächeln Lara und tauschte schließlich einen Blick mit Ben aus, aus dem sie nicht schlau wurde.
»Ich dank dir, Thomas. Ich komme gleich nach.«
Jetzt begriff es auch Lara. Es musste an ihrem benebelten Hirn liegen, dass sie nicht eher darauf gekommen war. Wenn die Prüfer den Zahlendreher gemacht hätten, dann hätte ihre Agentur wieder mehr Zeit. Mindestens so lange, bis die Veranstalter des Kleinen Oktoberfestes nach Ergebnissen der Prüfer verlangen würde, also vielleicht eine Woche? Oder sogar zwei? Auf jeden Fall nicht vierundzwanzig Stunden. Das war unglaublich nett von Ben, schließlich zerstörte er sich damit seinem bis dato makellosen Ruf.
»Hatschie!« Laras Augen tränten und ihr Hals kratzte. Ihr Magen knurrte und ihr war schwindelig. Ihr ganzer Körper gab Stress-Entwarnung und das hatte zur Folge, dass sie gleich im Sitzen einschlafen würde. Sie blinzelte hektisch. Wenigstens den aktuellen Stand müsste sie noch an einen Kollegen übergeben.
»Meinst du, du könntest mal auf mich hören, Prinzessin?«
Lara blickte fragend zu Ben.
»Ich bin mit dem Wagen hier und ich warte gerne draußen auf dich. Wie lange brauchst du? Zehn Minuten?«
Die Aussicht schnellstmöglich in ihr Bett zu kommen, kitzelte Laras Lebensgeister nochmal kurz wach. »Fünf Minuten reichen mir.«
»Dann also in fünf Minuten. Und ich schwöre, Lara, ich komm dich holen, wenn du nicht auftauchst!«
Die Warnung gefiel ihr. Hätte sie mehr Power gehabt, sie hätte mit dem Gedanken gespielt, mit Absicht ungehorsam zu sein. So aber schlüpfte sie fröstelnd aus dem Jackett und reichte es Ben zurück. Ihre Hände berührten sich kurz, doch jederzeit konnte wieder jemand ins Büro kommen.
»Fünf Minuten ab jetzt!«, sagte Ben zum Abschied und Lara verlor keine Zeit. Ohne auf die neugierigen Blicke von Mike einzugehen, erklärte sie ihm ihr Papierstapelsystem, leitete die weiteren Todos an Dirk weiter und legte die Präsentationen auf dem Laufwerk ab. Dann schnappte sie sich ihr Apothekenpaket und verließ, ohne das irgendjemand sie bei ihrem Anblick versuchte aufzuhalten, das Gebäude.
Was fuhr Ben nochmal für einen Wagen?
»Lara! Hier!«
Sie drehte sich um und sah Ben an einer dunklen Audi-Limousine stehen und ihr bereits die Tür öffnen. Lara fand es etwas übertrieben und wäre sie fitter gewesen, hätte sie etwas gesagt. So ließ sie sich jedoch dankbar in den Wagen plumpsen und freute sich unbändig, gleich in ihr warmes Bett zu kommen. Obwohl draußen dreißig Grad der Stadt einheizten, zitterte sie und nahm sich wieder Bens Jackett. Sie fummelte am Sitz herum und schenkte Ben ein müdes Lächeln, als er ihr die Rückenlehne zurückstellte. Sobald sie die Augen schloss, schlief sie ein.
4 - Erholen
»Iss etwas!«
»Geh weg! Lass mich, bevor du auch noch krank wirst!« Unwillig drehte sich Lara in ihrem Bett auf die Seite und genoss einen kühlen Stoffzipfel, den ihr Körper noch nicht angewärmt hatte. Sie verspürte keinen Hunger. Stattdessen quälten sie trotz der Tabletten Kopfschmerzen. Ihr Körper brannte und jede Bewegung schmerzte, so dass sie trotz Müdigkeit nicht schlafen konnte. Das nannte man Sommergrippe? Es war die Hölle!
Die Matratze neben ihr gab nach und Geschirr klapperte.
»Lara? Prinzessin?« Bens Hand fühlte ihre Wange und sie musste ihn dabei gar nicht anschauen, die Vorsicht, mit der er sie berührte, zeigte wie ein Barometer an, wie groß seine Sorgen um sie waren.
Normalerweise hätte Lara ihm diese Masche nicht durchgehen lassen. Garantiert hatte sie gerade soviel mit einer Prinzessin gemeinsam wie Pumuckel mit Pippi Langstrumpf. Doch zum Protestieren fehlte ihr die Kraft. Sie wollte ihre Ruhe haben und das hieß
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