Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine betoerende Schoenheit

Eine betoerende Schoenheit

Titel: Eine betoerende Schoenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sherry Thomas
Vom Netzwerk:
Spezialität der Kontinentaleuropäer.“
    Sie sagte nichts. Das Schiff hob und senkte sich sanft, als läge es auf der Brust eines schlafenden Riesen. Die Perlen auf ihrem Rock glitten gegeneinander und machten leise klickende Geräusche, wie ein weit entfernter Perlenregen.
    Sie gingen zwei Treppen hinunter und bogen um eine Ecke.
    Sie blieb stehen. „Hier wohne ich.“
    Er merkte sich die Nummer ihrer Kabine. „Werde ich beim Frühstück das Vergnügen haben?“
    „Sie möchten in der Öffentlichkeit mit mir gesehen werden?“ In ihrer Stimme hallte ein Moment der Verblüffung nach.
    „Sollte ich das vermeiden?“
    „Man wird über Sie als den Mann, der die verschleierte Frau begleitet, sprechen.“
    „Das klingt doch recht akzeptabel.“
    Sie stand mit dem Rücken zur Tür, eine Hand auf dem Knauf – als wolle sie den Eingang vor ihm beschützen. „Was, wenn ich nein sage?“
    „Sie werden mich jetzt nicht mehr so einfach los, Baronin. Wenn Sie zum Frühstück nein sagen, werde ich Sie fragen, ob Sie nach dem Frühstück mit mir spazieren gehen möchten.“
    „Was ist, wenn ich zustimme, mit Ihnen zu frühstücken, aber nie mehr mit Ihnen schlafen werde?“
    „Sie sind entschlossen, mich leiden zu lassen, Madam.“
    Seine Finger bahnten sich den Weg zum Rand ihres Schleiers, der ihr bis einige Zentimeter unters Kinn reichte. Der Stoff glitt hauchzart über seine Haut. Sie wäre höchstwahrscheinlich zurückgewichen, aber er hatte sie bereits an die Wand gedrängt – genauer gesagt stand sie mit dem Rücken an der Tür.
    „Sie haben meine Frage nicht beantwortet“, sagte sie.
    Es war eitel, das leichte Beben in ihrer Stimme zu genießen, das er hervorrief, doch es war ihm ein reines Vergnügen. „Abgemacht“, sagte er. „Ich werde mein Bestes geben, Sie zu verführen, und Sie können jederzeit gehen. Sehen wir uns nun zum Frühstück?“
    „Nein.“ Dann, einen endlosen Herzschlag später: „Ich kann mit dem Schleier nicht essen. Wir treffen uns zum Spaziergang.“
    Er hatte nicht geglaubt, dass sie ihn rundweg zurückweisen würde. Warum klopfte sein Herz dann vor Erleichterung so heftig?
    „Sagen Sie mir, wann und wo.“
    „Neun Uhr früh. Auf dem Promenadendeck.“
    „Ausgezeichnet.“ Er beugte sich vor und küsste sie durch den Schleier hindurch auf den Mund. „Gute Nacht.“
    Sie schlüpfte in ihre Kabine und schloss ihm sanft, aber bestimmt die Tür vor der Nase.
    Venetia lehnte sich mit dem Rücken an die Tür, unfähig, noch einen weiteren Schritt zu machen.
    Was hatte sie getan – und was in Gottes Namen hatte er mit ihr gemacht?
    Ihr Racheplan war ihr so einfach erschienen. Lexington hatte sie bösartig und reuelos verletzt. Dafür musste er bezahlen. Er befasste sich mit Fossilien. Sie befasste sich mit Männern. Demgemäß musste sie selbst mit verhülltem Gesicht in diesem allzu menschlichen Gefecht die Oberhand behalten.
    Doch hier stand sie nun, berührte sacht ihre Lippen, auf denen noch sein sittsamer Abschiedskuss brannte.
    Sie war an Bord der Rhodesia gegangen, um einen Mann zu bestrafen, aber dieser Mann war er nicht. Er war ein ganz anderer.
    Nach ihrer Ehe mit Tony zweifelte sie nicht nur an ihrer Fähigkeit, einen guten Mann zu erkennen, sondern auch daran, einen Mann – irgendeinen Mann – glücklich machen zu können. Aber Lexington, der so hart über andere urteilte, war in ihrer Gesellschaft fast schon beschwingt gewesen. Nun zählte er zu den wenigen Männern, denen ihr Aussehen wirklich egal war.
    Es war, als sei sie die Atlantiküberfahrt angetreten, um eine Route nach Indien zu finden, nur um dann einen ganz neuen Kontinent zu entdecken.
    Hätte sie ihn in New York zur Rede gestellt, hätte sie in der Stadt untertauchen können. Aber auf der Rhodesia konnte sie sich nicht verstecken. Das wollte sie auch gar nicht. Der Herzog bestärkte sie darin, dass an ihr mehr war als ein attraktives Gesicht und die außergewöhnlich ebenmäßige Kombination ihrer Züge.
    Langsam entkleidete sie sich und tastete sich zu ihrem Schlafplatz. Unter der Decke betete sie und flehte den Allmächtigen an, über Helena zu wachen und das Mädchen zur Vernunft zu bringen. Sie betete auch, dass Fitz auf der anderen Seite des Atlantiks weiter geduldig und diskret sein möge und dass sich Millie und Helena in Amerika keine allzu großen Sorgen über ihren zweiten abrupten Aufbruch in ebenso vielen Tagen machen würden, nachdem sie davon erfahren hatten.
    Sie betete nicht für sich

Weitere Kostenlose Bücher