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Eine betoerende Schoenheit

Eine betoerende Schoenheit

Titel: Eine betoerende Schoenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sherry Thomas
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auch noch so kurz, alles vergessen lassen kann, was Sie bedrückt.“
    Wieder liebte er sie. Als sie sich danach bemühte, ihre Atmung unter Kontrolle zu bringen, wusste Christian, dass sie nicht länger im seligen Zustand der Selbstvergessenheit weilte. Als sie diesmal sagte, sie müsse gehen, zog er seine Hose an und half ihr in ihr Kleid. Dann ging er in den Salon und holte ihren Hut.
    „Was ist mit Ihrem Haar?“ Er nahm die Nadeln und Kämme, die ihre Frisur zusammengehalten hatten. „Ich habe nur begrenzte Ahnung davon, wie man Damenfrisuren wieder herrichtet.“
    „Ich habe den Schleier“, entgegnete sie. „Es wird schon gehen.“
    Sobald ihr Gesicht wieder sicher hinter dem Schleier verborgen war, machte er Licht und zog sich das Hemd über.
    „Es ist spät. Ich werde Sie zu Ihrer Kabine begleiten.“
    Das Licht tanzte über das Muster ihres Schleiers, der sich kaum merklich hob, wenn sie ausatmete. Er hatte Eindruck, sie würde sein Angebot ablehnen, doch sie sagte: „Gut, danke.“
    Eine kluge Entscheidung, da er in jedem Fall darauf bestanden hätte.
    Er blieb im Schlafzimmer. Sie ging langsam durch den Salon, musterte die Kassettendecke, die Bücher im Regal und die Vase mit roten und gelben Tulpen auf der Anrichte. Aus irgendeinem Grund hatte er geglaubt, ihr Abendkleid sei cremefarben, dabei war es in Wahrheit apricot, und der Rock war mit Perlen und Glastropfen bestickt.
    Er streifte sich die Hosenträger über die Schultern, befestigte sie und zog Weste und Rock darüber. Seine Manschettenknöpfe, auf denen das Wappen der Lexingtons prangte, lagen auf dem Boden. Er bückte sich und hob sie auf.
    Als er sich wieder aufrichtete, spürte er ihren Blick wie Nadelstiche auf seiner Haut. Er sah zu ihr hinüber. Sie schaute sofort weg, obwohl er hinter ihrem zart schimmernden Schleier ohnehin nichts erkennen konnte.
    Sie vertraute ihm nicht oder mochte ihn eigentlich nicht, und dennoch hatte sie sich wiederholt von ihm verführen lassen – oder hatte sie ihn verführt? Er hätte sich selbst damit schmeicheln können, diesen Widersinn auf die große Anziehung, die er auf sie ausübte, zurückzuführen, doch er hatte so viele Jahre damit verbracht, sich zu objektivem Denken anzuhalten, dass er dieser Idee keinen Glauben schenken konnte.
    Er befestigte die Manschettenknöpfe. Er machte sich sogar die Mühe, sich eine frische Krawatte umzubinden. Wenn man sie um diese Uhrzeit zusammen sah, reichte das bereits, um Verdacht zu erregen. Er wollte vermeiden, dem mit unordentlicher Kleidung auch gleich noch Beweise zu liefern.
    „Bereit?“ Er bot ihr den Arm.
    Sie zögerte einen Augenblick, ehe sie ihre Hand in seine Armbeuge legte. Sie war noch immer aufgeregt, seine Baronin, fast so sehr wie bei der Ankunft in seiner Suite. Doch Fragen diesbezüglich machten sie nur noch nervöser, daher hielt er sich zurück.
    Als sie die Suite verließen, fragte er stattdessen: „Warum waren Sie so lange enthaltsam? Weil Sie dem Andenken des verstorbenen Barons treu bleiben wollten?“
    Sie gab einen Laut von sich, der sich nur als Schnauben bezeichnen ließ. „Nein.“
    Es war still auf der Rhodesia , abgesehen vom Dröhnen der riesigen Maschinen tief unten im Rumpf. Die Passagiere der ersten Klasse, ob schlafend, seekrank oder eifrig mit ihren Ehepartnern beschäftigt, besaßen die Höflichkeit, sich angemessen ruhig zu verhalten. Die erleuchteten Flure hätten genauso gut einem Geisterschiff gehören können.
    „Wenn Sie nicht über den Tod des Barons trauern, kann ich mir nicht erklären, warum Sie es so lange ohne ausgehalten haben.“
    „Das ist doch nichts Außergewöhnliches.“
    „Das stimmt, aber Sie wirken nicht wie jemand, der jahrelang Entbehrungen in Kauf nehmen möchte.“
    Sie seufzte ungeduldig. „So sehr es Sie erstaunen mag, mein Lieber, eine Frau bedarf für ihre Befriedigung nicht immer eines Mannes. Dafür kann sie sehr gut selbst sorgen.“
    Er lachte auf. „Sie sind in dieser Hinsicht ohne Zweifel ungeheuer versiert?“
    „Ich wage zu behaupten, dass meine Fertigkeiten in dieser Hinsicht durch all die Übung hinreichend sind“, entgegnete sie fast unwirsch.
    Er lachte wieder.
    Er konnte den Blick, den sie ihm zuwarf, sogar durch den Schleier spüren. „Sind Sie hinterher immer so gut gelaunt?“
    „Nein, absolut nicht.“ Er war üblicherweise eher ernst, manchmal regelrecht deprimiert. Die Frauen, mit denen er schlief, waren nie die eine, die er wirklich wollte, die ihn unveränderbar

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