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Eine betoerende Schoenheit

Eine betoerende Schoenheit

Titel: Eine betoerende Schoenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sherry Thomas
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mit den verbundenen Augen. Wie sehr sie sich wünschte, in solchen Augenblicken auch seine Augen sehen zu können.
    „Ich wusste mir nicht anders zu helfen“, sagte er. „Sie hat das aber strikt abgelehnt. Wir haben stattdessen Dartpfeile auf einen Baum geworfen.“
    „Was wurde aus dem armen Mr Kingston?“
    „Ich habe ihm ein Fohlen meiner preisgekrönten Stute geschenkt. Wir haben uns wie anständige Männer unterhalten und dabei sowohl meine Stiefmutter als auch den Vorfall außen vor gelassen. Ich habe mich auf diesem Weg bei ihm entschuldigt, und er hat die Entschuldigung angenommen. Einen Monat später haben sie geheiratet.“
    Sie seufzte. „Eine sehr schöne Geschichte.“
    Er wandte sich ihr ganz zu. „Du solltest auch wieder heiraten.“
    „Und du solltest besser froh darüber sein, dass ich das bisher nicht getan habe – sonst würde ich mich nicht auf Affären auf Ozeandampfern einlassen.“ Vielleicht lag es an seiner Offenherzigkeit, dass sie das Bedürfnis verspürte, ihm die Wahrheit zu sagen. „Außerdem war ich danach noch einmal verheiratet – es war allerdings nur eine Scheinehe.“
    „Wirklich?“
    Sie nickte. „Er liebte einen anderen Mann und hatte Angst davor, dass jemand dies ausnutzen würde, um ihn zu zerstören.“
    „Warum hast du dich darauf eingelassen?“
    „Aus den üblichen Gründen. Mein erster Ehemann hatte mich ziemlich mittellos zurückgelassen, und ich wollte meinem Bruder nicht länger zur Last fallen.“
    Er stützte den Kopf in die Hand. „Du hast einen Bruder?“
    „Einen Bruder und eine Schwester – Zwillinge –, beide zwei Jahre jünger als ich.“
    „Wie alt bist du,mein Liebling?“
    Sie schnaubte laut. „Ich weigere mich, diese Frage zu beantworten.“
    „Ich werde in zwei Wochen neunundzwanzig“, sagte er.
    „Meine Güte, du bist quasi noch ein Kind.“ Sie war erleichtert: Er war nur einige Monate jünger als sie.
    „Du schenkst mir doch etwas? Kinder lieben Geschenke.“
    „Ich schätze, ich werde mich dazu durchringen können, die einen gravierten Füllfederhalter zu schicken.“
    „Über einen gravierten Füllfederhalter würde ich mich außerordentlich freuen, vorausgesetzt, du überreichst ihn mir persönlich.“
    Er scheute sich nicht, seinem Wunsch in aller Deutlichkeit Ausdruck zu verleihen, ihre Bekanntschaft nach dem Aufenthalt auf der Rhodesia fortzuführen. Sie war erstaunt, dass er ihr das so offen mitteilte. Es war ihr erst im Nachhinein klar geworden, dass Tony sich von Anfang an bedeckt gehalten hatte. Er war nur zu glücklich gewesen, dass sie ihn mehr geliebt hatte und er diese Macht über sie ausnutzen konnte.
    Sie fuhr mit einem Finger den unteren Rand seiner Augenbinde entlang, über seine Nase und seine Wange. Einen Augenblick später zog sie ihn heftig an sich, schob ihr Bein über seine Hüfte und küsste ihn auf den Mund. Sie wollte es. Sie wollte ihn. Sie wollte mit ihren Berührungen seine Furchtlosigkeit in sich aufsaugen, bis auch sie offenherzig, mutig, und dieser Nähe und Vertrautheit würdig war, die sie zu einem besseren, glücklicheren Menschen machte.
    Es war die dritte Nacht an Bord der Rhodesia . Christian fühlte sich wie Ali Baba, der am Eingang der Höhle der vierzig Räuber stand, voller Vorfreude auf Schätze, die so unermesslich waren, dass er sie sich nicht einmal vorstellen konnte.
    Sie war der Schatz, den er sich nicht hatte vorstellen können.
    Es brachte ihn fast um den Verstand, so glücklich zu sein. Ihrem Herzschlag zu lauschen und die Verse eines Sonetts zu hören. Ihre Hand zu halten und zu wissen, dass er sich nie mehr etwas anderes wünschen würde. In die undurchdringliche Dunkelheit zu blicken und eine Zukunft zu sehen, die voller ungeahnter Möglichkeiten war.
    Saß er in einem Kartenhaus? Einem Luftschloss, gebaut aus albernen Traumgebilden? War dieses Glück nur maßlose Völlerei, auf die unweigerlich Reue folgen musste?
    Sie strich ihm mit den Fingern durch das Haar.
    „Ich dachte, du schläfst“, sagte er und küsste ihre andere Hand.
    „Ich habe beschlossen, keine Zeit mehr mit Schlaf zu vergeuden.“
    Die Rhodesia schaukelte sanft wie eine Wiege. Doch auch er war hellwach, sich nur allzu sehr bewusst, wie schnell die Zeit verrann. Für gewöhnlich nahm er das Geräusch der Schiffsmotoren nach ein paar Tagen auf See nicht mehr wahr. Dieses Mal drang es jedoch immer wieder in seinen Geist. Jede Drehung der beiden gewaltigen Schrauben brachte ihn näher an das Ende der

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