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Eine betoerende Schoenheit

Eine betoerende Schoenheit

Titel: Eine betoerende Schoenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sherry Thomas
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Promenadendeck drängten sich Passagiere, die Delfinschulen dabei zusahen, wie sie aus dem Wasser sprangen und herumtollten. Spitzenbesetzte Sonnenschirme wogten, Gehstöcke wurden geschwungen und man deutete mit ihnen auf Bemerkenswertes. Die Stimmung war so heiter und lebhaft wie das Meer.
    Als sie in einem Promenadenkleid aus grüner Seide unter einer hauchdünnen und durchsichtigen Schicht Gazestoff erschien, war es, als ob der Frühling Gestalt angenommen hatte. Die leichte, luftige Gaze fing das Sonnenlicht ein wie das Meer, in sich kräuselnden Wellen, ein faszinierendes Spiel von Licht und Farbe.
    Alle drehten sich nach ihr um: Es war offensichtlich, dass sie das pikanteste Klatschthema an Bord geworden waren. Bislang war er immer äußerst diskret vorgegangen. Nun unterhielt er vor aller Augen eine Affäre. Das machte ihm aber nicht nur absolut nichts aus, sondern erfüllte ihn mit einem seltsamen Übermut, der darauf beruhte, dass diese prachtvoll gekleidete Frau geradewegs auf ihn zusteuerte, und nur auf ihn.
    „Ich wäre gerne früher gekommen“, sagte sie, als sie bei ihm ankam, „aber ich wurde aufgehalten.“
    „Oh?“
    „Danke für Ihr Geschenk. Sie sind zu großzügig.“
    „Ganz und gar nicht. Es hat mir nie mehr Vergnügen bereitet als zu dem Zeitpunkt, als ich es Ihnen schickte.“
    „Sie haben mir unendliche Freude bereitet, Euer Gnaden.“
    Er lächelte. „Nenn mich doch Christian.“
    Er hatte keiner anderen Geliebten bisher die Vertraulichkeit des Duzens oder den Gebrauch seines Vornamens angeboten. Sie neigte den Kopf. „Wirklich?“
    „Ich finde schon. Wie soll ich dich nennen?“
    „Hm, wie wäre es mit Liebling?“
    „Liebling. Das gefällt mir. Bezaubernd.“
    Sie lehnte sich zurück. Er war sicher, dass sie hinter ihrem Schleier lächelte. „ Bezaubernd ? Ich bin schockiert, dieses Wort aus Ihrem Mund zu hören, Sir. Ich dachte, Sie seien ein ernster Zeitgenosse.“
    Er grinste. „Ich auch.“
    Sie schnalzte mit der Zunge. „Ach, die Helden sind gefallen.“
    „Als ich klein war, habe ich an der Küste der Isle of Wight und am Bristolkanal im Meer gebadet, manchmal auch in Biarritz, je nachdem wohin mein Vater im August segeln wollte. Mit sechzehn bin ich jedoch zum ersten Mal im Mittelmeer geschwommen. Eine Woche in diesem herrlich warmen Wasser hat mich für den Atlantik für alle Zeit verdorben.“ Er küsste den Rücken ihrer behandschuhten Hand. „Sie, Baronin, haben mich in allen Belangen, die einen ernsten, gesetzten Mann ausmachen, verdorben.“
    „Meine Güte, ein äußerst großzügiges Geschenk und der Vergleich mit dem herrlichen Wasser des Mittelmeers. Sind Sie sicher, dass sie jemals ein ernster, gesetzter Mann waren?“
    „Sehr sicher. Ich wusste nur nicht, was ich verpasse.“
    Sie gab ihm durch den Schleier einen Kuss auf die Wange und sagte die Worte, auf die er sehnsüchtig gewartet hatte. „Dann lass mich dich doch weiter verderben.“
    „Nein!“ Venetia kicherte, zu gleichen Teilen vor Entsetzen und vor Vergnügen.
    „Doch, so war es. Ich ohrfeigte ihn – und es war nicht nur ein Klaps mit dem Handschuh. Ich dachte, er hätte ihr Gewalt angetan. Also riss ich ihn vom Bett, schleuderte ihn gegen die Wand und brach mir fast die Hand, als ich ihm ins Gesicht schlug.“
    Sie kuschelte sich enger an ihn. Sie lagen wieder in seinem Bett und verbrachten den Nachmittag mit den Dingen, die Liebende nun mal bevorzugt taten. „Was dann?“
    „Chaos. Meine Stiefmutter riss mich von Mr Kingston fort, während ich wie ein Irrer Laken über sie warf, um ihre Blöße zu bedecken, Mr Kingston blutete und fluchte. Es war ein echtes Fiasko.“
    „Ich liebe Fiaskos, vor allem wenn alles ein glückliches Ende nimmt.“ Sie sollte besser auf sich achtgeben. Sie war dabei, Teil eines Fiaskos zu werden, das ganz sicher kein glückliches Ende nehmen würde. Aber wenn sie später ohnehin für ihre Unvernunft würde bezahlen müssen, konnte sie genauso gut jedes Quäntchen Leichtigkeit und Glück aufsaugen, das die wenigen verbleibenden Tage ihrer Reise für sie bereithielten. „Hast du dich wenigstens ordentlich geschämt, als sich herausstellte, dass dein Tun gar nicht so heldenhaft war, wie du geglaubt hattest?“
    „In Grund und Boden. Der Dowager Duchess habe ich ein Porträt von mir angeboten, damit wir zusammen Dartpfeile darauf werfen können.“
    Sie legte ihre Hand über sein Herz. „Wie rührend.“
    Er lachte. Er war so jung und anziehend, ihr Herzog

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