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Eine bezaubernde Braut

Eine bezaubernde Braut

Titel: Eine bezaubernde Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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gemacht, weil der Wein ihm half, seinen Zorn zu besänftigen. Er wollte nichts tun, was er später vielleicht bedauern würde. Obwohl er überlegt hatte, bis morgen zu warten, ehe er sich mit Gillians Aufsässigkeit auseinander setzte, so hatte er doch entschieden, dass sein Kopf noch klar genug war, um diese Angelegenheit jetzt gleich zu erledigen, damit er und seine Gefährten sich wieder ihrer Feier widmen konnten.
    Alford starrte Gillian aus trüben, blutunterlaufenen Augen an. Er saß in der Mitte eines langen Tisches, flankiert von seinen ständigen Begleitern, Baron Hugh von Barlowe und Baron Edwin dem Kahlen. Er ging nur sehr selten ohne seine Freunde irgendwohin, denn sie waren sein dankbarstes Publikum. Ihnen gefielen seine Spielchen so sehr, dass sie ihn oft darum baten, mitmachen zu dürfen. Alford brauchte sich niemals Sorgen zu machen, dass ihn einer von ihnen betrügen würde, denn sie waren genauso schuldig an ihren zurückliegenden Übergriffen wie er.
    Gillian und der Junge hatten seit dem Morgen des vergangenen Tages nichts mehr gegessen, und Alford nahm an, dass sie beide jetzt nagenden Hunger haben mussten, deshalb zwang er sie zuzusehen, wie er und seine Freunde ein Mahl einnahmen, das eines Königs wert war, während sie sich gleichzeitig über die verschiedenen Strafen unterhielten. Der Tisch war überladen mit Fasanen, Kaninchen, Pfauen und Tauben, gelbe Käselaibe lagen neben Stücken groben schwarzen Brotes, zusammen mit Marmelade und Honig und süßen Blaubeerkuchen. Diener liefen hin und her, sie brachten große Krüge mit dunklem rotem Wein und immer wieder Tabletts, beladen mit mehr Speisen, um den kräftigen Appetit der Männer zu befriedigen.
    Es gab genug Essen auf dem Tisch, um eine ganze Armee zu versorgen. Den drei Männern beim Essen zuzusehen war für Gillian ein so abstoßender Anblick, dass ihr Hunger sofort verschwand. Sie konnte sich nicht entscheiden, wer von den dreien am abstoßendsten war. Hugh mit seinen großen, abstehenden Ohren und dem spitzen Kinn gab grunzende Geräusche von sich, während er aß, und Edwin, mit seinem Dreifachkinn und den kleinen roten Knopfaugen, schwitzte, während er unablässig fettiges Fleisch in seinen Mund stopfte. Er benahm sich, als würde ihm jemand das Essen streitig machen, ehe er seinen riesigen Bauch gefüllt hatte. Als er dann endlich innehielt, um Luft zu holen, glänzte sein Gesicht vor Schweiß.
    Alle drei waren betrunken. Während Gillian vor ihnen stand, hatten sie den Inhalt von sechs Krügen Wein getrunken und warteten jetzt darauf, dass die Diener ihre Becher wieder füllten.
    Sie sahen aus wie Schweine am Trog, doch Alford, so entschied Gillian, war bei weitem der Schlimmste. Fetzen von Taubenfleisch klebten um seine Lippen, und als er ein riesiges Stück Torte in seinen Mund schob, rann der Blaubeersaft an beiden Seiten seines Kinns hinunter und befleckte seinen roten Bart schwarz. Er war zu betrunken, um an seine Manieren zu denken oder daran, wie er aussah, als er nach einem weiteren Kuchen griff.
    Alec stand links neben ihr, in der Nähe des Kamins, und sah dem Spektakel schweigend zu. Ab und zu berührte seine Hand die ihre. Doch obwohl sie ihn liebend gern getröstet hätte, so wagte Gillian nicht einmal, ihn anzusehen, denn Alford beobachtete sie unverwandt. Wenn sie Fürsorge oder Zuneigung für den kleinen Jungen zeigte, dann würde er eine Waffe haben, die er gegen sie einsetzen könnte.
    Sie hatte versucht, Alec so gut wie möglich vorzubereiten. Sie hatte ihn gewarnt, dass es noch viel schlimmer werden würde, und sie hatte ihm das Versprechen abgenommen, dass er, ganz gleich, was geschehen würde, schweigen sollte. Solange Alford glaubte, dass das Kind nicht verstand, was er sagte, würde er hoffentlich in seiner Gegenwart frei sprechen und vielleicht dabei etwas verraten, das seine Gründe enthüllte, warum er den Jungen entführt hatte.
    Als sie es nicht länger ertragen konnte, diesen Tieren beim Essen zuzusehen, drehte sie sich zum Eingang des Saales. Sie wusste, dass sie in diesem Saal gespielt haben musste, als sie noch ein kleines Mädchen war, doch konnte sie sich daran überhaupt nicht mehr erinnern. An der Wand in der Nähe der Treppe stand eine alte Truhe, und sie fragte sich, ob diese Truhe wohl ihren Eltern gehört hatte oder ob Alford sie mitgebracht hatte. Auf der Truhe lag ein Durcheinander von Karten und Rollen aus Pergament, und nahe an der Kante entdeckte sie einen Dolch. Alec hatte ihr

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