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Eine bezaubernde Braut

Eine bezaubernde Braut

Titel: Eine bezaubernde Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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dass er die Wahrheit gesagt hatte, griff er nach ihrer Hand und brachte sie dazu, mit der Fingerspitze einen seiner Vorderzähne zu berühren. »Siehst du, wie er wackelt, wenn man ihn berührt? Vielleicht wird er morgen ausfallen.«
    Der eifrige Ton seiner Stimme, mit der er ihr diese wichtige Neuigkeit erzählte, erinnerte sie daran, wie jung er noch war. Einen Zahn zu verlieren fand er offensichtlich wahnsinnig aufregend.
    »Papa wollte ihn mir ausreißen, doch dann hat er gesagt, ich sollte noch warten, bis er richtig locker ist.«
    Mit einem lauten Gähnen legte er den Kopf in ihren Schoß und wartete darauf, dass sie ihm wieder den Rücken rieb.
    »Ich wollte Papa bitten, mir auf dem Fest meinen Zahn auszureißen, denn Michael wollte gern dabei zusehen. Michael gehört zu den Ramseys«, fugte er noch hinzu, für den Fall, dass sie das vergessen hatte.
    »Und zu wem gehörst du, Alec?«
    Er plusterte sich auf vor Wichtigkeit. »Ich bin der Sohn von Iain Maitland.«

3
    Alford liebte es, Spielchen zu spielen. Ganz besonders liebte er die Spiele, die grausam waren.
    Er amüsierte sich köstlich, obwohl sein Tag in der Tat gar nicht so gut begonnen hatte. Er war am Sonntagmittag nach Dunhanshire zurückgekehrt, durch und durch nass und kalt bis in die Knochen, weil ein unerwartet heftiger Regen ihn auf der Straße erwischt hatte. Er hatte sich sehr elend gefühlt und war ganz sicher nicht in der richtigen Stimmung gewesen zu erfahren, dass Lady Gillian dem Jungen bei einem Fluchtversuch geholfen hatte. Noch ehe er allerdings so richtig wütend werden konnte – er hatte bereits den Soldaten umgebracht, der ihm die schlechte Nachricht überbracht hatte –, waren Gillian und der Junge entdeckt und zurück ins Schloss gebracht worden, und jetzt standen sie vor ihm und erwarteten, ihre Strafe zu hören.
    Die Vorfreude erhöhte Alfords Vergnügen. Er wollte, dass die beiden vor Angst zitterten und sich vorzustellen versuchten, welche Qualen er für sie vorgesehen hatte, all das gehörte zu Alfords Spiel. Der Junge, der einfältige Bruder von Laird Ramsey, war zu blöd, um etwas zu verstehen oder zu sprechen, doch Alford sah, dass er Angst hatte, denn er drängte sich immer näher an Gillian. Sie hingegen erwies sich als eine echte Enttäuschung. Wenn er sie nicht besser gekannt hätte, würde er glauben, dass sie ihm absichtlich das Vergnügen verderben wollte. Sie schien sich nicht im Geringsten Sorgen zu machen wegen ihres Schicksals. Er konnte nicht den kleinsten Anflug von Furcht an ihr entdecken.
    Diese Hündin besaß noch immer die Macht, ihm einen Schrecken einzujagen, und er verfluchte sich insgeheim wegen seiner eigenen Feigheit, denn er konnte ihrem Blick nicht lange standhalten. Schütze mich vor den Rechtschaffenden, dachte er bei sich selbst. Gegen einen Verband Soldaten in den Kampf zu ziehen war viel weniger einschüchternd, als diesem zierlichen Persönchen gegenüberzutreten. Selbst wenn er sich ständig ins Gedächtnis rief, dass er derjenige war, der die Macht besaß, dass er ihren Tod ganz einfach mit einem Befehl anordnen konnte, so besaß sie doch in seinen Gedanken die Oberhand. Er hatte nie vergessen, wie sie ihn angesehen hatte, als sie damals nach dem Massaker auf seinen Befehl hin vor ihn geführt worden war. Damals war sie noch ein kleines Mädchen gewesen, doch die Erinnerung daran bewirkte nach wie vor, dass er innerlich zurückzuckte vor ihr. Er wusste, dass sie beobachtet hatte, wie er ihren Vater getötet hatte, doch er hatte geglaubt, dass die Erinnerung daran mit der Zeit in ihr gelöscht wurde. Doch jetzt war er nicht mehr so sicher. Woran sonst erinnerte sie sich noch? Hatte sie gehört, wie er ihrem Vater seine Sünden gestanden hatte, ehe er ihm das Schwert in den Leib gerammt hatte? Bei dem Gedanken daran überlief ihn ein eisiger Schauer. Gillians Hass machte ihm Angst, er schwächte ihn, überzog seinen Körper mit einer Gänsehaut.
    Seine Hand zitterte, als er nach dem Becher mit Wein griff, und er versuchte sorgfältig, seine Angst abzuschütteln und sich den wichtigen Dingen zuzuwenden. Er wusste, dass sein Verstand im Augenblick nicht scharf war, sondern benommen und verworren. Es war ungewöhnlich für ihn, sich vor seinen Freunden dermaßen zu betrinken. Er war seit Jahren ein starker Trinker, weil seine Erinnerungen ihm keine Ruhe gönnten. Aber er war immer vorsichtig gewesen und hatte nur getrunken, wenn er allein war. Heute hatte er eine Ausnahme von dieser Regel

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