Eine bezaubernde Braut
an. »Nein, mein Freund ist Michael. Das versuche ich dir doch schon die ganze Zeit zu sagen. Der dumme Baron glaubt, dass ich Laird Ramseys Bruder bin, doch der bin ich nicht. Michael ist sein Bruder. Das ist der Streich, den wir gespielt haben. Wir haben unsere Plaids vertauscht, und wir wollten sehen, wie lange es wohl dauern würde, ehe es jemand bemerkt. Wenn es dunkel geworden wäre, wollte ich in Michaels Zelt gehen und er in meines.«
»Oh, lieber Gott«, flüsterte sie und war so verwirrt, dass sie kaum Luft holen konnte. Der unschuldige kleine Junge hatte keine Ahnung von der Bedeutung dessen, was er ihr gerade erzählt hatte! Alles, worüber er sich Sorgen machte, war, wie sein Vater darauf reagieren würde, wenn er herausfand, was für ein dummes Spiel sein Sohn mit seinem Freund gespielt hatte. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis Alford die Wahrheit herausfinden würde, und wenn er das tat, wäre das Schicksal dieses Kindes besiegelt.
Sie packte ihn bei den Schultern und zog ihn an sich. »Hör mir zu«, flüsterte sie drängend. »Du darfst niemandem erzählen, was du mir gerade erzählt hast. Versprich mir das!«
»Ich verspreche es.«
Es war fast dunkel und es fiel ihr schwer, sein Gesicht deutlich zu sehen. Sie zog ihn noch näher an sich und versuchte, in seinen Augen zu lesen. Dann flüsterte sie: »Wer bist du?«
»Alec.«
Sie ließ die Hände in den Schoß sinken und lehnte sich gegen den Felsen. »Du bist Alec«, wiederholte sie. Sie konnte ihre Überraschung nicht verbergen, doch der Junge schien ihre Reaktion überhaupt nicht zu bemerken.
Er grinste sie an. »Siehst du?«, sagte er. »Der Baron ist zu unwissend, weil er nicht weiß, dass er den falschen Jungen gefangen hat.«
»Ja, das sehe ich. Alec, hat dein Freund gesehen, wie Alfords Männer dich von dem Fest weggeschleppt haben?«
Er biss sich auf die Unterlippe und dachte über das nach, was geschehen war. »Nein«, antwortete er. »Michael ist in sein Zelt zurückgegangen, um seinen Bogen und seine Pfeile zu holen, denn wir wollten versuchen, über den Wasserfall zu schießen, und dann sind die Männer gekommen und haben mich gepackt. Weißt du was? Ich glaube nicht, dass die Männer die Soldaten des Barons waren, denn sie haben Plaids getragen.«
»Wie viele Männer waren es denn?«
»Ich weiß nicht … vielleicht drei.«
»Wenn es Highlander waren, dann sind es Verräter, die sich mit dem Baron verbündet haben«, murmelte sie und fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. »Was ist das doch für ein Durcheinander.«
»Aber wenn nun der Baron herausfindet, dass ich nicht Michael bin? Dann wird er doll wütend sein, nicht wahr? Vielleicht wird er dann den Verrätern befehlen, loszugehen und meinen Freund Michael zu holen. Ich hoffe, dass sie Michael nicht in einen Mehlsack stecken. Das ist nämlich scheußlich.«
»Wir werden einen Weg finden müssen, um Michaels Familie vor der Gefahr zu warnen.«
Die Gedanken rasten in ihrem Kopf, während sie das verwickelte Spiel zu begreifen versuchte, das Alford spielte.
»Alec, wenn ihr beide die Kleidung vertauscht habt und Michael deinen Plaid getragen hat, würde sein Clan das denn nicht bemerken? Sicher hat er doch jemandem von dem Streich erzählt, den ihr gespielt habt.«
»Vielleicht hatte er zu viel Angst, um das zu erzählen.«
»Wie alt ist Michael?«
»Das weiß ich nicht«, antwortete er. »Vielleicht ist er beinahe so alt wie ich. Weißt du was? Vielleicht hat er ja mein Plaid wieder ausgezogen. Das hätte ich getan, wenn ich große Angst haben würde. Er hatte vielleicht Angst, seinen Bruder wütend zu machen, denn er kennt seinen Bruder noch nicht sehr gut, weil der gerade erst zurückgekommen ist, um Laird zu werden. Michael hatte auch Angst, diesen Streich zu spielen, weil er nicht in Schwierigkeiten kommen wollte. Es ist alles mein Fehler«, jammerte Alec nun. »Ich habe ihn dazu gebracht.«
»Ich möchte, dass du aufhörst, dir Sorgen darüber zu machen, dass du etwas Falsches getan hast. Niemand wird dir einen Vorwurf machen. Du hast nur ein harmloses Spiel gespielt, das ist alles. Warum legst du nicht den Kopf in meinen Schoß und bist ganz still, damit ich nachdenken kann.«
Sie schloss die Augen, um ihn davon abzuhalten, noch mehr Fragen zu stellen.
Doch er war nicht bereit, still zu sein. »Weißt du was?« Als sie nicht antwortete, zerrte er an ihrem Arm. »Weißt du was?«
Sie gab auf. »Was denn?«
»Mein Zahn ist locker.« Um zu beweisen,
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