Eine bezaubernde Braut
Mann mit einem schmalen Gesicht stand an der Tür des Hauses und lächelte die näher kommenden Soldaten an. Als Gillian sah, wie die Männer einer nach dem anderen im Haus verschwanden, kam ihr all das, was in den letzten Tagen geschehen war, wieder ins Gedächtnis.
Dylan trug Alec auf seinen Schultern und bückte sich, als er im Haus verschwand. Brodick war bereits von seinem Pferd abgestiegen und wartete darauf, Gillian zu helfen. Als sie sich ihm zuwandte, streckte er die Hände nach ihr aus, und sie glitt in seine Arme. Eine Sekunde trafen sich ihre Blicke, und sie betrachtete das Gesicht des Mannes, den sie doch kaum kannte und dem sie ihr Leben anvertraut hatte. Seine eindringlichen Augen ließen sie glauben, dass er all ihre Geheimnisse kannte. Sie versuchte, so dumme Gedanken weit von sich zu schieben. Er war einfach nur ein Mann, mehr nicht – und er musste sich dringend rasieren. Seine Wangen und sein Kinn waren von einem goldbraunen Stoppelbart bedeckt, und sie verspürte den unsinnigen Wunsch, mit den Fingern darüber zu fahren, um herauszufinden, wie er sich anfühlte.
»Warum starrt Ihr mich so an?«, fragte sie.
»Aus dem gleichen Grund, aus dem auch Ihr mich anstarrt, Mädchen.«
Das Aufblitzen seiner Augen verriet ihr, dass er etwas Teuflisches an sich hatte, doch sie war einem Flirt oder einer klugen Unterhaltung momentan nicht gewachsen. Sie war sich nicht einmal sicher, ob sie überhaupt wusste, wie man so etwas anfing.
Sie schob seine Hände von ihrer Taille und trat einen Schritt zurück. »Warum haben wir hier Halt gemacht? Und wer ist der Mann an der Tür? Alec hätte nicht hineingehen dürfen; ehe ich nicht …«
Er unterbrach sie. »Dies ist das letzte Mal, dass ich Euch sage, dass Alec bei Dylan in Sicherheit ist. Er wäre äußerst beleidigt, wenn er wüsste, dass Ihr ihm nicht traut.«
»Aber ich kann ihm nicht vertrauen«, flüsterte sie, so leise, dass die anderen Soldaten sie nicht hören konnten. »Ich kenne ihn doch gar nicht.«
»Mich kennt Ihr auch nicht«, erklärte er ihr. »Aber Ihr habt Euch entschieden, mir zu vertrauen, und daher müsst Ihr mir auch glauben, dass das, was ich Euch sage, die Wahrheit ist. Meine Soldaten werden Alec mit ihrem Leben beschützen.« Die Heftigkeit seiner Stimme sagte ihr, dass dieses Thema damit für ihn erledigt war.
»Ich bin viel zu erschöpft, um mich mit Euch zu streiten.«
»Dann lasst es sein. Es hat sowieso keinen Zweck, mit einem Buchanan zu streiten«, fügte er hinzu. »Ihr könnt gar nicht gewinnen. Wir Buchanans verlieren nämlich nie.«
Sie glaubte, dass er einen Spaß machte, doch sicher war sie nicht, deshalb lachte sie auch nicht. Entweder hatte er einen sehr eigenartigen Sinn für Humor oder er war ganz einfach nur schrecklich arrogant.
»Kommt. Wir verschwenden hier nur unsere Zeit«, sagte er, griff nach ihrer Hand und zog sie den Weg entlang.
»Werden wir hier die Nacht verbringen?«
Er machte sich gar nicht die Mühe, sich zu ihr umzudrehen, als er antwortete. »Nein, wir werden weiterreiten, nachdem Annie sich um Euren Arm gekümmert hat.«
»Ich möchte keine Last für Euch sein.«
»Sie wird sich geehrt fühlen, Euch helfen zu können.«
»Warum?«
»Weil sie glaubt, dass Ihr meine Braut seid«, erklärte er.
»Warum sollte sie so etwas glauben? Diese Lüge habe ich nur einem der Soldaten der MacDonalds erzählt.«
Er lachte. »Neuigkeiten verbreiten sich schnell, und jeder weiß, dass die MacDonalds kein Geheimnis für sich behalten können.«
»Oje, ich habe Euch schreckliche Umstände bereitet, nicht wahr?«
»Nein«, antwortete er.
Als sie an der Tür des Hauses angekommen waren, machte er einen Schritt zurück, um sie zuerst ins Haus gehen zu lassen. Sie trat ganz nahe an ihn und flüsterte: »Vertraut Ihr diesen Menschen?«
Er zuckte mit den Schultern. »So sehr, wie ich jedem vertraue, der kein Buchanan ist«, antwortete er. »Kevin Drummonds Schwester ist mit einem meiner Soldaten verheiratet, deshalb sehen wir ihn als eine Art Verwandten an. Alles, was Ihr vor ihm sagt, wird er streng geheim halten.«
Dylan stellte sie dem Ehepaar vor. Annie Drummond stand am Herd und verbeugte sich tief vor Gillian. Sie war ungefähr in ihrem Alter und hochschwanger. Kevin Drummond verbeugte sich ebenfalls und hieß sie in seinem Haus willkommen. Beide, so kam es Gillian vor, schienen äußerst nervös zu sein. Das Haus war klein, es duftete nach frisch gebackenem Brot. Ein mächtiger Tisch nahm den
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