Eine bezaubernde Braut
Ihr das nicht schafft?«
»Dann wird mein Onkel Morgan umgebracht werden.« Ihre Stimme versagte, und ein Schluchzen entrang sich ihrer Brust. Sie war selbst erstaunt darüber. Es war die Erschöpfung, die sie so empfindlich machte, entschied sie und zwang sich, ruhig zu bleiben. »Er ist der liebste Mann. Er hat mich in sein Haus aufgenommen und mich wie seine Tochter großgezogen. Ich liebe ihn und werde ihn mit allen Mitteln beschützen.«
»Der Baron ist nicht mit Euch verwandt?«
»Nein, das ist er nicht. Seid Ihr fertig mit Euren Fragen? Ich möchte gerne Alec ins Bett bringen. Es ist schon spät.«
»Ich bin fast fertig«, antwortete Brodick. »Gebt mir den Namen des Highlanders, der den Pakt mit dem Baron geschlossen hat.«
»Ich kann Euch den Namen nicht nennen, denn ich habe ihn nie gehört.«
»Sagt Ihr mir auch die Wahrheit? Sicher hat doch der Baron oder einer seiner Freunde den Namen des Mannes erwähnt«, meinte er, und seine Verärgerung war in der plötzlichen Stille nach seinen Worten deutlich zu erkennen.
»Warum sollte ich lügen? Um einen Verräter zu beschützen?«
»Aber Ihr habt ihn doch gesehen, nicht wahr?«, insistierte Brodick. »Alec hat mir erzählt, dass Ihr den Highlander von einem Hügel aus gesehen habt.«
»Jawohl.«
»Und Ihr würdet ihn wieder erkennen, wenn Ihr ihn seht?«, wollte Dylan wissen.
»Ja«, antwortete sie. »Alec und ich haben uns auf einem Hügel versteckt, unter dem der Weg entlangführte. Ich habe ihn deutlich gesehen, als er auf mich zugeritten kam. Er ist allerdings nicht der einzige Verräter«, fügte sie hinzu. »Alec sagt, es seien zwei … vielleicht sogar drei Männer gewesen, die ihn entführt haben.« Sie war so erschöpft, dass sie kaum noch den Kopf heben konnte. »Ihr wisst wohl, warum der Highlander nach Dunhanshire zurückkehrte, nicht wahr?«, flüsterte sie.
»Um dem Baron zu erklären, dass er den falschen Jungen entführt hatte«, antwortete Dylan. »Und dann wäre Alec umgebracht worden. Ist es nicht so?«
»Ja.«
»Mylady, warum hat man Euch geschlagen? Hat dieser Bastard Euch einen Grund dafür genannt?«, fragte Dylan.
»Hin Mann, der eine Frau schlägt, ist ein Feigling, Dylan, und Feiglinge brauchen keinen Grund, um ihre Taten zu rechtfertigen.« Aus Brodicks Stimme klang sein Zorn.
Gillian zog die Decke enger um sich. »Unser erster Fluchtversuch ist gescheitert, und der Baron wollte Alec und mich bestrafen.«
»Der Junge hat erzählt, dass Ihr Euch auf ihn geworfen habt, um ihn zu beschützen«, sagte Dylan. »Das war eine tapfere Tat, Mylady.«
Sie widersprach ihm. »Ich war nicht tapfer. Ich war voller Angst, dass er den Jungen umbringen würde. Ich glaube nicht, dass ich je zuvor in meinem Leben schon einmal eine solche Angst gehabt habe. Ich hatte gerade gehört, dass der Highlander unterwegs war, und ich wusste warum, und ich war so voller Panik, Alec wegzubringen, ehe …« Sie hielt plötzlich inne und holte tief Luft. »So vieles hätte schief laufen können. Sie hätten uns trennen oder Alec vor mir verstecken können, und immer, wenn ich darüber nachdenke, was hätte geschehen können, steigt diese Angst wieder in mir auf. Tapfer? Das glaube ich nicht.«
Brodick und Dylan warfen einander einen Blick zu, ehe Brodick weitersprach. »Wer war es, der diese Strafe ausgeführt hat? War es der Baron oder einer seiner Soldaten?«
»Warum wollt Ihr das wissen?«
»Antwortet mir.«
»Der Baron.«
»Alec hat gesagt, dass ein anderer Mann Euch auch geschlagen hat. Stimmt das?« Brodicks Stimme war leise und dennoch sehr bedrohlich.
»Ich erinnere mich nicht mehr.«
»Doch, das tut Ihr«, fuhr er sie an. »Sagt es mir.«
Erschrocken über den Ton seiner Stimme, reckte sich Gillian. »Um ehrlich zu sein, einer seiner Freunde hat mich geschlagen. Ich verstehe gar nicht, warum Ihr das unbedingt wissen wollt. Es ist vorüber.«
»Nein, Mädchen«, antwortete er sanft. »Es hat gerade erst begonnen.«
9
Unter dem stahlharten Äußeren des Kriegers schlug das Herz eines wahren Gentleman. Diese Erkenntnis war sowohl überraschend als auch belustigend, denn obwohl Brodick offensichtlich darauf bedacht war, sie zu umsorgen, so wurde doch sehr schnell deutlich, dass er keine Ahnung hatte, wie er das anstellen sollte. Als er schließlich die Befragung beendete, stand sie schnell auf, noch ehe er seine Meinung ändern konnte. Sie wandte sich ab, um zu gehen, doch ihre Füße verfingen sich in der Decke, und sie stolperte
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