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Eine bezaubernde Erbin

Eine bezaubernde Erbin

Titel: Eine bezaubernde Erbin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sherry Thomas
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wollte, dass er sie nie wieder losließ.
    „Also gut“, sagte sie. „Sechs Monate. Heute in einer Woche.“
    „Danke“, flüsterte er.
    Es war der Anfang vom Ende.
    Vielleicht war es auch das Ende von etwas, was niemals hatte beginnen sollen.

KAPITEL 5
    Die Flitterwochen
    1888
    In Fitz‘ Kopf hauste ein Riese, der unermüdlich einen Vorschlaghammer von der Größe des Olymps schwang. Er zuckte, der Boden hart und kalt unter seinem schmerzenden Körper.
    „Steh auf!“ Das Brüllen des Riesen war wie ein Nagel, der mitten durch Fitz‘ Schädel getrieben wurde. „Herrgott noch einmal, steh auf !“
    Es war kein Riese, der brüllte, sondern Hastings. Fitz wollte ihm sagen, dass er die Klappe halten und ihn in Ruhe lassen sollte – wenn er hätte aufstehen können und nicht wie ein gemeiner Trunkenbold auf dem Boden liegen würde. Und wenn er sprechen könnte. Aber seine Kehle schien mit Sand und Kies gefüllt, er brachte kein Wort heraus.
    Hastings fluchte und zog ihn an der Rückseite seines Hemdes hoch. Sie waren etwa gleich groß, aber Hastings war kräftiger. Er zerrte Fitz über den Boden, wobei sich dem der Magen umdrehte und sein Kopf schmerzte, als würde er gegen eine Wand geschlagen.
    „Hör auf, Gott verflucht, hör auf.“
    Hastings kümmerte sich nicht um seinen Protest. Er beförderte ihn in eine halbwegs aufrechte Haltung und stieß ihn dann in eine mit siedend heißem Wasser gefüllte Wanne.
    „Himmel!“
    „Wasch dich und werde nüchtern“, knurrte Hastings. „Ich kann Colonel Clements nicht viel länger warten lassen.“
    Colonel Clements konnte ihn mal.
    Der Vorschlaghammer schlug erneut zu und Fitz erinnerte sich, dass heute sein Hochzeitstag war. Die Zeit hielt für niemanden an, am wenigsten für einen jungen Mann, der nur das behalten wollte, was er besessen hatte.
    Er wischte sich mit einer nassen Hand über das Gesicht und öffnete schließlich die Augen. Er war in einem Bad mit abblätternder brauner Tapete, breiten, schleimgrünen Vorhängen und einem verbogenen Spiegelrahmen, dem der Spiegel fehlte. Sein Stadthaus, wie ihm schaudernd wieder einfiel.
    Hastings hatte kein Mitleid mit ihm. „Beeil dich!“
    „Colonel Clements …“ Er atmete scharf ein. Es fühlte sich so an, als hätte ihm jemand in sein rechtes Auge gestochen. „Er sollte nicht vor halb elf hier sein.“
    Die Hochzeit war um halb zwölf.
    „Es ist viertel vor elf“, sagte Hastings grimmig. „Wir versuchen seit zwei Stunden, dich fertig zu machen. Der erste Diener hat es nicht einmal geschafft, dass du dich rührst. Den zweiten hast du durch den Raum geschleudert. Ich hab dich in deinen Gehrock gesteckt und du hast dein halb verdautes Abendessen darüber erbrochen.“
    „Du machst Witze.“ Er erinnerte sich an nichts.
    „Ich wünschte, es wäre so. Das war vor einer Stunde. Dein Rock ist ruiniert, du wirst meinen tragen müssen. Und wenn du den ruinierst, dann, das schwöre ich dir, hetze ich die Hunde auf dich.“
    Fitz drückte sich die feuchten Finger gegen die Schläfen. Das war ein Fehler: Schmerz zog sich wie Stacheldraht durch sein Hirn. Er atmete zischend aus. „Warum hast du zugelassen, dass ich mich so betrinke?“
    „Ich hab versucht, dich davon abzuhalten. Du hast mir fast die Nase gebrochen.“
    „Wovon redest du?“
    „Dein Verhalten letzte Nacht, Lord Fitzhugh. Eines der Mädchen, die Copley eingestellt hatte, ist übrigens davongelaufen und hat geschrien, dass sie unmöglich die unnatürlichen Handlungen vollziehen könne, die du von ihr verlangt hast.“
    Fitz hätte gelacht, wäre er dazu in der Lage gewesen. Vor vierundzwanzig Stunden war er noch Jungfrau gewesen – es könnte sogar sein, dass er das immer noch war. „Das ist unmöglich“, murmelte er schwach.
    „Leider nicht“, sagte Hastings. Sein Gesicht zeigte eine Mischung aus Ungeduld, Mitleid und Entmutigung. „Es reicht, du musst dich zusammenreißen. Die Kutsche fährt um elf ab – wir hätten um elf bei der Kirche sein sollen.“
    Fitz bedeckte seine Augen. „Warum passiert mir das?“
    „Ich weiß es nicht. Ich weiß es wirklich nicht.“ Hastings‘ Stimme war belegt. Mit einer Hand drückte er Fitz die Schulter. „Was kann ich tun?“
    Was konnte er tun? Was konnte irgendjemand tun?
    „Lass mich einfach kurz allein.“
    „In Ordnung. Du hast zehn Minuten.“
    Zehn Minuten.
    Fitz vergrub das Gesicht in seinen Händen. Wie konnte er sich zusammenreißen, wenn sein ganzes Leben zerbrach? Nicht in zehn

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