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Eine bezaubernde Erbin

Eine bezaubernde Erbin

Titel: Eine bezaubernde Erbin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sherry Thomas
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aufgeben musstest, um mich zu heiraten.“
    Sie lachte auf, ein leises, seltsames kleines Geräusch. „Oh ja, der.“
    Er ging zu ihr. Sie trug niemals Parfum, aber ihre Seife duftete nach dem Lavendel von ihrem Landsitz – und nach einem Hauch von etwas Weicherem, Süßerem. Die Wärme ihres Körpers milderte den sonst so strengen Lavendelduft, ließ ihn interessanter erscheinen. Beinahe sinnlich.
    Er legte ihr eine Hand auf die Schulter. Sie zitterte bei seiner Berührung kaum wahrnehmbar – er hoffte, es war vor Überraschung und nicht vor Abscheu.
    „Millie … ich denke, ich kann dich Millie nennen?“
    Sie nickte.
    „Wir sind Freunde, Millie – gute Freunde sogar. Wir werden das gemeinsam durchstehen. Und wenn es vorüber ist, bin ich nicht der Einzige, dem es frei steht, alten Träumen zu folgen. Auch du bist dann ungebunden, und ich wünsche dir nur das Beste.“
    Sie sah weg. „Ich weiß kaum, was ich sagen soll.“
    „Dann sag ja.“
    „Du … du verlangst nicht, dass wir noch heute Nacht beginnen, oder?“
    Sein Puls raste. Natürlich nicht, aber bei dem bloßen Gedanke wurde ihm heiß.
    Dann erkannte er, warum sie es für möglich hielt, dass er eine solch plötzliche und ungehörige Forderung stellen könnte: Seine Finger hatten wie aus eigenem Willen entschieden, sich nicht damit zu begnügen, still liegen zu bleiben, sondern waren an ihrem Hals zu der empfindlichen Stelle unter ihrem Ohr hinaufgewandert.
    In einer Bewegung, die man als Liebkosung bezeichnen konnte.
    Er zog hastig seine Hand zurück. „Nein, nicht heute Nacht.“
    „Wann?“ Ihre Stimme war kaum zu hören.
    Er starrte auf die Stelle, wo eben noch seine Hand gewesen war, ihre glatte, bloße Schulter, ihr schlanker Hals, ihr anmutiges Ohrläppchen. „Heute in einer Woche.“
    Sie sagte nichts.
    „Vertrau mir: Alles wird gut werden, und wer weiß, vielleicht empfängst du ja sofort.“
    Sie wandte ihr Gesicht ab, aber selbst aus diesem Winkel konnte er, der die subtilen Abstufungen in ihrem Gesichtsausdruck über Jahre hinweg studiert hatte, erkennen, dass sie sich um eine ausdruckslose Miene bemühte.
    Er zögerte, sie wieder zu berühren, aber es war undenkbar, sie nicht zu trösten.
    „Es wird nicht so schlimm werden.“ Er zog sie in eine lockere Umarmung. „Ich verspreche es.“
    Für ihn würde es nicht schlimm werden, für sie hingegen schon.
    Verstand er nicht, was er da von ihr verlangte? Sie sollte seine Geliebte werden, wohl wissend, dass sie an einem nicht allzu fernen Tag beiseitegeschoben würde, wohl wissend, dass selbst, wenn er mit ihr schlief, sein Herz und seine Gedanken bereits bei der glücklichen Zukunft mit Mrs Englewood weilten.
    Sag es ihm. Es ist allein deine Schuld, wenn du es ihm nicht sagst.
    Er küsste ihr Haar.
    Hör auf. Fass mich nicht an.
    Aber sie liebte diese seltenen Berührungen. Als er sie hochgehoben und umhergewirbelt hatte, als er vier Walzer mit ihr getanzt hatte, als er ihr im Luftschiff den Arm um die Schultern gelegt hatte. Und natürlich jene Nacht in Italien. Immer und immer wieder schwelgte sie in jenen Erinnerungen, jedes Detail auf Hochglanz poliert, jede Empfindung vollends ausgeschöpft.
    Selbst jetzt sehnte sich ihr Körper danach, ihm näher zu sein. Sie wollte ihre Nase an seine Haut drücken und seinen Geruch einatmen – er duftete immer so herrlich, als wäre er gerade eben erst über eine sonnige Wiese gegangen. Sie wollte mit ihrer Handfläche über seine Wangen fahren, um die beginnenden Stoppeln zu spüren. Sie wollte ihre Hände unter sein Hemd wandern lassen und jede Kontur und Linie mit jener leidenschaftlichen Hingabe kennenlernen, mit der sie einst die Grandes Études gemeistert hatte.
    Es gibt keinen anderen. Ich liebe dich. Ich habe immer nur dich geliebt. Um Himmels Willen, zwing mich nicht dazu.
    Er küsste sie aufs Ohr, ein flüchtiger, unschuldiger Kuss. Trotzdem loderte Verlangen in ihr auf. Sie war verbrannt, nur noch Schutt und Asche.
    „Es wird bald vorbei sein“, murmelte er. „Es wird vorbei sein, ehe du es merkst.“
    Und für den Rest ihres Lebens würde sie nur noch ein Nebengedanke in seiner und Mrs Englewoods alles überstrahlenden Glückseligkeit sein.
    Ich kann nicht. Ich kann nicht . Lass mich in Ruhe.
    „Ich werde ein besonders rücksichtsvoller Liebhaber sein. Das verspreche ich.“
    Ein kleiner Schluchzer entrang sich ihrer Kehle, so sehr sie auch versuchte, ihn zu unterdrücken.
    Er umarmte sie fester. Sie konnte kaum atmen. Sie

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