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Eine bezaubernde Erbin

Eine bezaubernde Erbin

Titel: Eine bezaubernde Erbin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sherry Thomas
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vorsichtig gehandelt. Plumpudding und Makrelen waren die einzigen neuen Waren, die in den vergangenen zehn Jahren zur Produktpalette hinzugefügt worden waren. Seine Philosophie war es gewesen, nur wenige Artikel, diese aber dafür mit hoher Qualität herzustellen. Neben der zunehmenden Anzahl von Betrieben, die täglich eine größere Auswahl an Produkten auf den Markt brachten, verkaufte Cresswell & Graves in jedem Jahr in etwa dieselbe Anzahl an Produkten, aber sie waren prozentual in den Läden der Händler immer weniger vertreten.
    Zudem konnten sie ihre Waren nicht länger als die besten Konservenprodukte auf dem Markt anpreisen. Es stimmte, dass ihre Zutaten noch immer sorgfältig ausgewählt und genauestens geprüft wurden, und der Herstellungsprozess war sauber und gewissenhaft, aber in den vergangenen zehn Jahren waren neuere Technologien und Herstellungsmethoden entwickelt worden, durch die konservierte Nahrungsmittel frischer schmeckten und sich länger hielten. Cresswell & Graves hatte keine davon übernommen.
    Der Betrieb stagnierte. Lord Fitzhugh glaubte nicht, dass sie sich bereits in einer Krise befanden, aber wenn alles weiterhin in diesem Schneckentempo seinen Lauf nahm, dauerte es vermutlich nicht mehr lange, bis die Firma unwiderruflich dem Untergang geweiht war.
    Etwas musste sich ändern. Wenn sie nicht von sich aus jetzt eine Veränderung in Gang setzten, würde sie ihnen bald aufgezwungen werden. Er wollte eine Versammlung der Anwälte und Firmenleiter einberufen, um eine neue, dynamischere Richtung für die Firma zu besprechen. Würde Lady Fitzhugh ihn vor Ort dabei unterstützen?
    Millie war sprachlos – mehr noch durch seine Bitte als durch den beginnenden Verfall des Betriebs. Von Geburt an hatte man sie zur Dame erzogen. Sie wusste nichts über das Geschäft. Sie hatte noch nie eine von Cresswell & Graves Fabriken betreten. Und bis zu ihren Flitterwochen noch nie etwas aus einer Dose gegessen.
    Es erschien ihr beinahe frevelhaft, in irgendeiner Form an der Leitung des Geschäfts beteiligt zu sein. Ihre Mutter war es nie gewesen. Ihr Vater, wäre er noch am Leben, wäre schockiert, wenn sie sich einmischte.
    „Was soll ich tun?“, fragte sie ihre Mutter.
    „Was willst du tun?“ erwiderte Mrs Graves. Sie wirkte in ihrer Trauerkleidung noch immer blass und zerbrechlich, aber ihr Verstand war so klar wie eh und je.
    „Ich möchte tun, was ich kann, um Lord Fitzhugh zu helfen – und mir selbst. Aber ich bin mir nicht sicher, was meine Anwesenheit dabei nützen soll. Ich habe keinerlei Erfahrung mit Geschäftsangelegenheiten.“
    „Aber die Firma gehört dir. Ohne deine Unterstützung kann Lord Fitzhugh die Leitung nicht übernehmen.“
    „Es überrascht mich, dass er das überhaupt will.“ Aristokraten kümmerten sich gewöhnlich nicht darum, wie sie zu ihrem Geld kamen.
    Mrs Graves neigte ihren Stickrahmen, um ihre Handarbeit im Licht besser betrachten zu können. „Mir gefällt es. Ein junger Mann sollte eine anspruchsvolle Aufgabe haben, die ihn fordert. Zwar gibt es noch viel auf Henley Park zu erledigen, aber die meisten Verbesserungsmaßnahmen werden in nicht allzu ferner Zukunft abgeschlossen sein. Die Belange eines Unternehmens wie Cresswell & Graves werden dem Verantwortlichen immer genug zu tun geben.“
    Millie lag die halbe Nacht wach und dachte nach. Am Morgen schickte sie ihre Antwort noch vor dem Frühstück ab.
    Ich reise Ende der Woche ab.
    Lord Fitzhugh stand auf dem Bahnsteig und wartete, als Millies Zug in London ankam. Sie hatte nicht mit seiner Anwesenheit gerechnet. Wenn sie ein Ziel nach ihm erreichte, dann konnte sie immer sicher sein, dass er ihr eine Kutsche schickte, aber er hatte sie noch nie zuvor selbst abgeholt.
    Er nickte, als er sie sah. Sie drückte ihr Gesicht beinahe schon gegen das Fenster. Er war so attraktiv wie immer, ihr Ehemann, aber heute war noch etwas anders an seinem Erscheinungsbild. Er war recht förmlich gekleidet, mit glänzendem Zylinder, schwarzem Gehrock und einer Trauerbinde am Arm – aber das war es nicht.
    Dann erkannte sie, dass er zum ersten Mal, seit sie ihn kannte, wirklich enthusiastisch wirkte. Ganz anders als bei der Grafschaft, die er nur widerwillig übernommen hatte, genoss er die Aussicht darauf, Cresswell & Graves wieder zu Glanz und Ansehen zu verhelfen.
    Er bot ihr seinen Arm an, als sie ausstieg. „Wie war die Fahrt, Lady Fitzhugh?“
    „Ganz gut. Ich musste in Calais übernachten – der Nebel über dem

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