Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine bezaubernde Erbin

Eine bezaubernde Erbin

Titel: Eine bezaubernde Erbin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sherry Thomas
Vom Netzwerk:
Wärme.
    „Sie spielen wunderbar.“ Manchmal, wenn seine Schwestern oder Hastings sie in Henley Park besuchten, baten sie sie darum, ihnen etwas vorzuspielen.
    „Ich spiele gut. Wunderbar ist etwas ganz anderes. Man braucht musikalisches Talent, um wunderbar zu spielen. Ich kann nur die Tasten drücken und dem Instrument Klänge entlocken.“
    „Ich erkenne den Unterschied nicht.“
    „Das tun viele nicht – nach all den Übungsstunden.“
    „Gut. Wenn wir erst mal all unsere Übungsstunden hinter uns haben, können die Betriebsleiter Ihres Vaters hoffentlich auch nicht erkennen, dass wir sie manipuliert haben.“
    „Glauben Sie das wirklich?“
    „Ja“, sagte er. „Sie sind sehr überzeugend. Und überraschend gewieft. Sie werden Ihnen aus der Hand fressen.“
    In ihren Augenwinkeln bildeten sich wieder Fältchen. Er fragte sich erneut, ob sie ihn in der Nacht wohl im Arm halten würde – nur der Wärme wegen. Aber er würde natürlich nie fragen. Ein Pakt war ein Pakt.
    Sie zog ihren Schal enger um sich. „Wollen wir noch etwas üben? Mit Ihnen als Mr Hawkes?“
    „Nein, ich denke, ich werde diesmal Mr Mortimer übernehmen.“
    „Oh, gut, Sie ahmen Mr Mortimer ganz hervorragend nach.“ Sie sah ihn mit leuchtenden Augen an. „Ich weiß, dass ziemlich viel auf dem Spiel steht, aber das hier macht mir wirklich Spaß.“
    „Mir auch“, stimmte er zu. „Mir auch.“
    Das Treffen sollte im Januar stattfinden, einen Tag nach Lord Fitzhughs einundzwanzigstem Geburtstag. Es war wichtig, dass er volljährig war, damit sie für keine ihrer Entscheidungen mehr Colonel Clements‘ Erlaubnis einholen mussten – oder seine Billigung. Und damit sie nicht wie zwei Kinder Männern gegenübertraten, die seit Jahrzehnten im Geschäft waren.
    Am Abend zuvor hatte sie ihm beim Essen sein Geburtstagsgeschenk überreicht, einen Siegelring mit dem Wappen der Fitzhughs. Und in die Innenseite war das Familienmotto graviert: Audentes fortuna iuvat .
    „ Wer wagt, gewinnt “, übersetzte er. „Das trifft wunderbar auf unsere Situation zu. Ich werde ihn morgen tragen.“
    „Oh, gut.“ Sie bemühte sich, nicht zu atemlos glücklich zu klingen – was sie war.
    Er begutachtete die Größe des Ringes und steckte ihn sich an den Zeigefinger seiner rechten Hand. „Er passt perfekt.“
    Jetzt war sie nur atemlos. Seine Hand wirkte mit dem viereckigen, schweren Ring ganz anders. Oder aber der Ring betonte nur die Eigenschaften, die er seit ihrer Hochzeit entwickelt hatte, die kühle Entschlossenheit und gelassene Autorität.
    Sie wollte, dass er sie mit dem Ring an der Hand berührte. Sehnte sich danach.
    „Ich hoffe, er bringt uns Glück“, erklärte sie.
    „Ich auch. Aber wenn es nicht gut läuft, dann wissen wir zumindest, dass es nur an der Launenhaftigkeit des Glücks liegt, denn wir haben alles in unserer Macht Stehende getan, um die Gelegenheit zu nutzen.“ Er legte seine Hand auf ihren Arm. „Und was auch immer morgen passiert, ich könnte mir keinen besseren Partner in diesem Unterfangen wünschen – oder überhaupt einen anderen.“
    Es war keine Liebeserklärung, sondern eine Freundschaftsbekundung. Ihr Herz schmerzte – und füllte sich doch zur selben Zeit mit Wärme. Sie schloss ihre Hand um seine, die, an der er den Ring trug.
    „Es wird passieren“, sagte sie. „Wenn nicht morgen, dann an einem anderen Tag. Früher oder später werden wir triumphieren.“
    Das Treffen war wie eine Theateraufführung.
    In den fünf Wochen davor hatten sie alles bis in jede Einzelheit durchgesprochen und sich auf alle Eventualitäten vorbereitet, ihr persönliches Erscheinungsbild mit eingeschlossen. Ihr Trauerkleid, das sie eigens für diesen Anlass hatte anfertigen lassen, war weit geschnitten, damit sie darin kleiner und jünger wirkte. Er hatte sein Haar länger wachsen lassen, um weniger seriös auszusehen. Sie beide gaben zum Gruß nur einen schwachen Händedruck.
    Als sie im Büro ihres Vaters waren, setzte er sich nicht auf einen der im Halbkreis aufgestellten Stühle, sondern stand in einer Ecke des Raumes und gab sich den Anschein milder Langeweile, damit es so aussah, als sei er nur zur Begleitung seiner Frau hergekommen und würde wenig Interesse an den Vorgängen selbst hatte.
    Lady Fitzhugh, die sonst eine tadellose Haltung hatte, saß leicht vorgebeugt auf ihrem Stuhl und schien Schwierigkeiten damit zu haben, der Versammlung gegenüber den Blick zu heben, geschweige denn, sie anzusprechen.
    Ihre Stimme

Weitere Kostenlose Bücher