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Eine bezaubernde Erbin

Eine bezaubernde Erbin

Titel: Eine bezaubernde Erbin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sherry Thomas
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Haarnadeln mit den Amethysten und Diamanten, die Fitz ihr gekauft hatte, glitzerten in ihrem Haar. Ihre bloßen Schultern schimmerten seidig.
    Heute Nacht. Nach all den Jahren.
    Aber dadurch durfte sich nichts ändern. Seine Zukunft lag bei Isabelle. Das hier war nur seine Pflicht dem Titel und Millie gegenüber.
    Sie wandte sich um, als sie hörte, wie er sich näherte.
    „Wir sind so weit“, sagte er.
    Sie lächelte, sah ihm aber nicht in die Augen. „Ja, ich denke schon. Aber es ist immer nervenaufreibend, so einen Ball zu veranstalten.“
    „Du machst das wunderbar. Wann fahren die Kutschen?“
    Auf den Einladungen, die sie für ihre Bälle verschickte, gab sie immer die Uhrzeit an, für wann die Kutschen für die Gäste bestellt waren. Andernfalls blieben die Gäste gerne bis zum Morgengrauen, was sie nicht wirklich gut heißen konnte.
    Und bevor ein Ball anfing, fragte er immer nach den Kutschen, damit er wusste, wie lange er die Stellung halten musste. Aber heute Nacht, wenn die Kutschen abgefahren waren …
    Er sollte an Isabelles leidenschaftliche Liebeserklärung denken. An die Vergangenheit, die Zukunft, alles, nur nicht an die Gegenwart. Aber heute Nacht, wenn die Kutschen abgefahren waren, gab es nur Millie, ihren Duft, der wie eine leichte Brise von ihrem Lavendelfeld im Hochsommer war, ihre Haut, so weich und geschmeidig wie der feinste Samt.
    Ihre Blicke trafen sich. Sie errötete. Verlangen erfasste ihn.
    „Da … da kommt die erste Kutsche.“ Sie raffte ihren Rock, schon halb im Gehen. „Ich sollte mich ans obere Ende der Treppe stellen.“
    Er sah ihr nach – und versuchte, an Isabelle zu denken.
    Anders als Fitz, der nur selten tanzte, wenn er es nicht musste, genoss Hastings Bälle und tanzte fast ununterbrochen. Helena musste ihm zugutehalten, dass er nie die Mauerblümchen vergaß, jene Mädchen, die zwischen Hoffnung und Scham auf einen Partner warteten.
    Wenn er sie zum Tanz aufforderte, freuten sich die jungen Mädchen. Selbst mit einem unehelichen Kind unter seinem Dach galt er als äußerst gute Partie – er hatte von seinem Onkel nicht nur einen Titel, sondern auch ein erhebliches Vermögen, das aus der Industrie stammte, geerbt. Helena fragte sich, was die Mauerblümchen wohl von ihm halten würden, wenn sie wüssten, dass er Erotika schrieb – mit einer weiblichen Hauptfigur, bei der ihre Mütter in Ohnmacht fallen würden. Die sich mit offenen Augen hingab.
    Es war seltsam, dass Hastings, bei all den Küssen, die er über die Jahre von ihr zu stehlen versucht hatte, Helena nie zu einem Walzer aufgefordert hatte. Auch dieser Ball bildete keine Ausnahme. Statt bei einem Walzer war er ihr Partner bei einem Ländler, der immer von vier Paaren getanzt wurde.
    Der Tanz bot ihnen dennoch so viel Ungestörtheit, dass er seinen Kopf neigte und ihr ins Ohr flüsterte: „Mrs Monteth ist auf dem Kriegspfad, wie ich höre. Ich an Ihrer Stelle wäre vorsichtig.“
    „Mrs Monteth ist immer auf dem Kriegspfad.“
    Es war keine Übertreibung. Mrs Monteth, die Schwester von Andrews Frau, war nicht einfach nur eine Klatschbase, sondern vielmehr eine selbsternannte Beschützerin von Tugend und Rechtschaffenheit. Sie spionierte den Bediensteten nach, öffnete auf Hausgesellschaften auf dem Land irgendwelche Türen – warum man sie auch nur selten zu solchen Anlässen einlud – und tat alles in ihrer Macht Stehende, um die moralischen Verfehlungen der Menschen um sie herum aufzudecken und zu bestrafen.
    „Wenn Mrs Martin einen verirrten Liebesbrief von Ihnen an ihren Ehemann finden würde, an wen würde sie sich wohl zuerst wenden?“
    Sie nahmen die Hände der beiden Tänzer zu ihren Seiten und schritten auf die jeweils gegenüberliegende Reihe der Tänzer zu. Die Herren verbeugten sich, die Damen machten einen Knicks. Die Reihen trennten sich und bildeten wieder vier Paare.
    „Mrs Monteth verschwendet ihre Zeit. Ich stehe unter ständiger Beobachtung.“
    „Ich traue Ihnen nicht, Miss Fitzhugh. Sie werden sich irgendwie in Schwierigkeiten bringen.“
    „Und mich selbst Mrs Monteth ausliefern? Wohl kaum.“
    „Sie betrachten die Situation und ziehen nur Ihre Seite in Betracht, Miss Fitzhugh. Aber es sind noch andere Spieler beteiligt. Sie können nicht vorhersagen, wie sie sich verhalten werden.“
    „Solange ich faktisch eine Gefangene bin, können sie tun, was immer sie wollen.“
    Hastings atmete verärgert aus. Es war selten, dass er sich seine Erbitterung anmerken ließ, dieser

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