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Eine bezaubernde Erbin

Eine bezaubernde Erbin

Titel: Eine bezaubernde Erbin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sherry Thomas
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er eine Geliebte hatte. Ihre Mutmaßung wurde eines Abends bestätigt, als eine hübsche, dunkelhaarige Frau, an deren Hals Diamanten funkelten, ihm während des Abendessens zuzwinkerte, welches sie auf der großen Terrasse des Hotels, die den See überblickte, zu sich nahmen,.
    „Du schläfst mit ihr“, stellte sie fest.
    „Das tue ich nicht“, antwortete er, während er auf seinen Teller hinablächelte. „Ich besuche sie, wenn du es wissen musst, bevor ich mich in meinem eigenen Bett schlafen lege.“
    „Wohnt sie in diesem Hotel?“
    „Meine Liebe, ich wäre nie so geschmacklos, meine Geliebte im selben Haus zu haben wie meine Ehefrau.“
    „Hm, ist die Geliebte des Prince of Wales nicht immer bei ihm, wenn er auf einer Gesellschaft auf dem Land ist, selbst wenn die Prinzessin ebenfalls anwesend ist?“
    „Ich bin viel anständiger als der Prince of Wales, solltest du wissen. Das Haus Hannover war nur ein Haufen unbedeutender Deutscher, ehe uns die Angehörigen der Königsfamilie ausgingen, die wir auf unseren Thron setzen konnten.“
    Ein Kellner kam an ihren Tisch und servierte ihnen den nächsten Gang, Fischfilets, die fangfrisch aus dem See kamen, mit Salbeibutter.
    „Erzähl mir, wie das funktioniert“, hörte sie sich selbst fragen. „Wie findest du eine Geliebte? Ich bin neugierig.“
    Er warf ihr einen überraschten Blick zu. Sie war nie zuvor so direkt gewesen. Es lag etwas in seinem Blick – als hätte er gerade etwas Neues erkannt oder als hätte sich eine alte Erkenntnis erweitert. „Das ist bei jedem anders. Hastings, zum Beispiel, betritt einen Raum, sieht eine Frau, die er will, und geht sofort zu ihr.“
    Es war typisch für ihn, das Thema auf jemand anderen zu lenken. Er war wirklich zurückhaltend, wenn es um sein eigenes Leben ging. Aber sie ließ ihn nicht so leicht vom Haken: „Und du?“
    „Ich bin nicht so emsig.“
    „Und doch bist du nicht erfolgloser als Hastings.“
    Er hob gutmütig die Schultern, aber die Geste deutete auch an, dass er seine Vorgehensweise nicht weiter besprechen wollte.
    „Ich weiß, wie du es machst“, sagte sie.
    Er hob eine Augenbraue.
    „Wenn du einen Raum betrittst, dann gehst du nie sofort zu den hübschesten Damen. Du unterhältst dich eine Weile mit den Herren oder einer der Witwen. Aber zur selben Zeit nimmst du die Anwärterinnen sehr genau wahr und weißt, welche zu dir hinübersehen.“
    Er lächelte ganz leicht und nippte an seinem Mineralwasser. „Sprich weiter.“
    Ihr wurde plötzlich klar, dass er nicht ihrer Analyse seiner Verführungstechniken lauschte, sondern ihrem Bericht davon, wie genau sie ihn beobachtet hatte, während sie so tat, als ignorierte sie ihn. Sie konnte sich jedoch nicht mehr bremsen.
    „Du unterscheidest dich nicht so sehr von Hastings: Du weißt genau, welche Frau du willst. Und Du bist genauso ein Jäger wie er. Allerdings bist du eher wie eine Spinne, die zufrieden darauf wartet, dass ihre Beute zu ihr kommt.
    Die Damen bemerken dich also, jung, strahlend und zuversichtlich. Mit ihren Fächern winken sie dich zu sich. Du gibst ihrem Bitten jedoch nie sofort nach. Du sprichst mit der Gastgeberin. Scherzt mit den Herren. Und dann tust du so, als würdest du die Zeichen der Damen jetzt erst bemerken.
    Du beginnst bei der Dame, an der du das geringste Interesse hast und unterhältst dich am Ende mit der Dame, auf die du schon ein Auge geworfen hattest, als du in den Raum kamst. Ein paar Tage später erreichen mich die Gerüchte – aber ich weiß es schon längst.“
    Er nahm einen weiteren Schluck von seinem Mineralwasser, dann noch einen. Die Sonne war untergegangen, der Himmel indigoblau. Die Fackeln auf der Terrasse warfen ein dumpfes, goldenes Licht auf ihn.
    „Es scheint ganz so“, sagte er, „als würdest du mich besser kennen als alle anderen.“
    Sie war auf jeden Fall seine aufmerksamste Beobachterin.
    „Ich kenne dich nicht einmal halb so gut“, fuhr er fort.
    „Über mich gibt es nicht viel zu wissen.“
    „Da widerspreche ich. Du willst nicht, dass man viel über dich weiß – das ist etwas völlig anderes.“
    Manchmal fragte sie sich, ob er sie so genau beobachtete wie sie ihn. Jetzt hatte sie ihre Antwort: Er tat es. Und sie wusste nicht, was sie mit diesem Wissen anfangen sollte.
    Um das nervöse Flattern in ihrem Magen einzudämmen, widmete sie sich dem Fisch auf ihrem Teller. „Der schmeckt wirklich gut. Findest du nicht auch?“
    Zwei Tage später verließen sie den Comer See,

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