Eine Billion Dollar
schließlich brauchst du deinen Sekretär ja in Rufweite, oder?« Ein Schatten oder so etwas musste über Johns Gesicht gehuscht sein, denn er beeilte sich hinzuzufügen: »Die erste Zeit, meine ich. Ich schätze, Miss Nimmersatt Constantina wird demnächst sowieso darauf bestehen, dass ich bei ihr einziehe. Ach so -«, fiel ihm ein, »was zahlst du eigentlich?«
John hatte keine Lust, sich darüber den Kopf zu zerbrechen. »Was hast du dir denn vorgestellt?«
»Wie war’s mit fünftausend Dollar monatlich?«
»Okay.«
Was waren für ihn schließlich schon fünftausend Dollar? Ein längerer Atemzug, mehr nicht. Außerdem würde es doch darauf hinauslaufen, dass Marvin die ganze Zeit bei Constantina verbrachte.
John kam ein Gedanke. Er langte nach dem Notizblock, den er im Flugzeug dabeigehabt hatte, und überflog die hingekritzelten Zeilen. »Ich hätte auch gleich was für dich zu tun«, sagte er.
»Schau einer an«, meinte Marvin mit unterkühlter Begeisterung.
»Ich brauche englischsprachige Bücher. Jeremy kann ich nicht schicken, der ist Spanier und kann nur so viel Englisch, wie er als Butler braucht. Und selber zu gehen, mit Leibwächtern und allem, würde ich gern vermeiden.«
»Bücher?« Marvin sah drein, als habe er dieses Wort noch nie gehört.
»Alles, was sich auftreiben lässt zu den Themen Umweltschutz, Bevölkerungswachstum, Treibhauseffekt, Luftverschmutzung, Artensterben, Ozonloch und so weiter. Eine komplette Bibliothek zum Thema Zukunft der Menschheit.«
»Moment«, brummte Marvin. »Das muss ich mir aufschreiben. Hast du mal was zu schreiben?«
John reichte ihm den Kugelschreiber aus seinem Notizmäppchen, und er fing an, auf die Rückseite seiner Zeitschrift zu kritzeln. »Also, wie war das? Umweltschutz, und was noch?«
John diktierte ihm die Liste noch einmal. »Und außerdem Bücher zum Thema Wirtschaft und Finanzen. Was du kriegen kannst.«
»Da wirst du eine Menge Regale brauchen, schätze ich.«
»Ja. Die kannst du auch gleich besorgen. Und aufstellen. Wir machen aus einem der kleinen Salons hinten eine Bibliothek.«
Marvin furchte die Stirn, während er schrieb. »Eine Ahnung, wo ich hier in Spaghetti-Land englische Bücher auftreibe?«
»Nein«, gestand John. »Ich würde es in Florenz probieren, das ist immerhin eine Universitätsstadt.«
»Mach ich. Kann ich den Ferrari nehmen?«
»Den brauche ich nachher selber«, erwiderte John. Marvin würde demnächst seine Zahnbürste beanspruchen, wenn er in allem nachgab. »Du kannst einen der kleinen Lieferwagen nehmen. Sofia hat die Schlüssel dazu.«
»Das ist die Haushälterin?«
»Ja.«
»Okay.« Marvin stemmte sich lustlos in die Höhe. »Das ging ja schneller, als ich dachte. Ich richte bei der Gelegenheit dann gleich mal ein Konto ein und was man so braucht, okay?«
»Tu das. Die Kontonummer kannst du Jeremy geben, der verwaltet alle Angestellten.«
»Ich seh schon, es hat alles seine Ordnung bei dir.« Im Hinausgehen blieb er noch einmal stehen und drehte sich um, einen unzufriedenen Ausdruck im Gesicht. Er zögerte. »Darf ich dich noch was fragen?«
»Klar.«
»Du hättest auch zehntausend gezahlt, wenn ich’s verlangt hätte, oder?«
John zuckte die Schultern. Das wusste er selber nicht.
»Scheiße«, brummte Marvin und zog ab.
Als kurz darauf das Telefon klingelte, wusste er, dass es der Unbekannte war. Er wusste es einfach.
»Haben Sie nachgedacht?«, wollte die sonore Stimme wissen.
»Die ganze Zeit«, antwortete John und hatte Lust, ihn zu ärgern. »Sind Sie zufällig gestern von New York nach Paris geflogen?«
»Wie bitte? Nein.« Sieh an, man konnte ihn also doch ein bisschen aus der Fassung bringen,
»Ich dachte, ich hätte Sie erkannt.«
Ein Moment Stille, dann leises Lachen. »Guter Versuch.« Wieder ganz souverän. »Aber zurück zu Ihren Plänen. Was werden Sie machen mit Ihrem vielen Geld?«
»Meine bisher beste Idee ist, ein weltweites Projekt zur Geburtenkontrolle zu finanzieren.« Warum erzählte er ihm das? Andererseits: Warum sollte er ihm das nicht erzählen? Schließlich war es gelogen. Die Wahrheit wäre gewesen, dass er völlig konfus war. Und das brauchte er ihm nicht auf die Nase zu binden.
»Bemerkenswert.« Das klang fast wie ein Lob. »Darf ich fragen, aus welchem Beweggrund?«
John ging zum Sofa hinüber, setzte sich und versuchte, während des Telefonierens mit feuchtem Zeigefinger die Spuren von Marvins Schuhen abzurubbeln. Vergebens. »Ich denke, dass alle
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