Eine Billion Dollar
Sofa herunternehmen?«
Marvin sah unwillig hoch. »Wirst du jetzt spießig, oder was?«
»Das ist Alpaka-Leder. Ich kann von hier aus sehen, dass deine Sohlen schwarze Streifen darauf machen.«
Marvin rührte sich keinen Millimeter. »Ich schätze, es bringt dich nicht an den Bettelstab, ein neues zu kaufen.«
»Stimmt, aber das werde ich nicht tun«, entfuhr es John mit einer Schärfe, die ihn selbst überraschte. »Irgendjemand hat viele Stunden an diesem Sofa gearbeitet und eine Menge Sorgfalt hineingesteckt. Auch wenn ich noch so reich bin, gibt mir das nicht das Recht, seine Arbeit mit Füßen zu treten.«
»Okay, okay, reg dich wieder ab!« Marvin zog die Füße an und ließ die Beine auf den Boden hinabrutschen, bis er in einer vollkommen unnatürlichen Haltung auf dem Sofa lag. »Zufrieden?«
John fragte sich, ob es normal war, dass er jetzt schon Streit anfing wegen eines Sofas aus sinnlos empfindlichem Leder. »Sorry«, sagte er.
»Schon okay«, meinte Marvin großzügig. »Ehrlich, ich versteh das. Du bist jetzt ein reicher Mann, und reiche Leute haben nun mal Sachen, auf die sie gut aufpassen müssen.«
John sagte nichts. Mit bestürzender Klarheit sah er, dass sie nicht mehr die Kumpels und Leidensgefährten waren, die sie noch vor drei Monaten gewesen waren, und dass sie es nie wieder sein würden. Auf eine schwer zu begreifende Weise stand das Geld zwischen ihnen.
»Ich war übrigens bei Constantina«, erklärte Marvin unvermittelt.
»Ah«, machte John. Doch Marvin sagte nichts weiter, und so setzte er hinzu: »Schön. Ich… na ja, neulich, als du herkamst… ich dachte, das sei nur eine Affäre gewesen.«
»Ist es ja auch. Und was für eine. Du machst dir kein Bild, wie verrückt die nach mir ist.« Marvin blätterte weiter. »Es war bloß so, dass wir uns letzte Woche fast die Augen aus dem Kopf gevögelt haben, und ich dachte, vielleicht tun uns ein paar Tage Abstand ganz gut.« Er lachte meckernd in sich hinein. »Angehende Staatsanwältin… Sie war ganz schön platt, als ich ihr ‘nen Joint angeboten habe. Schätze, sie hat so was vorher noch nie geraucht.«
John blinzelte. Marvin musste verrückt sein, Marihuana mit sich herumzutragen. »Und was ist mit Brenda?«
Marvin machte eine wegwerfende Handbewegung. »Vergiss es. Das lief in letzter Zeit ohnehin eher problematisch.« Er legte die Zeitschrift beiseite und räkelte sich, musterte die Einrichtung des sonnenlichtdurchfluteten Salons, als schätze er ihren Wert. »Sag mal, du hast doch bestimmt einen Job für mich, oder?«
»Einen Job?«, stutzte John.
»Ich dachte, du könntest mich als deinen persönlichen Sekretär oder so einstellen«, erklärte Marvin. »Dein Mann für alle Fälle. Wie in dem Fall mit der Uhr von deinem Vater. Also – du musst zugeben, dass ich das erstklassig für dich erledigt habe, oder? Wenn der Typ in der Pfandleihe nämlich gemerkt hätte, dass dein Name auf der Rückseite der Uhr eingraviert ist, hätten die tausend Dollar sicher nicht gereicht, die du mir geschickt hast.«
John starrte ihn nur an. Er fühlte sich überrumpelt. »Ich weiß nicht…«
»Du brauchst so jemanden, Mann!« Marvins Stimme bekam jetzt denselben singenden Unterton, mit dem er sonst auf Konstantinos einredete, dass der ihm trotz seiner Schulden noch einmal Kredit gab. »Du bist jetzt reich, und du bist berühmt. Du kannst ohne Leibwächter nirgends hingehen. Überall starren dich alle Leute an. Dein Geld ist ein goldener Käfig, Mann, und deswegen brauchst du einen persönlichen Sekretär. Jemanden wie mich – intelligent, findig, vertrauenswürdig. Jemand, den du unauffällig losschicken kannst, damit er für dich die Kastanien aus dem Feuer holt…«
John fühlte sich in die Enge getrieben. Irgendwie hatte er kein gutes Gefühl bei der Sache. Marvin hatte ihm von jedem Job, den er je gehabt hatte, die schauerlichsten Geschichten erzählt, wie man ihn ausgenutzt hatte und schlecht behandelt. Und er hatte im Lauf der Zeit angefangen zu bezweifeln, dass Marvin daran tatsächlich immer so schuldlos gewesen war.
Andererseits – je länger Marvin auf ihn einredete, desto mehr kam es ihm wie ein unausweichlicher Schritt vor. Als wäre nur so eine neue Basis zwischen ihnen zu finden.
»Also gut«, sagte er schließlich wenig begeistert. »Du bist engagiert.«
»Hey, ich wusste, dass ich auf dich zählen kann, Kumpel«, grinste Marvin. »Ich nehme an, dann geht es auch in Ordnung, dass ich hier wohnen bleibe;
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