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Eine Billion Dollar

Eine Billion Dollar

Titel: Eine Billion Dollar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Bücher mit zahllosen Lesezeichen und prallvolle Ordner drängten. Die Stühle waren so abgeschabt wie die Tische, der Bildschirm des einzigen Computers flimmerte, das Telefon gehörte eigentlich ins Museum und der Drucker machte unentwegt leise, quietschende Geräusche. Und es stank durchdringend nach Zigarettenrauch.
    Das war auch kein Wunder, denn der Junge, der sich ihnen als Chefredakteur vorgestellt hatte, war eine schmächtige Gestalt mit strohigen Haaren, flinken Augen hinter einer dünnrandigen Brille und flinken Fingern, die unentwegt entweder mit dem Drehen von Zigaretten beschäftigt waren oder mit dem Kritzeln von Notizen, wenn die Zigarette brannte.
    »Was für eine Ehre, was für eine Ehre«, begrüßte er sie und räumte zwei Stühle von Pappschachteln und Aschenbechern frei. »Bitte Platz zu nehmen, Signor Fontanelli; leider kann ich Ihnen nur die äußerst bescheidenen Sitzgelegenheiten unserer kleinen Zeitschrift anbieten, womit nicht gesagt sein soll, dass wir uns gegen eine kleine oder auch nicht so kleine Spende zur Wehr setzen würden…«
    John setzte sich. Marco zog es vor, mit verschränkten Armen an der Tür stehen zu bleiben.
    »Sie haben sich etwas, wie soll ich sagen, dubios ausgedrückt am Telefon – was allerdings meine Neugierde entfacht hat, wie ich zugeben muss. Ich habe nur so viel verstanden, dass Lorenzo Ihr Cousin war, richtig?«
    »Sein Vater ist der Cousin meines Vaters«, erklärte John. »Ich weiß nicht, ob es dafür ein Wort gibt.«
    »Ah, verstehe, verstehe. Nein, da fällt mir im Moment auch kein Wort dafür ein. Aber wie auch immer, Sie sagten, Sie seien auf der Suche nach etwas, was Lorenzo geschrieben hat…« Er zerrte ein kleines Tonbandgerät unter einem Stapel aus Zeitungen, großen Briefumschlägen und einer staubigen Zipfelmütze hervor. »Ach, würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn ich unser Gespräch auf Band aufnehme? Ein Exklusivinterview mit dem reichsten Mann der Welt könnte die Auflagenzahl unserer chronisch vom Bankrott bedrohten Zeitschrift wieder in gesunde Bereiche heben, was, offen gestanden, mein größtes Interesse im Moment ist.«
    John zögerte. »Ich weiß nicht so recht…«
    Der jugendliche Zeitungsmacher fingerte schon an den Schaltern herum. »Interview mit John Salvatore Fontanelli, Billionär, am Nachmittag des – wo ist denn der Kalender? Keine Ahnung, den wievielten wir heute haben, den siebten Juli oder so.« Er stellte das kleine schwarze Kästchen an die Tischkante zwischen sie. »Signor Fontanelli, Sie sind ein weitläufiger Verwandter unseres verstorbenen Mitschülers Lorenzo. Wenn ich die entsprechenden Zeitungsmeldungen richtig im Kopf habe, wäre es so gewesen, dass, wäre er nicht kurz vor dem berühmten Stichtag ums Leben gekommen, Lorenzo das Billionenvermögen geerbt hätte – ist das richtig?«
    »Ja«, antwortete John langsam. Irgendwie fühlte er sich schon wieder etwas überrollt. »Das ist richtig.«
    »Nun haben Sie in seinen Unterlagen die jüngste Ausgabe unseres berühmt-berüchtigten Magazins Ritirata gefunden und darin den ersten Teil eines Artikels von Lorenzo Fontanelli über die Probleme der Menschheit, wie Sie mir am Telefon sagten. Und Sie sind hierher in die Redaktion gekommen, weil Sie den zweiten Teil dieses Artikels suchen, in dem nämlich die Lösung besagter Probleme erklärt werden soll. Erlauben Sie mir die Frage, Signore, ob Sie im Nachlass Ihres Cousins Lorenzo nach Ideen suchen, was Sie Sinnvolles mit Ihrem sagenhaften Vermögen anstellen können?«
    John sah ihn an. Dieser Junge war ganz schön auf Draht, und ein Schlitzohr obendrein, wenn er jemals eines getroffen hatte. Er deutete auf den Kassettenrekorder. »Machen Sie das aus.«
    Die Augen hinter der Brille blinzelten, als erleide er gerade einen Anfall von Debilität. »Signore, es ist keine große Sache – ich stelle nur ein paar Fragen, und Sie…« Er sah, dass sich Marco bewegte, ungefähr einen Millimeter oder so, und griff hastig nach dem Rekorder, um ihn abzuschalten. »Schon gut.«
    »Also«, wollte John wissen, »was ist mit dem Manuskript des zweiten Teils?«
    »Tja. Das wird mich noch ganz schön in Schwierigkeiten bringen«, meinte der Junge, dessen Namen John wieder vergessen hatte. Antonio oder so ähnlich. »Ich hab es nämlich nicht.«
    John und Marco wechselten einen kurzen Blick. Dann sagte John langsam: »Wenn es eine Frage des Geldes sein sollte – ich werde mich natürlich mit einer nicht zu geringen Spende

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