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Eine Billion Dollar

Eine Billion Dollar

Titel: Eine Billion Dollar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Menschheit erlebt. Ihre Lebensqualität war höher, als sie es je war und je wieder sein wird. Wir dagegen, Freunde, erleben schon das Ende dieser Ära.
    Die Ursache des Abstiegs ist dieselbe wie die Ursache des Aufstiegs: die Industrialisierung. Technische Erfindungen haben zu Verbesserungen der Lebensbedingungen geführt, die einem Menschen vergangener Jahrhunderte wie reine Zauberei vorkommen müssen. Aber die Erfindungen allein waren es nicht, die diese Veränderungen bewirkt haben; sie wären wirkungslos geblieben ohne ihre Nutzung auf breiter Basis – ein Auto für jedermann, Telefon und Farbfernseher in jedes Haus. Es war die Industrialisierung, die diese Verbreitung möglich gemacht hat. Antibiotika müssen industriell hergestellt werden, damit sie jederzeit und überall zur Verfügung stehen. Die Methoden der modernen Landwirtschaft haben so gut wie nichts mehr mit denen des letzten Jahrhunderts gemeinsam. Maschinen, Kunstdünger und Pestizide haben die Erträge so gesteigert, dass heute schon Überproduktion bekämpft wird.
    Die medizinischen Fortschritte haben dazu geführt, dass die Säuglingssterblichkeit gesunken und die Lebenserwartung gestiegen ist, was ein rasantes Bevölkerungswachstum zur Folge hatte. Bis jetzt konnten die höheren Erträge der Landwirtschaft damit einigermaßen Schritt halten; der Hunger in der Welt ist in erster Linie ein Verteilungs-, nicht ein Produktionsproblem. Aber die Landwirtschaft stößt allmählich an räumliche Grenzen, zudem gehen durch Verödung überall auf der Welt landwirtschaftlich nutzbare Flächen für immer verloren. Auch die Industrie gelangt an Grenzen, nämlich die der vorhandenen Rohstoffvorräte und die der Erträglichkeit der Umweltbelastung.
    Davon merken wir kaum etwas, werdet Ihr sagen. Die Dinge des täglichen Bedarfs sind reichlich vorhanden, manche davon werden eher billiger als teurer. Die oft prophezeite katastrophale Verschmutzung von Luft und Wasser ist ausgeblieben. Irgendwie scheint man es also doch im Griff zu haben, oder?
    Aber man stelle sich einmal vor, man könnte über Nacht die ganze Welt auf den Lebensstandard bringen, wie wir ihn hier in Italien oder in anderen Industrienationen gewohnt sind. Eine Milliarde Auto fahrende Chinesen, eine Milliarde Inder in Reihenhäuschen mit Gartengrill, und so fort. Was das bedeuten würde, ist leicht auszurechnen. In den unterentwickelten Ländern leben rund viermal so viel Menschen wie in den Industriestaaten. Ein Bürger der Industriestaaten belastet die Umwelt und die Rohstoffvorräte der Erde rund zehn-bis zwanzigmal mehr als ein Bewohner der Dritten Welt. Es würde also bedeuten, die Belastung der Erde, die ja jetzt schon hoch ist, noch einmal etwa zu verzehnfachen! Das wäre der Kollaps.
    Mit anderen Worten: Die Grenzen sind bereits erreicht. Denn wenn das Leben, das wir führen, nicht für alle Menschen möglich ist, heißt das nichts anderes, als dass wir uns mehr vom Kuchen genommen haben, als uns zusteht. Wir merken nur kaum etwas von den beschriebenen Problemen, weil es uns gelungen ist, sie in weit entfernte Länder zu verlagern. Italien verbraucht längst mehr Rohstoffe, als es besitzt, und das gilt für ganz Europa. Unser ständiges wirtschaftliches Wachstum ist nur möglich, weil wir den Ländern der Dritten Welt ihre Rohstoffe billig entreißen. Dafür schicken wir ihnen unseren Müll wieder zurück.
    Und wir sind anscheinend immer noch nicht zufrieden. Obwohl die Bevölkerung Italiens kaum noch zunimmt, ist alles Sinnen und Trachten auf weiteres wirtschaftliches Wachstum gerichtet. Alles muss immer größer, immer mehr und immer aufwändiger werden. Es scheint ein Ding der Unmöglichkeit zu sein, »Genug!« zu sagen und sich zufrieden zu geben mit dem, was man erreicht hat. Aber wohin soll das denn führen, dieses ständige wirtschaftliche Wachstum, das den Regierungen wichtiger ist als alles andere? Man jammert, wenn es nur zwei Prozent sind. Einmal angenommen, es wären fünf Prozent. Magere fünf Prozent, man rechne das einmal hoch, wenn man in Mathematik einigermaßen aufgepasst hat. Das heißt nämlich Verdoppelung nach sechzehn Jahren – doppelt so hoher Rohstoffverbrauch, doppelt so große Umweltbelastung, und so weiter. Über die Jahre führt auch ein prozentual geringes Wachstum zu einer gigantischeren Aufblähung, als wir uns vorstellen können.
    John nickte, als er an diese Stelle kam. Genau auf diese Weise war auch sein Billionenvermögen entstanden, das man mit Fug

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