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Eine Billion Dollar

Eine Billion Dollar

Titel: Eine Billion Dollar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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irgendetwas anders wird, als es bisher war. Das ist kein böser Wille. Die Vacchis sind zutiefst unfähig zu solchen Wünschen. Diese Eigenschaft hat diese Familie dazu befähigt, fünfhundert Jahre lang Rechtsgelehrte hervorzubringen, in jeder einzelnen Generation, und niemals der Versuchung zu erliegen, das Geld für sich zu behalten. Aber die gleiche Eigenschaft macht sie unfähig, Ihnen zu helfen, den notwendigen Wandel herbeizuführen.« Er sprang auf, stürmte auf die Tiefe des Raumes zu, hielt mitten auf dem Teppich an, fuhr herum und streckte die Arme in einer wilden Geste aus, die einem Propheten des Alten Testaments gut zu Gesicht gestanden hätte. »Erkennen Sie nun den Plan? Diese faszinierende Wendung des Schicksals, die ausgerechnet jemanden wie mich in dieses Geheimnis einweihte, rechtzeitig, um die Vorbereitungen zu treffen, dem Erben zur Seite stehen zu können? Jemanden, der ganz anders denkt, fühlt und handelt als diejenigen, die das Vermögen bewahrt haben? Alles geht genau so, wie es gehen muss. Ein Rädchen greift ins andere. Ich habe gewartet, fünfundzwanzig Jahre lang habe ich auf Sie gewartet, gewartet und mich vorbereitet, und nun sind Sie da. Es ist so weit. Heute ist der Tag, von dem man einmal sagen wird, dass an ihm die Zukunft begonnen hat.«
    John starrte ihn an, dann musste er sich abwenden, legte eine Hand über die Augen. »Das ist jetzt alles ein bisschen viel«, gestand er. Sein Herz führte sich auf, als sei er schon ein alter Mann, der keine Aufregungen mehr vertrug. »Vor allem habe ich immer noch keine Ahnung, wie Ihr Plan für die Zukunft aussieht. Die Vergangenheit – okay. Das habe ich verstanden. Aber was würden Sie denn tun? Was würden Sie ganz konkret mit einer Billion Dollar tun, um die Zukunft zu retten?«
    »Augenblick«, hakte McCaine ein und hob lehrerhaft den Finger. »Das war noch so ein Denkfehler der Familie Vacchi. Zu glauben, jemand könnte quasi aus dem Stand heraus die ungeheuer komplizierte Weltlage analysieren und auf nie da gewesene Ideen kommen, wie die Probleme zu lösen wären. Niemand könnte das. Sie nicht, ich nicht, und Albert Einstein könnte es auch nicht. Aber vergessen Sie nicht – ich hatte ein Vierteljahrhundert Zeit, nachzudenken. Und viel Zeit gleicht mitunter mangelndes Genie aus. Ich hatte Zeit, nachzudenken und zu planen, und ich hatte Zeit, mich umzusehen, was andere zu dieser Frage gedacht haben. Und siehe da: Eine Heerschar hochintelligenter Wissenschaftler hat dieses Problem schon seit langem von allen Seiten beleuchtet. Es ist überhaupt nicht nötig, auf irgendeine geniale Idee zu kommen – alle notwendigen Ideen sind längst gefunden, veröffentlicht und verfügbar. Das Problem ist nicht, dass man nicht wüsste, was zu tun ist – sondern dass man es nicht tut. Alles, was getan worden ist, war, Zeit ungenützt verstreichen zu lassen.«
    John sah ihm nach, wie er zu seinem Bücherschrank raste und darin herumsuchte. Sein Mund war trocken. McCaine schien nicht auf die Idee zu kommen, ihm etwas anzubieten. Vermutlich ging er davon aus, dass alle Menschen so bedürfnislos waren wie er selbst, die wichtigen zumindest.
    »Hier«, präsentierte McCaine ihm ein Buch, dessen Titel er aus der Ferne nicht entziffern konnte. »Dieses Buch würde ich an den Anfang setzen. Davor gab es nur diffuse, Angst machende Abhandlungen, die einander zu guten Teilen widersprachen, verfasst von wenig systematisch denkenden Publizisten. Danach gab es ernsthafte Forschung und wirkliche Erkenntnis. Die Grenzen des Wachstums. Das ist der Titel des Buches, das Anfang der Siebziger erschienen ist. Die Autoren waren Dennis Meadows und Jay W. Forrester. Forrester war Professor am MIT und entwickelte die theoretischen Grundlagen der Systemdynamik, ein Teilgebiet der Kybernetik, in dem das Verhalten hochgradig vernetzter Systeme erforscht wurde. Meadows machte daraus ein Computerprogramm namens WORLD2, das noch sehr schlicht und beschränkt war, aber doch schon aufzeigte, wie die Zukunft der Menschheit in groben Zügen aussehen würde, und anhand dessen man untersuchen konnte, wie verschiedene Maßnahmen sich auf diese Zukunft auswirken würden.« McCaine setzte sich wieder und legte das Buch auf den Tisch. John hatte noch nie ein zerleseneres Buch gesehen. McCaine musste es sich jahrelang unters Kopfkissen gelegt haben. »Sie werden verstehen, dass mir als Programmierer diese Ansatzweise zugesagt hat. Vergessen Sie nicht, damals war das Programmieren von

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