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Eine Billion Dollar

Eine Billion Dollar

Titel: Eine Billion Dollar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Teil der bestehenden Firma ausgegliedert wurde und einen neuen Namen bekam. Und ein eigenes Firmensignet, kostengünstig entworfen von der New Yorker Werbeagentur, an der Fontanelli Enterprises beteiligt war.
    »Nun der zweite Schritt. Wir kündigen an, dass Fontanelli Power an die Börse gehen wird. Das ist etwas aufwändiger, weil allerlei rechtliche Vorschriften zu erfüllen sind, vor allem aber muss im Vorfeld der Börseneinführung das Interesse der Anleger geweckt werden. Was angesichts des Namens Fontanelli kein Problem sein dürfte.«
    Das Rechtliche erledigten die Firmenanwälte, und in den Besprechungen fielen Begriffe wie Börsenprospekt und Neuemission, mit denen John zwar nichts anfangen konnte, die er sich aber verstohlen notierte, um die Zusammenhänge später nachzulesen. Die Werbeagentur entwarf eine Kampagne, die letztlich aber nicht durchgeführt zu werden brauchte, da sich allein aufgrund der Zeitungsmeldungen ein enormes Interesse an den Fontanelli-Power- Aktien entwickelte.
    »Wir werden nur einen kleinen Teil der Aktien auf den Markt geben. Sagen wir, fünfzehn Prozent. Da die Aktie dadurch überzeichnet ist…«
    »Bitte was?«, fragte John, mittlerweile reichlich gereizt durch das Börsenchinesisch.
    McCaine wurde wieder lehrerhaft. »Es sind mehr Kaufgesuche abgegeben worden, als es Aktien zu kaufen geben wird. Wir werden die Aktien per Los zuteilen, was diejenigen, die leer ausgehen, nur noch begieriger machen sollte. Passen Sie auf.«
    Der Ausgabepreis betrug schließlich 28 Dollar je Aktie. Noch am Ende des ersten Kurstages lag der Kurs bei 59 Dollar, und nach einer Woche hatte er sich bei 103 Dollar eingependelt.
    »Haben Sie gesehen, was jetzt passiert ist? Wir besitzen immer noch 85 Prozent von Fontanelli Power – aber diese 85 Prozent sind jetzt dreimal mehr wert als die ganze Firma vor dem Börsengang. Unser eingesetztes Vermögen hat sich also, auf dem Papier zwar, aber völlig legal und in Übereinstimmung mit den Spielregeln der Börse, innerhalb einer Woche verdreifacht.«
    John kam das reichlich surreal vor. »Und jetzt verkaufen wir alles?«, riet er.
    »Bloß nicht. Das ist ja das Verrückte: In dem Moment, in dem wir die übrigen Aktien auf den Markt werfen würden, würde das Angebot die Nachfrage übersteigen und folglich der Preis zusammenbrechen.«
    »Das heißt, es ist bloß ein Scheinvermögen, oder?«
    »Was ist ein Scheinvermögen? Ihre Billion existiert auch nur in Form magnetischer Impulse in den Computern der Banken. Keine dieser Banken wäre imstande, Ihnen alles in Bargeld auszuzahlen.«
    »Aber was nützt es uns, dass unsere Firma dreimal so viel wert ist wie vorige Woche, wenn wir den Wert nicht zu Geld machen können?«
    McCaine lächelte verschlagen. »Ganz einfach. Bisher haben wir Firmen gekauft und Geld dafür bezahlt. Jetzt können wir Firmen übernehmen, indem wir Aktien der Fontanelli Power im Tausch anbieten. Wir müssen nur darauf achten, einundfünfzig Prozent zu behalten, dann behalten wir auch die Kontrolle. Bei Lichte betrachtet, setzt uns dieses Manöver imstande, Firmen in unseren Besitz zu bringen mit Geld, das es überhaupt nicht gibt.«
    Das musste sich John noch einmal erklären lassen und dann noch einmal mit hingekritzelten Skizzen auf einem Notizblock, ehe er begriff, dass das tatsächlich so funktionierte, wie er von Anfang an verstanden hatte, aber nicht hatte glauben können.
    »Das geht ja wirklich«, gab er schließlich zu.
    »Nicht wahr? Als hätte jemand die Regeln speziell für uns gemacht«, meinte McCaine. Unverhohlene Siegesgewissheit stand in sein Gesicht geschrieben, als er hinzufügte: »Und es kommt noch besser.«
    »Noch besser?«
    »Viel besser. Als Nächstes gründen wir eine Bank.«
     
    Fast auf den Tag genau ein Jahr nach der Gründung von Fontanelli Enterprises entstand aus dem Zusammenschluss einiger Banken, die McCaine vorwiegend im Mittelmeerraum gekauft hatte, die Banco Fontanelli di Firenze, die größte Privatbank der Welt mit Sitz in Florenz.
    Da der Name Fontanelli im Bewusstsein der Öffentlichkeit gleichgesetzt wurde mit dem unfassbaren Betrag von einer Billion Dollar, missverstand man diese Meldung dahingehend, die Banco Fontanelli sei die größte Bank der Welt. Das war sie tatsächlich nicht, vielmehr rangierte sie zum Zeitpunkt ihrer Gründung gerade mal ungefähr auf Platz 400. John Fontanelli selbst unterhielt nur ein relativ bescheidenes Konto bei seiner eigenen Bank, verglichen zumindest mit seinen

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