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Eine Billion Dollar

Eine Billion Dollar

Titel: Eine Billion Dollar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Schatten eines – was war das, eine Art großer weißer Schirm? – und verfolgte, wie der Fotograf Anweisungen gab, wie sich eine in nichts als Schleier gehüllte erotische Erdgöttin räkelte, dehnte und wand und wie Blitzlichter aufflammten. Wenn das die Menschen nicht animierte, sich für den Erhalt der Natur einzusetzen, dann wusste er jedenfalls nicht, was sonst.
    »Pause«, rief der Fotograf. Er gab seinen Helfern ein paar Anweisungen, den Kulissenaufbau betreffend, und im Umhersehen entdeckte er John.
    »Ah, Mister Fontanelli.« Er kam heran, schüttelte ihm die Hand. Er war älter, als er aus der Ferne und von den Bewegungen her wirkte, ein drahtiger Mann mit weißblondem Strähnenhaar und Altersflecken im Gesicht. »Curtis. Howard Curtis. Lionel hat angedeutet, dass Sie vielleicht mal vorbeischauen würden. Willkommen. Wie gefällt es Ihnen?«
    John nickte, zögerte. Ja, er sei beeindruckt.
    »Eine klasse Frau, was? Wirklich toll. Absolut professionell, weiß hundertprozentig, was wie wirkt, hat sich total im Griff. Ein echter Profi, wirklich.«
    John sah an ihm vorbei auf die Kulisse. Patricia deBeers saß aufrecht auf einem Hocker, hatte die Schleier zurückgestreift und ließ sich von einer pummeligen Maskenbildnerin den Busen mit irgendetwas abtupfen, Make-up vermutlich. Es war ein Anblick, der es ihm schwer machte, den Worten des Fotografen zu folgen.
    »Wissen Sie was…?« Der Mann, von dem Hillman behauptete, er sei der beste Porträtfotograf der Welt, trat einen Schritt zurück und betrachtete John aus zusammengekniffenen Augen. »Eine Frage, Mister Fontanelli – haben Sie Lust, etwas auszuprobieren?«
    »Sagen Sie jetzt bloß nicht, dass Sie mich fotografieren wollen.«
    »Unbedingt.«
    »Nein.«
    »Ich akzeptiere kein Nein, Mister Fontanelli.«
    »Auf keinen Fall.«
    »Ihrer Stiftung zuliebe.«
    »Gerade deswegen. Ich will den Preis nicht lächerlich machen, ehe er das erste Mal verliehen wird.«
    Curtis trat mit einem abgrundtiefen Seufzer noch einen Schritt zurück und rieb sich heftig das Kinn, ohne den Blick einen Moment von John abzuwenden. »Ein Vorschlag«, sagte er.
    »Nein«, sagte John und erwog, einfach zu gehen.
    »Ich fotografiere Sie, zusammen mit Miss deBeers und dem Preis. Und Sie entscheiden aufgrund der fertigen Fotos. Bitte –« Curtis hob die Hand, ehe John etwas sagen konnte. »Mir zuliebe. Das bin ich meinem Renommée als Fotograf schuldig.«
    »Und mit den fertigen Fotos in der Hand bearbeiten Sie mich dann so lange, bis ich zustimme.«
    »Ehrenwort, nein. Das können Sie schriftlich haben oder vor Zeugen, wie Sie wollen. Wenn Sie Nein sagen, ist es nein und fertig.« Curtis lächelte verschmitzt. »Aber Sie werden nicht Nein sagen.«
     
    Ein paar Tage nach dem Fotoshooting – er hatte der Erdgöttin den Preis gereicht, sozusagen zu treuen Händen, sich bemüht, ihr dabei nicht auf den Busen zu starren, und es hatte geklickt und geblitzt ohne Ende – fand er die Zeitung beim Frühstück so gefaltet vor, dass eine Meldung auf einer der letzten Seiten oben lag. Jemand hatte sie zusätzlich rot angestrichen, John hatte keine Ahnung, wer. Drogenvorwürfe gegen amerikanischen Rockstar haltlos lautete die Überschrift. Man hatte die Anklage gegen Marvin fallen gelassen, hieß es im Text; ein anfänglicher Verdacht habe sich als unbegründet erwiesen.
    »Seien Sie nicht naiv, John«, sagte McCaine, als John in sein Büro marschiert kam und ihm die Nachricht präsentierte. »Ihr Freund ist schuldig wie Judas. Ich musste fünf Polizeibeamte bestechen und zwei Richter, damit die Sache erledigt war.«
    John sah ihn bestürzt an. »Wie bitte? Bestechen?«
    »Ich habe gesagt, dass ich mich darum kümmern würde, oder?«
    »Schon, aber Bestechung…?« John kam sich entsetzlich provinziell vor.
    McCaine faltete geduldig die Hände vor dem Leib. »John – Sie glauben doch nicht, dass wir eine Schlagzeile wie Reichster Mann der Welt kauft Drogendealer frei hätten verhindern können? Mit allem Geld der Welt nicht. Und wie hätte Ihnen das gefallen?«
    »Weiß ich nicht. Dass wir jetzt Leute bestechen, als wären wir irgendwelche Mafiosi, gefällt mir jedenfalls nicht.«
    »Das verlangt auch niemand.« McCaine sah ihm forschend in die Augen, mit einer Intensität im Blick, die John erschreckte. Einen Moment lang herrschte Stille im Raum, als ginge ein Engel vorbei. »Es ist in Ordnung, dass es Ihnen nicht gefällt«, sagte McCaine endlich. Er sprach so leise, als sitze der Engel noch

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