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Eine Billion Dollar

Eine Billion Dollar

Titel: Eine Billion Dollar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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sogar willkommen gewesen, aber mit dem neuen Jahr kamen neue Aufträge und Bestellungen, die mit den nicht organisierten Arbeitern allein nicht zu bewältigen waren.
    »Das Arbeitsrecht verbietet auch in den USA, Streikenden zu kündigen«, erklärte Donald Rash mit beißlustiger Miene. »Wir kaufen so viel wie möglich von unseren Auslandstöchtern, und wir reorganisieren zurzeit jede Woche mehr als sonst in einem Jahr, aber die Grenzen des Möglichen sind absehbar. Bei den Baggern haben wir sie schon erreicht.«
    McCaine hielt die Hände vor dem Mund gefaltet, als bete er. »Was haben Sie vor?«
    »Neue Leute einstellen«, erwiderte der Chef von HUGEMOVER. »Das Arbeitsrecht verbietet nicht, Streikbrecher anzuheuern. Wir haben Rezession, andere Firmen rationalisieren auch, und aus Übersee kommen gute Leute, die für wenig Geld arbeiten. Außerdem haben wir inzwischen viele Arbeitsabläufe so weit vereinfacht, dass wir nicht unbedingt Facharbeiter brauchen. Früher war das immer das Problem bei Streiks, dass man auf die Leute angewiesen war, aber inzwischen ist es kein Problem mehr, neue zu finden.«
    »Das weiß die Gewerkschaft auch, oder?«, fragte McCaine.
    »Hmm, ja, ich denke doch.« Rash musterte McCaine, der reglos abwartete. »Ach so. Vielleicht reicht es, wenn ich zunächst damit drohe.«
    »Einen Versuch ist es wert«, sagte McCaine.
    Zwei Tage später gingen die Streikenden wieder an die Arbeit, zu zwanzig Prozent weniger Lohn und zwei Stunden pro Woche länger.
    »Na also«, war McCaines Kommentar, und zum ersten Mal seit langem war wieder so etwas wie ein Lächeln in seinen Zügen.
     
    Das Telefon neben seinem Bett riss John aus dem Schlaf. Er fuhr hoch, starrte das verdammte Ding an und war sich zuerst sicher, dass es nicht wirklich geläutet hatte. Es war halb drei Uhr morgens. Er hatte das geträumt, ganz sicher.
    Da klingelte es wieder, wahrhaftig. Kein gutes Zeichen. Ein Telefon, das nachts um halb drei klingelt, tut das nie, um eine frohe Botschaft zu überbringen. Er nahm ab, hastig. »Hallo?«
    »Du verdammter Dreckskerl…« Eine Frauenstimme aus weiter Ferne, mit merkwürdigem Hall im Hintergrund, als spreche sie aus einem Abwasserkanal. Und sie sprach Italienisch.
    »Wie bitte?«
    »Ich sagte, du bist ein verdammter Drecks kerl.« Sie klang ausgesprochen betrunken.
    John fuhr sich mit der Hand über das Gesicht, als könne das die Gehirntätigkeit in Gang bringen. »Zweifellos«, sagte er, »aber würden Sie mir bitte sagen, wer Sie sind?«
    »Porco D­o…« Eine längere Pause, in der nur schwere Atemzüge zu hören waren. »Du hast mich doch nicht schon vergessen? Sag, dass du mich nicht schon vergessen hast.« Sie fing an, leise und verquollen zu weinen.
    John zermarterte sich das Hirn, aber es wollte ihm nicht um alles in der Welt einfallen, wessen Stimme das sein konnte. »Es tut mir leid…«, sagte er zögernd.
    »Es tut dir leid? Ja. Das sollte es auch. Es sollte dir auch leidtun. Du bist nämlich an allem schuld.« Ein kieksender Schluchzer, dessen Klang nun doch vage Erinnerungen in John wachrief. »Du bist an allem schuld, hast du das gehört? Du ganz allein. Du bist schuld, dass Marvin im Gefängnis sitzt. Und mich kannst du auch irgendwann von der Straße kratzen. Ich hoffe, das wird dir dann auch leidtun, du Dreckskerl.« Der Hörer wurde mit einem krachenden, schleifenden Geräusch aufgelegt, als habe sie Probleme, den Apparat damit zu treffen.
    John behielt seinen Hörer in der Hand, saß mit wummerndem Herzen da und starrte fassungslos vor sich hin. Constantina. Das konnte nur Constantina gewesen sein. Um Gottes Willen. Und er hatte sie nicht einmal erkannt.
    Marvin im Gefängnis? Das hatte nicht so geklungen, als sei es im Suff so dahingesagt worden. Er wählte die Nummer des Sicherheitsdienstes. Marco meldete sich, und er klang bestürzend wach für die Uhrzeit. John schilderte ihm, was vorgefallen war.
    »Es tut mir leid, Mister Fontanelli. Ich kann mir nicht erklären, wie der Anruf zu Ihnen durchgekommen ist. Eigentlich ist das die geheimste aller Geheimnummern.«
    »Sie wird sie von Marvin haben. Der ist ein Schlitzohr in solchen Dingen. Aber deswegen rufe ich nicht an.« Er erklärte, weswegen er anrief. Später schlüpfte er in seinen Morgenmantel und tigerte ruhelos durch seine hallenartigen Wohnräume, bis das Telefon endlich wieder klingelte.
    »Es stimmt«, sagte Marco. »Ein gewisser Marvin Copeland ist in Brindisi verhaftet worden. Die Anklage lautet auf

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