Eine Billion Dollar
hat: Wenn Sie sich mit Versagern abgeben, werden Sie trotzdem nichts erreichen. Sie ziehen Sie in die Tiefe. Sie vereiteln Ihre Pläne, kommen Ihnen in entscheidenden Momenten in die Quere, vergiften Ihr Leben auf tausendundeine Weise, als wären sie eine ansteckende Krankheit. Und ich bin mir nicht einmal sicher, ob sie das in gewisser Weise nicht tatsächlich sind.«
John war müde und wünschte sich, er hätte sich vom Flughafen direkt nach Hause bringen lassen. Er war absolut nicht in der Stimmung zu streiten. »Sie sprechen von ihm, als wäre er eine Ratte oder so was.«
»Wie würden Sie das nennen, was er dieser Constantina antut?« McCaine stand wie ein Fels vor dem abendlichen Panorama Londons, verschränkte die Arme. »Marco war so freundlich, mich über die Hintergründe aufzuklären.«
»Constantina Volpe ist eine erwachsene Frau und für sich selber verantwortlich«, versetzte John entnervt. »Und Marvin hat mir in einigen schwierigen Momenten sehr geholfen. Ich war ihm etwas schuldig.«
»Sie waren ihm etwas schuldig? Ah. Na ja. Und wann werden Sie aufhören, ihm etwas schuldig zu sein?«
»Keine Ahnung.« Darüber hatte er noch nie nachgedacht. Eigentlich konnte es nicht endlos so weitergehen, wenn man es genau überlegte. »Na ja. Ich schätze, jetzt sind wir jedenfalls quitt.«
McCaine gab ein grunzendes Geräusch von sich. »Sie gehen so selbstverständlich davon aus, dass Sie ihm einen Gefallen getan haben mit Ihrer Aktion.«
»Ich habe ihn aus dem Gefängnis geholt.«
»Und weiter? Wie haben Sie sich das gedacht? Sie stellen Kaution für ihn, er kommt frei und kann sich absetzen?«
»So ungefähr.«
»Sie glauben wirklich, mit seinem drogenvernebelten Hirn ist er imstande, Grenzkontrollen zu vermeiden und einer Fahndung über Interpol zu entgehen? Seien Sie nicht albern.«
»In solchen Dingen halte ich ihn für ziemlich raffiniert, ja«, hielt John ärgerlich dagegen.
McCaine nahm die Arme wieder auseinander, trommelte einen Moment mit den Fingerkuppen gegen die Außenkante von Johns Schreibtisch, dann meinte er: »Nun ja, wie auch immer. Eigentlich wollte ich Sie nur um eines bitten, John – sollten Sie irgendwann wieder einmal ein Problem dieser Art haben, dann kommen Sie damit bitte zu mir. Können wir uns darauf einigen?«
»Was meinen Sie mit ›ein Problem dieser Art‹?«
»Sie verstehen schon, was ich meine.« McCaine blieb in der Tür stehen, die Klinke in der Hand. »Tun Sie nichts heimlich. Kommen Sie mit solchen Dingen zu mir. Ich kümmere mich darum.«
John hatte einen Projektmanager namens Lionel Hillman mit dem Stiftungsprojekt betraut, einen umtriebig wirkenden Mann mit rostbraunen Locken und ebenfalls rostbraunen Haaren, die ihm aus der Nase wuchsen und die man nicht umhin kam anzustarren, wenn man mit ihm sprach.
Hillman hatte sich mit voller Energie in das Projekt gestürzt und schien es mittlerweile zu atmen und zu trinken, schien eins damit geworden zu sein. Von ihm stammte der Vorschlag, den Preis Gäa-Preis zu nennen, benannt nach Gaea, der antiken Erdgöttin, Mutter des Himmels und der Titanen, Quelle der Träume, Nährerin der Pflanzen und Kinder. John, dem all diese Bedeutungen unbekannt gewesen waren, hatte begeistert zugestimmt. Hillman hatte ferner eine Jury zusammengestellt aus fünf anerkannten Biologen, Ökologen und Naturschützern, jeder aus einem anderen Erdteil stammend, hatte eine Satzung und ein Stiftungsmodell entwickelt nach dem Vorbild des Nobelpreises, hatte von einem Künstler eine Preistrophäe entwerfen lassen, die bislang allen, die sie gesehen hatten, ein fast ehrfürchtiges Nicken abgenötigt hatte, und schließlich hatte er eine Werbekampagne entworfen, die die Existenz und Bedeutung des Gäa -Preises jedem Erdenbürger ins Bewusstsein zu brennen versprach, bis er im November 1997, am letzten Samstag im Monat, zum ersten Mal verliehen werden würde. Der Zeitpunkt – knapp zwei Wochen vor Verleihung der Nobelpreise – war ebenso mit Bedacht gewählt wie der Ort, Kopenhagen, der den Gäa -Preis im Bewusstsein der Öffentlichkeit ebenfalls in diese erlauchte Sphäre zu rücken versprach.
Er lud John ein, die Shootings für das Anzeigenmotiv zu besuchen. Die Erdmutter sollte von niemand Geringerem verkörpert werden als von Patricia deBeers, dem teuersten Model der Welt, von den Medien einhellig gefeiert als schönste Frau des Jahrhunderts. Und schön war sie, gütiger Himmel, atemberaubend geradezu. John blieb schüchtern im
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