Eine Billion Dollar
ob es Sinn machen würde, auch Blair einmal einzuladen; zumindest wirkte er sympathischer als sein Vorgänger.
Die Fotos, die Curtis von John Fontanelli und Patricia deBeers gemacht hatte, waren inzwischen fertig, und wie der Fotograf es vorausgesagt hatte, war John angenehm überrascht. Nach einigem Zögern und Rücksprache mit McCaine gab er sein Einverständnis, diese Bilder in der geplanten Anzeigenkampagne zu verwenden.
HUGEMOVER machte wieder Probleme. Die Gewerkschaft versuchte, mit Bummelstreiks und Dienst nach Vorschrift Sand ins Getriebe zu streuen und so neue Verhandlungen zu erzwingen. Donald Rash wirkte etwas ratlos, nachdem er ihnen vom Bildschirm aus die Situation geschildert hatte.
McCaines Gesicht strahlte düstere Bedrohung aus. »Die Gewerkschaft hat doch sicher in Ihrem Betrieb Schlüsselfiguren, Funktionäre, Anstifter. Wissen Sie, wer das ist?«
»Ja«, sagte Rash. »Sicher.«
»Schmeißen Sie sie raus.«
Der bullige Amerikaner bekam große Augen. »Aber… das ist illegal!«
»Schmeißen Sie sie trotzdem raus.«
»Und dann? Die Arbeiter werden streiken. Und in diesem Fall darf ich den Streik nicht mit Arbeitskräften von außen brechen. Nicht nach geltendem Recht jedenfalls.«
»Dann schicken Sie die Sesselhocker aus den Büros hinunter in die Halle«, sagte McCaine. »Die Ingenieure, das gesamte untere und mittlere Management. Gehen Sie selber hinunter und schrauben Sie Planierschilde an.« Er nahm ein Blatt mit Zahlen über die Zusammensetzung der Belegschaft von HUGEMOVER zur Hand. »Und Sie haben fünftausend Teilzeitarbeiter, die Sie hinzuziehen können, ohne gegen das Gesetz zu verstoßen. Sagen Sie ihnen, wer seinen Job behalten will, soll sich ins Zeug legen.«
»Aber das ist…« Rash hielt inne, biss sich auf die Lippe und nickte. »O.K.«
McCaine ließ einen Moment der Stille eintreten, die wie ätzende Säure war. Dann sagte er: »Wir haben es hier mit einem Präzedenzfall zu tun. Wir werden das durchziehen. Verstehen Sie das, Donald?«
Donald Rashs Gesichtsausdruck verriet, dass er begriffen hatte, gut daran zu tun, das zu verstehen. »Ja, Mister McCaine«, sagte er.
Am nächsten Tag stand in der Zeitung, HUGEMOVER habe alle Gewerkschaftsfunktionäre entlassen. Am Tag darauf wurden die Werke erneut bestreikt, siegesgewiss, denn die Kündigungen waren nicht rechtmäßig gewesen. Dass nun Einkaufsleiter in blaue Arbeitsanzüge stiegen, Personalsachbearbeiter mit schweren Schraubenschlüsseln hantierten und Sekretärinnen Gabelstapler fuhren, war allenfalls Anlass zu allgemeiner Heiterkeit.
Der einsame Overheadprojektor am Kopfende des riesigen Konferenztisches strahlte sein fahles Lichttrapez an die Wand. Die Dunkelheit verzog sich in die äußersten Ecken des Raums und schien dort zu hocken wie ein lichtscheues Tier.
»Was sagen Sie zum großen Schachduell?«, wollte McCaine von Professor Collins wissen, während der seine Folien zurechtlegte. »Mensch gegen Maschine. Kasparow gegen Deep Blue .«
Der Wissenschaftler sah auf. »Ich muss gestehen, dass ich die Berichterstattung darüber nur am Rande verfolgt habe. Wie steht es denn?«
»Es ist vorbei. Kasparow hat heute die letzte Partie verloren, nach neunzehn Zügen. Der Computer von IBM ist Schachweltmeister, sozusagen.«
Collins nickte. »Nun, was erwarten Sie, dass ich dazu sage? Ich denke, dass diejenigen, die jetzt die menschliche Ehre verletzt sehen, dieses Turnier völlig falsch betrachten. Mir zeigt es einfach, wozu Computer imstande sind. Wozu Computer da sind, wozu letztlich alle Maschinen da sind: um spezielle Aufgaben besser zu erledigen, als ein Mensch es könnte.«
McCaine lächelte. »Gut gesagt.«
Der Bericht begann, wie derartige Berichte eben beginnen: mit einem Rückblick auf die Aktivitäten des vergangenen Jahres. John musste an sich halten, um nicht zu gähnen. »Der Umzug in das neue, größere Gebäude«, erzählte Professor Collins und legte ein Bild eines nichtssagend aussehenden Flachdachbaus auf, »hat sich äußerst positiv auf unsere Arbeit ausgewirkt. Wir konnten viele hervorragende neue Mitarbeiter für uns gewinnen, wenngleich wir aufgrund der vereinbarten Geheimhaltungsbestimmungen nicht so attraktiv für Studenten und Doktoranden sind, wie wir es gerne wären. Was die Ausstattung mit Computern anbelangt, haben wir komplett auf RS6000-Maschinen umgestellt und auf UNIX als Betriebssystem, alles ist vernetzt und über ein Firewall-System mit dem Internet verbunden; was also die
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