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Eine Billion Dollar

Eine Billion Dollar

Titel: Eine Billion Dollar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Arbeitsbedingungen und die Motivation der Leute betrifft, möchte ich behaupten, dass beides besser nicht sein könnte.«
    McCaine nickte wohlgefällig. John lehnte sich zurück und schob seine Konferenzmappe drei Zentimeter weiter nach links, einfach so. »Und«, fuhr Professor Harlan Collins fort, »wir haben erste aussagefähige Simulationsläufe gefahren und ausgewertet.«
    John beobachtete, wie die feinen Härchen auf seinen Handrücken sich aufrichteten, und sah hoch. Etwas klang in der Stimme des Professors mit, das ihm durch und durch ging. Dies war nicht einfach ein Bericht. Der Zukunftsforscher brachte alarmierende Nachrichten.
    Collins legte eine Folie mit komplizierten Diagrammen auf, die eher wie ein elektronischer Schaltplan aussahen. Er schob sie nervös hin und her, bis er zufrieden war, wie sie lag, räusperte sich mehrmals, und als er weitersprach, hatte er zu seiner gewohnten sachlichen Stimme zurückgefunden. Aber nun klang es wie ein Ablenkungsmanöver.
    »Was wir in den letzten Jahrzehnten erlebt haben«, erklärte er, »war eine kontinuierliche Zunahme der Produktivität und damit des Lebensstandards. Das ist ein elementarer Zusammenhang, denn unabhängig von allen anderen Faktoren ist der durchschnittliche Lebensstandard vor allem abhängig von der durchschnittlichen Produktivität. Hierbei handelt es sich um einen positiven Regelkreis, also eine sich selbst verstärkende Entwicklung: Wenn es nämlich gelingt, Produktivität freizusetzen, die nicht für die unmittelbare Lebenserhaltung benötigt wird, kann man in Ausbildung investieren, in Entwicklung neuer Arbeitsmethoden und Hilfsmittel, durch die die Produktivität wiederum zunimmt und es leichter wird, weitere Produktivität freizusetzen, und so weiter. Der Produktivitätssprung, den Henry Ford Anfang des Jahrhunderts erzielte, war zurückzuführen auf eine neue Arbeitsmethode, die hochgradige Arbeitsteilung entlang eines Fließbands. Heutzutage spielt Fließbandarbeit nur noch eine untergeordnete Rolle; der Anteil derer, die an einem Fließband arbeiten, ist ähnlich gering wie der Anteil der in der Landwirtschaft Beschäftigten. Produktivitätsgewinne werden heute erzielt durch hoch entwickelte Maschinen, Einsatz von Robotern, chemischen Hilfsmitteln, vor allem aber durch einen wesentlich höheren Ausbildungsstand und ausgefeiltere Arbeitsmethoden. Es entsteht sogar eine Meta-Ebene, das heißt, es werden Methoden für die Entwickler verbesserter Arbeitsmethoden entwickelt – das sind die Gebiete des Qualitätsmanagements, der Unternehmensberatung und so weiter.«
    McCaine hatte sich kampflustig vorgebeugt. »Das klingt doch alles ziemlich positiv.«
    »In einer unbegrenzten Umwelt wäre es das auch. Aber die Erde ist nicht unbegrenzt. Was mit Produktivitätssteigerung bisher einhergeht – zum Glück nicht direkt proportional –, ist eine verstärkte Beanspruchung der natürlichen Ressourcen. Rohstoffe werden effizienter abgebaut, Luft, Wasser und Land stärker belastet.«
    »Ist nicht genau das durch weitere Produktivitätssteigerung aufzufangen? Ich erinnere mich, dass ich als Kind oft an Flüssen gestanden habe, die nichts waren als stinkende, von den Abwässern chemischer Fabriken verseuchte Kloaken; heute kann – oder muss – man es sich leisten, Abwässer zu klären, und in den Flüssen von einst könnte ich baden, wenn ich wollte.«
    »Darauf gibt es keine einfache Antwort. Vielfach hat man gut funktionierende technische Lösungen gefunden. Konsequente Rauchgasentschwefelung etwa liefert Gips von so hoher Qualität, dass Heizkraftwerke die konventionellen Gipsgruben vom Markt verdrängt haben. Aber eine Klärung schwermetallhaltiger Abwässer lässt hochgiftigen, konzentrierten schwermetallhaltigen Abfall zurück, der nur zu oft an Orten landet, wo er Schaden anrichtet. Oder denken Sie an das ganze Gebiet der Klimaveränderungen. Alle technologischen Lösungen sind mit Energieverbrauch verbunden, und Energieverbrauch bedeutet unweigerlich Erwärmung: ein aus vielen Rinnsalen gespeister mächtiger Strom an Wärme, der das Klima der Erde zu verändern imstande ist.«
    McCaine legte die flache Hand auf den Tisch und erzeugte ein leises, klatschendes Geräusch damit, das wie ein Signal durch den Raum hallte. »Gut. Wie sieht Ihre Prognose aus? Wenn alles so weiterläuft, wie es läuft?«
    Die Folie wurde ausgewechselt. Ein neues Bild zeigte eine filigrane Schar durcheinander laufender Kurven, einige davon waren mit dickem

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