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Eine Billion Dollar

Eine Billion Dollar

Titel: Eine Billion Dollar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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grausen kann.« Er tippte auf die wie hingeschüttet wirkenden Inselchen. »Hier werden wir ansetzen.«
    John verschränkte die Arme. »Indem wir als weltgrößter Hersteller von Kondomen und Antibabypillen eine große Werbekampagne starten, nehme ich an.«
    »Zu teuer, zu mühsam, zu langsam, zu wirkungslos. Erinnern Sie sich, was ich Ihnen über den Internationalen Währungsfonds erzählt habe. Das ist der Hebel. Wir werden den gesamten Raum – Thailand, Malaysia, Indonesien, die Philippinen und so weiter – finanziell unter Druck setzen, mit einem geballten spekulativen Angriff auf die jeweiligen Landeswährungen. Der IWF wird eingreifen müssen, wird Finanzhilfen gewähren, und eine der Bedingungen wird massive Geburtenbeschränkung sein.«
    »Sicher?«
    »Sie selber werden nach Washington fliegen und dem Direktor des IWF das als unsere Bedingung unterbreiten, die Finanzattacken zu beenden.« McCaine lächelte maliziös. »Camdessus hat selber sechs Kinder. Ich könnte mir vorstellen, dass er nicht viel von Bevölkerungskontrolle hält. Wir werden schon massiv nachhelfen müssen.«
    John starrte die Weltkarte an und versuchte, so zu schlucken, dass McCaine es ihm nicht ansah. Er selber…? Da hatte er ja was angefangen. »Und«, fragte er mit trockenem Mund, »welcher Art werden diese Finanzattacken sein?«
    »Fast alle Währungen in diesem Raum sind an den Dollarkurs gebunden und dadurch überbewertet, seit der Dollar gestiegen ist. Das mindert die Exportchancen, aber Regierungen und Firmen haben große Kredite in US-Dollar laufen, die nach einer Abwertung natürlich fast nicht mehr abzuzahlen wären, deswegen wehren sie sich dagegen. Und um sich abzusichern, fangen sie schon einmal an, einheimische Währung gegen Dollar zu tauschen. Was wir tun werden, ist, in großem Stil Terminkontrakte zu zeichnen, Dollar gegen Landeswährung, mit einer Laufzeit von ein bis zwei Monaten.« Er nahm ein dünnes, geheftetes Memorandum hoch, das das Fontanelli -Logo im Eck trug und den roten Schrägstrich, der es als vertrauliche Chefsache kennzeichnete. »Unsere Analysten haben alles schon durchgerechnet. Wir brauchen nur eine kritische Größe an solchen Kontrakten einzugehen, dann sind die Zentralbanken gezwungen, vom Dollar abzukoppeln, der Wechselkurs fällt, und wir können uns die jeweiligen Währungen bei Fälligkeit billiger besorgen, als wir sie verkauft haben. George Soros hat so ein ähnliches Manöver einmal mit dem Britischen Pfund durchgespielt und dabei nebenbei das europäische Währungssystem ausgehebelt. Ein sicheres Geschäft, das uns außer offenen Ohren beim IWF auch noch satte Gewinne bescheren wird.«
    John nahm das Memorandum, blätterte es durch, betrachtete die Schaubilder und Kalkulationen darin. Er fragte sich flüchtig, wann McCaine das in Auftrag gegeben haben mochte. Oder produzierte die Analyseabteilung fortwährend solche monetären Kriegspläne? Wahrscheinlich. »Und wenn sich der IWF taub stellt?«
    »Das wird er nicht. Er muss eingreifen, Kredite gewähren, in zweistelliger Milliardenhöhe wenigstens. Das Ganze wird in den Nachrichten ›Hilfsprogramm‹ genannt werden oder ›Soforthilfe‹, aber bei genauer Betrachtung stellt man fest, dass all diese Milliarden nur dazu da sind, in unsere Kassen zu fließen. Und in die derer, die auf den fahrenden Zug aufspringen werden. Der IWF muss uns zuhören, sonst saugen wir ihn aus, ganz einfach.«
    Unglaublich. John fühlte plötzlich wieder dieses Kribbeln im Zwerchfell, dieses Gefühl jauchzenden Triumphes. Also war es doch so, dass sie die Macht hatten. Dass Geld die größte Macht auf Erden war.
    Ein hässlicher Fleck war noch auf dem Siegesgemälde. »Aber wenn das klappt, dann nur deshalb, weil sich diese Staaten in finanziellen Schwierigkeiten befinden, oder? Darauf sind wir angewiesen?«
    »Nein.« McCaine schüttelte den Kopf. »Wenn wir gewillt sind, ein paar Milliarden Dollar zu verlieren, können wir das mit fast jedem Staat der Erde machen, egal wie gut er finanziell dasteht.«
    Der hässliche Fleck verschwand. John las die letzte Seite des Plans, studierte die Zusammenstellung der Zahlen. Alle Angaben in Milliarden Dollar stand über den Zahlen. Den großen Zahlen. »Sind Sie sicher, dass unsere Mittel dafür reichen?«, fragte er.
    McCaine nahm ihm das Heft mit einem unverschämten Grinsen aus der Hand und schlenderte zurück zu seinem Schreibtisch. »Niemand sagt, dass das alles unsere Mittel sein müssen. Nein, wir geben nur den

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