Eine Billion Dollar
Startschuss. Ich fliege nachher nach Zürich, zu einem Gespräch mit dem Bankverein. Die noblen Herren sind äußerst aufgeschlossen und bereit, in unserem Sinn zu investieren, große Summen. Sehr große Summen. Wenn ich sie jetzt noch dazu bringe, sich in unsere Regie zu fügen, kann der Tanz morgen losgehen. Und ich bringe sie dazu, keine Sorge.«
John folgte ihm und hatte dabei das Gefühl, immer leichter und leichter zu werden, jeden Moment abzuheben und durch den Raum davonzuschweben. »Das klingt gut.«
»Ist das in Ihrem Sinne?«
»Absolut.«
»Dann sagen Sie ›Los!‹, und es wird geschehen.«
John sah McCaine an, musterte die dunklen, erwartungsvollen Augen, in denen diese unerschöpflich scheinende Energie loderte, bereit, hinauszufahren in die Welt und im Sinne der Prophezeiung zu handeln. Er holte Luft, versuchte zu spüren, dass der richtige Zeitpunkt gekommen war – wäre dies ein Film gewesen, man hätte dramatische Musik gehört, aber dies war kein Film, dies war die Wirklichkeit – und sagte: »Los.«
McCaine nickte, drückte eine Taste an der Gegensprechanlage und sagte: »Machen Sie den Termin mit Zürich klar. Heute Abend. Und sagen Sie den Piloten Bescheid.« Er ließ die Taste los und lächelte. »Es beginnt.«
Eine merkwürdige Pause entstand, in der keiner von beiden etwas sagte.
»Ähm«, machte John. »War das jetzt alles?«
McCaine nickte. »Ja.«
»Gut. Dann, ähm, wünsche ich viel Erfolg und…«
»Danke. Machen Sie sich keine Sorgen.«
»Alles klar.« John wandte sich verlegen ab, fühlte sich unbeholfen dabei, aber McCaine sah ganz so aus, als warte er nur darauf, wieder seine Ruhe zu haben. Um noch einmal die Akten durchzugehen und so weiter. Sich vorzubereiten. »Man sieht sich morgen wieder?«
»Nehme ich an, ja.«
»Na dann, guten Flug.«
»Danke. Ach…«, fiel McCaine noch ein, als John schon halb aus der Tür war. »Eine Sache ist da noch. Die müssten wir dringend regeln.«
John drehte sich wieder um. »Nämlich?«
»Ich wollte schon lange mit Ihnen darüber reden, aber Sie bekommen es ja mit, die Probleme die ganze Zeit…«
John kam langsam zurück zum Schreibtisch. McCaine hatte sich zurückgelehnt, die Arme vor der Brust verschränkt, und rieb sich mit einer Hand die Nase.
»Ja, und?«, fragte er. Irgendwie musste ihm etwas entgangen sein; er hatte keine Ahnung, worauf McCaine anspielte.
McCaine sah ihn durchdringend an. »Die Leute vom Bankverein haben mir das letzte Mal eine Frage gestellt, die wir uns selber schon längst hätten stellen müssen.«
»Nämlich?«
»Was geschieht mit Fontanelli Enterprises«, fragte er, »falls Sie sterben?«
John sah den massigen Mann hinter dem massigen Schreibtisch an und hatte das Gefühl, plötzlich neben sich zu stehen. Als wäre alles nicht real, was hier passierte.
»Sterben?«, hörte er sich sagen. »Warum sollte ich sterben?«
»Es sind Bankiers, John. Bankiers wollen Sicherheiten.«
»Ich erfülle eine Prophezeiung. Gottes Wille. Er wird mich nicht sterben lassen, ehe ich nicht damit fertig bin.«
»Ich fürchte«, meinte McCaine mit hochgezogenen Augenbrauen, »Zürcher Bankiers sind nicht so gottesfürchtig, die Logik dieses Arguments einzusehen.« Er machte eine rasche Handbewegung, so, als verscheuche er eine lästige Fliege. »Sie müssen diese Leute verstehen, John. Wenn sie in unserem Sinn investieren, wollen sie sich darauf verlassen können, dass der Plan durchgezogen wird. Sie wollen nicht, dass im Falle Ihres Todes Ihre Eltern alles erben und womöglich dem Roten Kreuz schenken, verstehen Sie? Und ich kann das nachvollziehen. Und ganz gleich, ob die Sorge dieser Leute berechtigt ist oder nicht, sie sorgen sich, und deswegen ist diese Sorge ein Problem für uns – etwas, das unseren Plänen im Wege steht.«
John kaute auf seiner Unterlippe. »Und was schlagen Sie vor?«, fragte er.
»Die langfristige Lösung kann nur so aussehen, dass Sie sich eine Frau suchen und Kinder haben. Dann können wir nämlich darauf verweisen, dass es Erben gibt, die selbstverständlich bestens erzogen und ausgebildet werden und einst an die Spitze des Konzerns nachrücken können.« McCaine hob die Hände, hielt sie mit etwas Abstand vor sich wie ein Angler, der von seinem größten Fang erzählt. »Wie gesagt, das ist die langfristige Lösung. Sie wird ein paar Jährchen in Anspruch nehmen. Bei dem Gespräch mit dem Bankverein heute Abend sollte ich aber auch schon etwas vorweisen können.«
John hatte
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