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Eine Billion Dollar

Eine Billion Dollar

Titel: Eine Billion Dollar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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»Nicht wie diese ganzen Riesenpläne, die wir die ganze Zeit wälzen – eines Tages etwas zu tun.«
    »Wissen Sie, was Sie gerade tun? Sie flüchten sich in lokale Zusammenhänge, weil Ihnen die Komplexität globaler Zusammenhänge unheimlich ist. Aber wenn Sie zurückkehren zum linearen Denken, machen Sie alles nur noch schlimmer, denn dieses Denken hat die Welt in die Lage gebracht, in der sie ist. Es mag zwar durchaus sein, dass sich derartige Projekte als sinnvoll herausstellen, sobald unser Computermodell –«
    »Aber das ist doch nur ein Modell! Nicht die Wirklichkeit. Ein Modell kann niemals alle Einzelheiten berücksichtigen, die die Wirklichkeit ausmachen.«
    »Das ist zum Glück auch gar nicht nötig. Die Berechnung einer Erdumlaufbahn ist auch nur ein Modell, ein ziemlich grobes sogar, und trotzdem kreist dort oben jetzt der Satellit, über den wir miteinander telefonieren«, erklärte McCaine geduldig. »Sehen Sie, John, ich will Ihnen ein Beispiel sagen. Die Insel, auf der Sie waren, heißt Panglawan, sagten Sie?«
    »Genau«, nickte John.
    »Ich vermute, das Dorf, das Sie besucht haben, war auffallend eng ans Meer gebaut. Obwohl dahinter flaches Land und üppiger Wald lag.«
    John war ehrlich verblüfft. »Ja.«
    »Wissen Sie, warum das so ist?«
    »Nein.«
    »Weil der Wald dem philippinischen Botschafter beim Vatikan gehört, genau wie die Zuckerrohrfelder im Innern der Insel, und der fromme Herr nicht erlaubt, dass jemand in seinem Wald lebt, der nicht für ihn arbeitet. Sehen Sie den Zusammenhang? Die Filipinos bauen ihre Hütten nicht auf Pfähle oder in Baumkronen, weil das so romantisch ist, sondern weil der Raum über dem Meer niemandem gehört. Denn fast aller Grund und Boden auf den Philippinen ist im Besitz von zwanzig Familienclans, die sich noch in den alten Kolonialzeiten in die richtigen Positionen lanciert haben und nichts weniger wollen, als dass sich etwas ändert. Die werden sich bedanken, wenn Sie ihre Probleme lösen, ohne die bestehenden Machtstrukturen infrage zu stellen. Nein, John, auf diese Weise geben Sie nur Ihr Geld aus, und danach wird es nur ein paar Jahre dauern, bis alles wieder beim Alten ist. Das ist nicht gemeint mit ›den Menschen die verlorene Zukunft zurückgeben‹«
    John spürte den Hörer in seiner Hand schwer werden, und es kam ihm vor, als sei er ein Ballon, in den jemand ein Loch gestochen hatte und aus dem nun die Luft entwich. »Hmm«, machte er. »Ich fürchte, ich kann Ihnen auch nicht widersprechen.«
    »Die Machtstrukturen sind der Schlüssel«, fuhr McCaine fort. »Da braucht man nicht in die Einzelheiten zu gehen. Das gilt auch für uns, übrigens. Unsere Schonzeit ist vorbei. Die Großen dieser Welt haben begriffen, was läuft. Die USA, Japan – man schmiedet Intrigen gegen uns, das glauben Sie nicht. Alles im Geheimen, natürlich.«
    Das klang in Johns Ohren jetzt doch etwas paranoid. »Sind Sie sicher?«
    McCaine lachte freudlos. »Ich brauche nur einmal quer über meinen Schreibtisch zu schauen, um mir sicher zu sein. Wir werden gerade mit Klagen überhäuft – Verstöße gegen Wettbewerbsrecht, Kartellrecht, Mitbestimmungsgesetze, Umweltgesetze, alles was das Bücherbord eines Anwalts hergibt; dazu Produkthaftungsklagen auf irrwitzige Entschädigungssummen – alles erstunken und erlogen, und vor Gericht treten Zeugen auf, von denen wir wissen, dass sie für die CIA arbeiten: Wie finden Sie das? In Japan könnten wir den Beamten von der Steuerfahndung demnächst Werksausweise geben, so oft, wie die zurzeit kommen, alles aufhalten und dämliche Fragen stellen. Oder das hier: In Marokko wollten wir die Bank of Rabat übernehmen, hatten schon alles verhandelt und die Zusage, da legt das Flugzeug der amerikanischen Außenministerin auf dem Rückweg von einem Israelbesuch eine Zwischenlandung ein, angeblich, um aufzutanken, was seltsamerweise über vier Stunden dauert – und am nächsten Tag bekommen wir den Bescheid, dass nun doch die Chase Manhattan Bank den Zuschlag erhält. Soll ich weitermachen?«
    »Ich glaub’s Ihnen ja.« John runzelte die Stirn. »Wäre es Ihnen lieber, ich komme zurück?«
    »Falls Sie zufällig während Ihres Urlaubs ein Anwaltsexamen samt zehnjähriger Berufspraxis erworben haben, gern. Ansonsten können Sie bei all dem wenig helfen, und es wäre mir lieber, ich hätte Sie vor Ort, damit Sie demnächst wieder einmal als Galionsfigur des Umweltschutzes in Erscheinung treten können. Haben Sie von den Waldbränden

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