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Eine Billion Dollar

Eine Billion Dollar

Titel: Eine Billion Dollar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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diesem Augenblick sahen sie das Auto, das halsbrecherisch auf sie zugerast kam. Einen Lidschlag später war Marco schon heran, stellte sich schützend vor John und meinte: »Vielleicht sollten Sie jetzt doch besser hinaufgehen, Mister Fontanelli.«
    »Was, zum Teufel…?«, rief McCaine, doch da hielt der Wagen schon mit quietschenden Reifen, die Tür sprang auf und ein Mann kam herausgestürzt und auf sie zu.
    »Ich suche einen Marco Benetti«, schrie er. Er war schlank, trug einen dunklen Anzug, einen dünnen Schnurbart und eine kleine Reisetasche in der Hand.
    Marco hatte seine Hand immer noch in der Jacke. »Das bin ich.«
    Der Mann zückte einen Ausweis mit dem unverkennbaren Signet des konzerneigenen Sicherheitsdienstes. »Die Zentrale hat einen merkwürdigen Anruf von Ihrer Frau bekommen, Marco«, berichtete er keuchend. »Jedenfalls glauben sie, dass es Ihre Frau war. Sie haben versucht, zurückzurufen, aber es ging niemand mehr an den Apparat.« Er zückte die Autoschlüssel. »Ich soll Sie ablösen. Sie können den Wagen nehmen.«
    Marco war blass geworden. »Ist etwas mit dem Kind?«
    »Wir wissen nichts, wie gesagt. Sie dachten, es ist das Beste, Sie sehen selbst nach ihr. Hier.« Er drückte ihm die Schlüssel in die Hand.
    »Gehen Sie«, nickte McCaine, als Marco immer noch unschlüssig wirkte.
    Der Pilot sah aus dem Cockpitfenster, klopfte bedeutsam auf seine Armbanduhr. Höchste Zeit.
    »Ja, gehen Sie«, meinte auch John. »Wir kommen schon zurecht.«
    »Danke«, sagte Marco und setzte sich in Bewegung.
    Später, als sie in der Luft waren und unterwegs durch den fast endlosen Tag eines Transatlantikfluges in westlicher Richtung, winkte John den Neuankömmling im Team der Bodyguards zu sich heran. »Ich würde gern wissen, wie Sie heißen«, sagte er.
    Der Mann sah ihn ausdruckslos an. Seine Augen hatten die dunkle Farbe glasig erstarrter Lava.
    »Foster«, sagte er. »Mein Name ist Foster.«
     
    Er ließ den Wagen im Halteverbot stehen. Er hatte rote Ampeln überfahren, Stoppschilder missachtet und alle innerstädtischen Geschwindigkeitsbeschränkungen übertreten, darauf kam es jetzt auch nicht mehr an. Das Haus, ein etwas älteres Sechsfamilienhaus im südwestlich von London gelegenen Walton-on-Thames, lag so still und friedlich, dass ihm graute. Er stürzte die Treppen hinauf, im Rennen den Wohnungsschlüssel hervornestelnd, schloss mit fliegenden Fingern auf und…
    Karen stand im Flur, eine Babyflasche und ein bekleckertes Lätzchen in der Hand. »Marco?«
    »Madre D­os!«, entfuhr es ihm. Er sackte in sich zusammen vor Erleichterung, wankte auf sie zu und begrub sie förmlich unter seiner Umarmung.
    Sie wusste nicht, wie ihr geschah. »He, leise, sie schläft gerade… Lass mich wenigstens das Lätzchen weglegen… Sag mal, hab ich was falsch verstanden? Solltest du nicht unterwegs sein nach Mexiko?«
    Marco gab sie frei und sah sie an. »Hast du in der Zentrale angerufen?«
    »In der Zentrale?«
    Er erzählte, was passiert war. »Unterwegs nach Mexiko ist jetzt mein Gepäck. Ich werde mir einen zweiten Rasierer kaufen müssen, schätze ich.« Er schüttelte den Kopf. »Wie kommen die in der Zentrale auf die Idee, dass du angerufen hast?«
    Karen zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Ich habe nicht telefoniert. Ich wollte Betty anrufen, ob sie heute auf einen Tee vorbeikommt, aber ich bin nicht durchgekommen.«
    »Nicht durchgekommen.« Marco ging zum Telefonapparat, nahm den Hörer ab und horchte.
    »Das Freizeichen klang auch ganz seltsam heute Morgen, fällt mir ein«, sagte Karen skeptisch.
    Marco schüttelte den Kopf. »Das ist kein Freizeichen. Das Netz ist gestört.« Er legte den Hörer beinahe andächtig wieder auf. Natürlich konnte alles Zufall sein. Ein fehlgeschalteter Anruf, ein Missverständnis, eine Überreaktion, ein defektes Telefonnetz. Alles Dinge, die geschehen konnten.
    Er hatte trotzdem auf einmal ein ganz schlechtes Gefühl.

40
    Im Anflug bot sich Mexico City als unendliches, konturloses Häusermeer dar, umringt von Bergen und Vulkanen und eingehüllt in bräunlichen Smog. John sah hinab auf die Heimat von zwanzig Millionen Menschen, eine der größten Städte der Welt und geradezu Anschauungsbeispiel für die sich anbahnende Umweltkatastrophe. Zweifellos ein geeigneter Ort, um die nächste Umweltkonferenz sachlich vorzubereiten. Er klappte den letzten Aktenordner zu, legte ihn beiseite und sehnte sich nach einem Bett.
    Vom Flughafen aus ging es mit einem

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