Eine Billion Dollar
Fall. Sie haben sich da in etwas verrannt, John.«
»Man könnte anhand der Buchungsdaten der Fluggesellschaften nachvollziehen, wann Sie in Italien waren.« Er hielt inne. »Aber wenn ich bedenke, wie problemlos ich mit einem falschen Pass aus den USA hergeflogen bin, hat das wahrscheinlich wenig Zweck, oder?«
McCaine nickte. »Sie können nichts beweisen. Weil es nichts zu beweisen gibt.«
»Sie haben Recht. Ich kann es nicht beweisen«, sagte John und knipste die Schreibtischlampe an. »Aber es gibt noch etwas, das Sie getan haben, eine richtiggehende Dummheit, und die kann ich beweisen.« In seiner Stimme war plötzlich der Klang von Stahl, und die Bewegung, mit der er ein gefaltetes Stück Papier aus dem Jackett zog, wirkte wie der Prankenhieb eines Panters. »Sie haben Beratungsaufträge im Gesamtwert von einer Milliarde Dollar an die Firma Callum Consulting vergeben. An eine Firma, die Ihnen gehört. Jedes Gericht auf diesem Planeten wird in diesem Fall mindestens auf Untreue erkennen und damit eine so schwerwiegende Verletzung Ihres Anstellungsvertrages als Geschäftsführer feststellen, dass eine Kündigung mit sofortiger Wirkung gerechtfertigt ist.«
McCaine sah sich um. Wie aus dem Boden gewachsen standen die Sicherheitsleute plötzlich in der Tür und entlang der Wand hinter ihm. Das Einschalten der Schreibtischlampe war eines der Signale gewesen, die John mit ihnen vereinbart hatte.
»Sie sind entlassen, Malcolm«, sagte John eisig. »Wenn Sie noch persönliche Gegenstände in Ihrem Schreibtisch haben, können Sie sie jetzt an sich nehmen. Anschließend werden diese Herren Sie zum Ausgang begleiten.« Er bedachte ihn mit einem Blick voller Verachtung. »Sie kennen die Prozedur ja.«
44
Und dann war er allein. Allein stellte er sich den Fragen der Presse. Allein saß er in den Räumen jenseits der Marmorbarriere und versuchte, einen Konzern zu leiten, den er nur schemenhaft kannte. Allein las er Unterlagen, empfing er Mitarbeiter, hielt er Besprechungen ab, traf er Entscheidungen. Allein saß er an dem riesigen Tisch in dem riesigen Konferenzraum, aß zu Mittag und ließ dabei seinen Blick über das winterliche Panorama des Finanzzentrums Londons wandern, dessen einsamer, unangefochtener König er war.
Der Presse berichtete John von der Entführung weitgehend so, wie sie sich zugetragen hatte. Er schwieg lediglich zu den Details seiner unerkannten Rückkehr nach Großbritannien; ein Freund habe ihm geholfen, sagte er, und das musste genügen. Er erwähnte die Begegnung mit Randolph Bleeker und auch, dass dieser behauptet hatte, im Auftrag von Hintermännern gearbeitet zu haben. Und er erzählte von seinen Wochen in den Slums am Müll.
Das waren Minuten, in denen für die Verhältnisse einer Pressekonferenz geradezu ergriffene Stille herrschte. »Ich habe einen Anwalt beauftragt, die Frau zu finden. Sie wird meine Aussagen bestätigen können, zum Beispiel auch, dass ich gefesselt war, als sie mich fand«, sagte John. »Wobei das nicht der Hauptgrund meines Auftrags ist. Der Hauptgrund ist, dass ich meine Dankbarkeit zum Ausdruck bringen will.« Er erzählte von der Wohnung, die er der Frau zu schenken beabsichtigte, von der Leibrente, und die Vertreter der Yellow Press heulten unterdrückt auf vor Begeisterung. Nur dass John ihren Namen nicht preisgeben wollte, war ein Wermutstropfen.
Später bekam er noch einmal Besuch von Interpol-Beamten, die seine Aussagen zu Protokoll nahmen, ihm aber wenig Hoffnung machten, dass diese in irgendeiner Form zu einem Fahndungserfolg führen würden. Es könne höchstens sein, dass man Bleeker eines Tages durch irgendeinen Zufall schnappte, und für den Fall wollte man Belastungsmaterial in den Akten, respektive in den Computern Interpols, griffbereit haben. Immerhin erfuhr er von ihnen, dass Ursula natürlich keineswegs in Mexiko gewesen war, sondern von all dem nichts gewusst hatte, und dass immer noch ohne Erfolg nach dem Bodyguard gefahndet wurde, der unter mysteriösen Umständen Marco Benetti abgelöst hatte und den seine Kollegen unter dem Namen Foster gekannt hatten.
Dies waren die einzigen Abwechslungen in diesen Wochen. Abgesehen davon arbeitete er, wie er noch nie im Leben gearbeitet hatte. Er kam morgens um sieben ins Büro, und als er merkte, dass das nicht reichte, kam er um sechs und schließlich um fünf, las sich durch Berge von Briefen, Vertragsentwürfen und Memoranden bis um neun, danach jagte eine Besprechung die nächste bis in die tiefe
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