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Eine Billion Dollar

Eine Billion Dollar

Titel: Eine Billion Dollar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Geldscheinklammern aus Sterlingsilber, Manschettenknöpfe aus Platin und Krawattennadeln, die ein kleines Vermögen kosteten.
    »Was ist mit Krawatten?«, fragte John.
    »Da kommt nur Paris oder Neapel infrage«, erklärte Eduardo bestimmt. »Hermes oder Marinella.«
    »Ach so«, nickte John.
    Sie kauften Sonnenbrillen, seidene Einstecktücher, Handschuhe aus Hirschleder, Schals aus Wolle und Seide, Strümpfe, Mäntel und Regenschirme, Letztere bei Swaine, Adeney, Brigg & Sons, den, wie Eduardo begeistert berichtete, Hoflieferanten des britischen Königshauses. Und während die Beute von diensteifrigen Menschen zum Flughafen transportiert wurde, wo der Jet samt seiner Besatzung immer noch darauf wartete, wann es ihnen einfallen mochte, weiterzufliegen, besuchten sie, weil es sich gerade ergab, ein Pferderennen.
    John konnte dieser Veranstaltung zunächst nichts abgewinnen: Eine Menge aufgeregter Leute und ab und zu ein Pulk Pferde, die die Rennstrecke entlanghetzten. Und nach jedem Rennen stiefelte man über mehr zerrissene Wettscheine als vorher. Mehr aus Langeweile verfiel er auf die Idee, auszuprobieren, wie es sich anfühlte, Geld aufs Spiel zu setzen und zu verlieren, und nachdem er sich die Verfahrensweise hatte erklären lassen, setzte er hundert Pfund auf ein als chancenlos betrachtetes Pferd.
    Solcherart zumindest minimal beteiligt zu sein erhöhte den Reiz der Veranstaltung sofort, verschmolz das Geräusch der donnernden Pferdehufe und die Nervosität der Zuschauer mit ihren Ferngläsern, Tweedjacken und Tippscheinen zu einem beinahe aufregenden Erlebnis. Zu allem Überfluss gewann Johns Pferd, und sie verließen die Rennbahn mit einem dicken Bündel von Pfundnoten. John konnte es kaum fassen. Irgendwie verdarb es das Rennbahnerlebnis beinahe wieder.
    Nachmittags flogen sie nach Paris weiter, um Krawatten zu erstehen, und Eduardo führte ihn in ein kleines, erlesenes Restaurant, um ihm den Genuss von echtem P­rigord-Trüffel zu verschaffen. Nicht ohne ihm zu versprechen, dass sie zum Vergleich auch weißen Trüffel probieren würden, aber der wachse in Italien, in Piemont, und sei daher in Frankreich sozusagen geächtet.
    »Und?«, wollte Eduardo wissen, als der Jet spät in der Nacht wieder Richtung Florenz donnerte. »Wie fühlt man sich als Billionär?«
    John sah ihn an und seufzte. Wenn er darauf nur eine Antwort gewusst hätte. »Im Augenblick«, bekannte er, »fühle ich mich wie im Disneyland für Reiche.«
     
    Mittlerweile hatte die Belagerung durch die Medien ein Ende gefunden, sodass man wieder ungestört draußen auf der Terrasse frühstücken konnte. Als John am nächsten Morgen danach zurück in sein Zimmer kam, hatte irgendjemand die ganzen Einkäufe aus London dorthin geschafft: Dutzende von Kartons, Papp-Tragetüten und in buntes Papier eingeschlagener Dinge. Im ersten Moment war es wie Weihnachten, alles auszupacken, aber als er fertig war, fand er sich umzingelt von Schirmen, Pullovern, Schals, diamantbesetzten Krawattennadeln und Manschettenknöpfen, und es kam ihm so sinnlos vor, all diese Gegenstände gekauft zu haben. Wie er so auf seinem Bett saß und sich kraftlos und ratlos fühlte, klingelte das Telefon, und John nahm geistesabwesend ab.
    »Guten Morgen. Wie geht es Ihnen?« Der Unbekannte.
    John holte erst einmal tief Luft, versuchte die diffuse Gedankenmasse aus seinem Kopf zu vertreiben. »Danke«, meinte er vage. »Ganz gut, denke ich. Vielen Dank übrigens für das Fax.«
    »Gern geschehen.«
    Das schien schon Ewigkeiten her zu sein. Dabei war es erst letzte Woche gewesen. »Das kam – wie soll ich sagen? Ziemlich überraschend. Sozusagen Rettung in letzter Sekunde.«
    »Ja«, sagte die sonore Stimme ruhig.
    »Ich nehme an, es hat keinen Zweck zu fragen, woher Sie diesen medizinischen Bericht hatten?«
    Ein dunkles, verhaltenes Lachen, das Ruhe ausstrahlte. Er machte sich nicht einmal die Mühe, Nein zu sagen.
    »Jedenfalls haben Sie jetzt was gut bei mir«, sagte John. »Falls Ihnen das etwas bedeutet.«
    Einen Augenblick war es so still, als sei die Verbindung unterbrochen worden. Dann sagte der Unbekannte: »Das bedeutet mir sehr viel. Und vielleicht werde ich darauf zurückkommen.«
    Etwas an der Art, wie er das sagte, verursachte John ein unangenehmes Gefühl. Oder war es die Erinnerung an Lino, die wieder wach wurde? Daran, dass sein eigener Bruder bereit gewesen war, ihn zu betrügen? Er wusste es nicht.
    »Nachdem Sie nun der reichste Mann der Welt sind«, fuhr der

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