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Eine Billion Dollar

Eine Billion Dollar

Titel: Eine Billion Dollar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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nicht auf den Namen. Sein größter Hit war dieses Lied, wie ging das noch mal?« Er summte eine Art Melodie, die John nicht im Geringsten bekannt vorkam. »Jedenfalls, er hat in einen Film mit einer seiner Sängerinnen investiert, der dann gefloppt ist, und dadurch hat er das Haus an die Bank verloren.«
    »Ah«, machte John. So konnte das also gehen. Er schaute sich um und versuchte, sich auszumalen, wie das Haus eingerichtet gewesen sein mochte. Ob wohl goldene Schallplatten an den heute so makellos weißen Wänden gehangen hatten? Ob kostbare Teppiche auf dem hellen Parkett gelegen hatten, das glatt und spiegelnd die Räume füllte und aussah wie eine zähe Flüssigkeit? Stars mit gesegneten Kehlen waren über die flache Treppe aus flaschengrünem Marmor geschritten, die auf die Eingangsebene hinaufführte. Hochbegabte Popmusiker waren im Speisesaal bewirtet worden oder hatten in einem der Arbeitszimmer Verträge unterschrieben. Und wer wusste, was sich im Stockwerk darüber abgespielt haben mochte mit seinen zahllosen Schlafzimmern, Bädern und Fitnessräumen?
    All das konnte nun ihm gehören, ihm, John Fontanelli, dem Mann ohne Talente jeglicher Art. Kaum zu glauben.
    Eduardo trat neben ihn. »Bisschen mickrig für den reichsten Mann der Welt, oder?«, meinte er halblaut. »Ich wusste gleich, dass wir in dieser Gegend unsere Zeit verschwenden.«
    »Mir gefällt es.«
    »Was?« Er schien ehrlich erschüttert. »John, ich bitte dich… Solche Villen gibt es hier massenhaft. Das ist nichts Besonderes, ich meine… nicht einmal ein simpler Milliardär würde sich damit begnügen.«
    John musste unwillkürlich auflachen. Eduardos unablässige Sorge um sein standesgemäßes Erscheinungsbild war manchmal direkt rührend.
    »Nein, wirklich«, beharrte Eduardo. »Portec­to! Portec­to ist doch ein Kaff. Kein Mensch hat jemals von Portec­to gehört. Auf den meisten Karten ist es nicht mal eingezeichnet.« »Vielleicht ändert sich das ja, wenn ich hier wohne?« »Ich finde, du solltest die Calmata kaufen, wenn sie dir schon angeboten wird, und dir dort eine Villa bauen lassen. Vom besten Architekten der Welt.«
    »Ich zieh doch nicht mitten in ein Naturschutzgebiet. Ich käm mir vor wie ein Arschloch.«
    »Dann kauf einen schönen alten Palazzo und lass ihn herrichten.« »Das kann ich immer noch. Aber das hier wäre ein Anfang.«
    »Ein Anfang?« Eduardo sagte es hoffnungsvoll. »Ja, gut – als Anfang…«
     
    Nach den Zeitungsberichten vom Montag hielt der Padrone sich zurück, was das Vorlesen von Einladungen anbelangte. Am Freitag jedoch hielt er eine unscheinbare, bekritzelte Karte in die Höhe und fragte: »Sagt Ihnen der Name Giovanni Agnelli etwas?«
    »Ein italienischer Unternehmer, oder?«, sagte John.
    »So kann man es auch sagen. Agnelli ist so etwas wie der ungekrönte König Italiens: Vorstandsvorsitzender von FIAT, reichster Mann des Landes – bislang zumindest – und über seine Holding in praktisch allen wesentlichen Wirtschaftszweigen vertreten.« Cristoforo Vacchi blickte versonnen drein. »Ich bin ihm mal an der Universität begegnet. Er ist etwas jünger als ich, aber er hat auch Jura studiert. Schon damals war er ein sehr charismatischer Mann…« Er wedelte wieder mit der Karte. »Er lädt Sie ein. Kommenden Sonntag, Mailänder Scala. La Traviata .«
    John musste etwas irritiert dreingeblickt haben, denn Alberto beeilte sich, zu erklären: »Eine Oper. Von Verdi.«
    »Das klingt, als wollten Sie mich dort hinschicken«, sagte John.
    »Als Kontrastprogramm zu Ihrem kleinen Abenteuer vom letzten Wochenende.«
    »Ich denke, ich soll mir noch Zeit lassen? Außerdem mache ich mir nichts aus Opern.«
    »Die Oper ist Nebensache. Ich meine, es wäre gut für Sie, Agnelli kennen zu lernen. Er ist ein interessanter Mann. Hat Stil, Grandezza… ein richtiger Gentleman. An ihm können Sie am lebenden Objekt studieren, wie jemand mit Reichtum und Einfluss umzugehen versteht.« Er schmunzelte. »Die Firma Ferrari gehört ihm übrigens auch.«
    Das Teatro alla Scala erhob sich wie ein Palast in Hellbraun und Gelb vor ihm, als er kurz vor halb drei Uhr mit dem Rolls-Royce vorfuhr. Uniformierte Pagen öffneten ihm die Tür und geleiteten ihn und die Leibwächter an den übrigen Besuchern vorbei ins Foyer. Zwischen römischen Säulen verkündete ein Transparent, dass es sich um eine Sondervorstellung zum hundertfünfzigsten Jahrestag der Collaborazione Fernet-Branca handelte, reserviert für geladene Gäste.

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