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Eine Billion Dollar

Eine Billion Dollar

Titel: Eine Billion Dollar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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bestürzt an. Es hatte ein Gehäuse aus hellem Plastik und Tasten aus schwarzem Gummi, ein Rechner, wie man ihn überall auf der Welt für ein paar Dollar kaufen konnte. Den meisten Menschen genügte ein solcher Rechner bei weitem für alles, was sie auszurechnen hatten. Selbst einem mehrfachen Millionär reichte er. Es wollte ihm nicht in den Kopf, dass er sich nun in Regionen befand, die jenseits dessen lagen.
    »Knapp 770 Dollar«, erklärte Gregorio, der die Rechnung mit Bleistift und Papier durchgeführt hatte. »769 Dollar und 23 Cent, wenn man es genau nimmt, aber einerseits haben Sie mittlerweile mehr als eine Billion Dollar, andererseits müssten Sie die Kosten abziehen, die durch den Verteilungsvorgang selbst entstünden, sodass es Unsinn wäre, so genau zu rechnen.«
    John sah ihn an mit dem Gefühl, zu träumen. »770 Dollar? Pro Person?« Das war ja Wahnsinn. Er sah sich die Division an, überschlug, was da stand. Es stimmte.
    »Nicht sehr viel«, räsonierte Gregorio. »Nach spätestens einem Jahr dürfte das verfrühstückt sein, selbst wenn die Lebensrnittel billig sind.«
    War eine Billion Dollar, mehr Geld, als irgendjemand jemals besessen hatte, am Ende so wenig? John schwindelte. Er musste aufhören, darüber nachzudenken, jedenfalls im Moment. »Sie haben Recht«, meinte er. »Vielleicht ist das doch keine so gute Idee.«
    Der Padrone reichte ihm den aus Silber getriebenen Korb mit dem Gebäck. »Wenn Sie einen kleinen Rat von mir akzeptieren wollen«, sagte er mit feinem Lächeln, »dann denken Sie einstweilen nicht darüber nach, wie Sie das Geld wieder loswerden können. Gewöhnen Sie sich erst einmal daran, dass es da ist.«
     
    Der Lear-Jet, den Eduardo für den Trip nach London gechartert hatte, war innen in ruhigem, blassem Grau gehalten. Er hatte sieben lederbezogene Sitze, ein Stereogerät mit CD-Wechsler und federleichtem Kopfhörer für jeden Fluggast, und eine zarte Stewardess servierte Kaffee und kalte Getränke. Sie starteten morgens um halb zehn von einem Privatflughafen nahe Florenz, der klein und überschaubar war und aussah, wie in einer guten alten Zeit Flughäfen ausgesehen haben mussten. Keine Warteschlange vor einem Check-In -Schalter, kein wichtigtuerisches Bodenpersonal und keine Departure Lounge : Sie stiegen einfach aus dem Auto und schlenderten über das Flugfeld zu der Maschine, vor der Pilot und Copilot sie mit Handschlag begrüßten. Und als sie alle drei – John, Eduardo und Marco – bequem saßen, ging es los, ohne dass jemand ein Wort über Sauerstoffmasken oder Schwimmwesten verlor.
    »Du brauchst maßgeschneiderte Anzüge«, hatte Eduardo entschieden, »die besten der Welt.«
    Trotz der Fotos, die seit Wochen durch die Weltpresse gingen, nahm niemand von ihnen Notiz, als sie am frühen Nachmittag die Savile Row entlangflanierten. John hatte sich die Londoner Nobelmeile der Schneiderskunst etwas eindrucksvoller vorgestellt – das grobe Pflaster, die buntscheckigen Fassaden, die an manchen Stellen abbröckelten, und die Müllsäcke in manchen Hausecken ließen sie aussehen wie jede andere Straße in diesem Teil Westminsters auch. Allenfalls hingen etliche Fahnen mehr als anderswo über dem Gehweg, Union Jacks in allen Größen, aber auch Werbefahnen der ansässigen Firmen, und es gab ein paar von kantigen Marmorsäulen überdachte Hauseingänge mehr als sonst.
    Marco folgte ihnen mit diskretem Abstand, während sie die Schaufenster von Firmen wie Henry Poole & Co., Gieves & Hawkes, J. Dege & Sons oder Kilgour, French & Stanbury studierten, die auf kopflosen Ständern dezent geschnittene Anzüge in dezenten Farben präsentierten. Schließlich blieben sie vor einer leicht lila schimmernden Fassade stehen. Über großen Fenstern, durch die man Tische mit zahllosen Ballen dunklen Tuches erspähte, prangte in goldenen Lettern der Name Andersen & Sheppard. »Man sagt, dass Prince Charles seine Anzüge vorzugsweise hier fertigen lässt«, wusste Eduardo. Und was für den britischen Thronfolger gut genug war, schien für den reichsten Mann der Welt zumindest des Erwägens wert zu sein. Also traten sie ein.
    Neben dem Mann, der ihnen entgegentrat, hätte sein Kollege in der Fifth Avenue wie ein Konfirmand gewirkt. Eduardo erläuterte ihm rasch und in verhaltenem Ton, wer sie waren – was sie wollten war offensichtlich –, ohne dass dies die geringste Reaktion im Mienenspiel seines Gegenübers ausgelöst hätte. Er war es offenbar nicht anders gewöhnt, als dass die

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