Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine Billion Dollar

Eine Billion Dollar

Titel: Eine Billion Dollar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
Vom Netzwerk:
Esstisch darin spiegelte. Große Fenster boten freien Blick auf das Meer, über dem eine müde Sonne feuerrot niedersank.
    Es war ein schwimmender Palast. Jedes Märchen aus Tausendundeiner Nacht hätte man in diesen Räumen verfilmen können.
    Auf dem Weg zur Brücke – das Geländer der aufwärts führenden Treppe war übrigens vergoldet, weil man, um mit den Worten des Maklers zu sprechen, »Messing täglich polieren muss, Gold aber nicht« – kamen sie an einer Stelle vorbei, an der der Name, den der Vorbesitzer, ein englischer Geschäftsmann, der Jacht gegeben hatte, noch zu erkennen war: Shangri-La. Die Buchstaben waren nicht von der Wandung entfernt, sondern nur weiß überlackiert worden.
    »Ich will, dass das da wegkommt«, sagte John und tippte mit den Fingerspitzen dagegen.
    »Pas de probl­me«, versicherte der Kapitän. »Ich lasse es entfernen. Sie wollen dem Schiff einen anderen Namen geben?«
    »Ja«, nickte John und sah hinauf auf das Meer, das dunkler und dunkler wurde. »Es soll PROPHECY heißen.«

12
    Der Bote von UPS klingelte Marvin in aller Frühe aus dem Bett, und dann wollte er auch noch einen Ausweis sehen. »Führerschein, Reisepass, irgendwas, auf dem Ihr Bild und Ihr Name ist und ein amtlicher Stempel«, meinte er gelangweilt und klemmte sich das Paket abwartend unter den Arm.
    »Mann«, knurrte Marvin, der die Augen immer noch nicht richtig aufbekam, »ich wohne hier. Sieht man das nicht?«
    »Tut mir leid. Wertsendung. Ich hab meine Vorschriften.«
    Marvin überlegte einen Moment, ihm die Türe vor der Nase zuzuschlagen, aber die Neugier, wer um alles in der Welt ihm ein Wertpaket schickte – wie das schon klang! Wert sendung! – überwog. Er schlurfte zurück in sein Zimmer und holte seinen Führerschein, nicht ohne die Befürchtung, dem Bild um diese Uhrzeit noch nicht hinreichend zu ähneln, sodass die ganze Mühe umsonst sein mochte. Aber der Bote war damit zufrieden, sich die Ausweisnummer zu notieren, dann noch eine Unterschrift, und Marvin bekam sein Paket. Bis er entziffert hatte, von wem es kam, hörte er unten schon den Motor des Lieferwagens aufheulen.
    »John?«, las Marvin zu seiner grenzenlosen Verblüffung. »John Fontanelli aus Florenz. Mich laust der Affe.«
    Jetzt war an Schlaf nicht mehr zu denken. Er stieß die Tür hinter sich ins Schloss, trug das Paket zum Küchentisch und kramte ein Küchenmesser hervor, um die Verpackung aufzuschlitzen.
    In der Schachtel, sorgfältig in Styropor verpackt, lag ein Mobiltelefon.
    »Was soll das jetzt?«, brummte Marvin ratlos. Er kontrollierte noch einmal die Verpackung und den Adressaufkleber. Da stand sein Name und seine Adresse, tatsächlich. Kein Versehen. Und bei Auszuliefern bis war neun Uhr angekreuzt! »Will der mich foltern oder was?«
    Er nahm das Gerät heraus. Mit einem Klebstreifen war eine kleine, zusammengefaltete Karte daran befestigt. Er löste sie ab und klappte sie auf.
    Hi, Marvin, stand darauf, unverkennbar in Johns Handschrift. Die Batterie ist aufgeladen, der Chip steckt, die PIN-Nummer ist 1595. Bitte schalt es gleich ein und warte auf meinen Anruf. Gruß, John.
    »Spinn ich jetzt, oder was?« Marvin sah auf die Uhr. Eine Minute vor neun. »Ich träum das doch alles.« Aber er drückte die grüne Taste. Mit einem Pieps erwachte das Gerät zum Leben, und er konnte die Codenummer eintippen, was mit einem nochmaligen Pieps und der Displayanzeige Ready quittiert wurde.
    Punkt neun klingelte es.
    »Eigentlich dachte ich, das gibt’s nur im Film«, murmelte Marvin kopfschüttelnd.
    Er drückte die Taste, auf der ein abgehobener Hörer abgebildet war, und hielt das Gerät neugierig ans Ohr. »Hallo?«
    »Hallo, Marvin«, begrüßte ihn John begeistert. »Ich bin’s, John.«
    Marvin holte tief Luft. »Sag mal – aber sonst geht’s noch, oder? Was soll denn diese Show jetzt?«
    »Du warst nicht zu erreichen«, erwiderte John lachend. »Dein Telefon ist doch wie immer abgeklemmt, also – wie hätte ich sonst mit dir sprechen können?«
    »Mann«, maulte Marvin, immer noch fassungslos. »Ich komm mir vor wie James Bond. Also, wen soll ich umlegen?«
    »Hast du schon unter dem Styropor nachgeguckt? Da müsste ein Briefumschlag mit tausend Dollar und einem Flugticket sein.«
    »Wird ja immer besser.« Er hob den Styroporeinsatz hoch. Da lag ein Umschlag. »Yeah, man, hab ihn. Moment!« Er legte das Telefon weg, riss den Brief auf. Eine Menge Dollarscheine und ein Ticket erster Klasse nach Florenz, ausgestellt

Weitere Kostenlose Bücher