Eine Billion Dollar
Millionen du über Nacht reicher geworden bist. Um dich warnen zu lassen, wenn in einem Land die Inflationsrate höher steigt als der Zinssatz, sodass du dein Geld rechtzeitig woandershin verlagern kannst. Um … «
»Also kann ich damit doch Geld überweisen?«, unterbrach ihn John. »Und jemand, der bei mir einbricht, kann es auch. Er kann eine Milliarde auf sein Konto überweisen, ohne dass ich es merken würde.«
Eduardo lehnte sich zurück und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. »Nein, kann er nicht. Ich sagte ja, es ist ein ziemlich raffiniertes System. Man kann Geld überweisen, aber nur zwischen den Konten, die dir gehören. Und diese Einschränkung ist bei den jeweiligen Banken selbst hinterlegt, sodass selbst der beste Hacker keine Chance hat, das von hier aus zu umgehen.«
»Hmm«, machte John und betrachtete die sinnlos große Zahl am unteren Rand des Bildschirms, die immer noch größer und noch größer wurde und deren letzte Stellen flirrten wie Bienenflügel. »Ihr habt an alles gedacht, was?«
»Wir haben uns zumindest alle Mühe gegeben.«
Ein Moment der Stille trat ein. Kühle, köstliche Stille. John musste an die Innenarchitektin denken, eine zierliche blonde Frau, vor Tatkraft geradezu glühend, die ihm Entwürfe für die Gestaltung der wichtigsten Räume der Villa gezeigt hatte. Alles, was er zu tun gehabt hatte, war, auf die Zeichnungen zu zeigen, die ihm am besten gefielen – gefallen hatten sie ihm alle, die Frau war ein Genie –, zu sagen: »So!«, und die zugehörigen Ausstattungslisten zu unterschreiben. Seither waren Kolonnen von Arbeitern damit beschäftigt, die Entwürfe in die Tat umzusetzen und ihm ein Heim von erlesener Eleganz zu schaffen, ohne dass er auch nur einen weiteren Gedanken zu erübrigen brauchte.
Und was immer es kostete, die Zahl unten auf dem Bildschirm würde ungebremst weiter und weiter wachsen.
Die Sonne stand tief am Horizont und zauberte einen warmen, goldenen Schimmer über das Meer vor Portecto, als die Jacht in Sicht kam. Sie so dahingleiten zu sehen, mit ihrem grazilen, schlanken Rumpf, strahlendweiß und anmutig wie ein Segelschiff, war ein Anblick, der John den Atem stocken ließ. Sogar Eduardo, der noch auf der Herfahrt laut überlegt hatte, dass man auf lange Sicht erwägen könne, eine angemessen große Jacht eigens bauen zu lassen, hieb ihm nun begeistert auf die Schulter. »Da kommt sie!«, johlte er.
»Ja«, flüsterte John. Sie war wunderschön und irgendwie viel größer als er sie von der Besichtigung in Cannes in Erinnerung hatte. Schier endlos zog das Schiff an ihnen vorbei, als es anlegte. Am Heck wehte nun die italienische Flagge statt der englischen, dahinter war unter einer gespannten Persenning ein Motorboot auszumachen, und auf dem obersten Deck hockte ein Hubschrauber wie ein fluchtbereites Insekt. Ein junger Mann in schmucker Uniform winkte ihnen vom zweiten Deck aus zu, und sie winkten zurück.
In Windeseile war das Schiff vertäut und der Steg gelegt. Als sie an Bord gingen, kam ihnen der Kapitän entgegen, ein etwa vierzig Jahre alter Franzose namens Alain Broussard, den sie in Cannes bereits kurz kennen gelernt hatten, salutierte und begrüßte sie danach per Handschlag. »Sie wollen sicher sofort in See stechen«, meinte er in seinem stark französisch gefärbten Englisch. »Ich lasse Ihr Gepäck holen, dann können wir ablegen und in den Sonnenuntergang fahren.«
Ein Wink, und der junge Mann, der ihnen zugewinkt hatte, stand da wie aus dem Boden gewachsen. John gab ihm den Schlüssel zu dem, was man bei Ferrari für einen Kofferraum hielt, dann folgten sie dem Kapitän zu einem Rundgang durch das Schiff.
Er hatte nicht erwartet, dass ihn das Wiedersehen mit der Jacht so überwältigen würde. Alles atmete Weiträumigkeit. Als sie in einen der hellen, indirekt beleuchteten Salons kamen, konnte er nicht anders, als mit den Fingerspitzen die Wandtäfelung aus fein gemasertem Holz zu berühren und über die Lehne eines der Sofas zu streichen, die mit hochlehnigen Sesseln und Glastischen zu kleinen Sitzgruppen zusammengestellt waren. Farblich abgestimmte Seidenkissen mit indianisch anmutenden Motiven lagen darauf verteilt, kostbar aussehende Tiffany-Lampen mit schweren, vergoldeten Füßen standen auf Beistelltischen aus weißgrauem Marmor. Die Wände des Speiseraums waren mit Intarsienarbeiten in Mahagoni verkleidet, die jemand so sauber poliert hatte, dass sich der antike, mit Silber und Kristall gedeckte
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