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Eine Billion Dollar

Eine Billion Dollar

Titel: Eine Billion Dollar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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kräftig mit.
    Der Fahrer der Limousine kannte sich in Nizza aus und schien überdies einmal Rennfahrer gewesen zu sein, jedenfalls gelang es ihm, die Verfolger, die teilweise auf spurtstarken Motorrädern unterwegs waren, abzuhängen. Als sie vor dem Restaurant ankamen, war alles ruhig, still, und die Sonne schickte sich an, ihnen einen wundervollen Abend auf der Terrasse zu bereiten.
    Es handelte sich bei dem Restaurant um das eines Luxushotels, alt, vornehm, erlesen ausgestattet, mit traumhaftem Blick über die Bucht – ein Ort also, dachte John, an dem es unmöglich war, das Abendessen nicht zu genießen. Zu seinem nicht geringen Erstaunen bemerkte er am Nebentisch vier ältere Männer, ohne Zweifel allesamt altgediente Multimillionäre, die dieses Kunststück dennoch fertig brachten. Der Weißwein hatte nicht die richtige Temperatur. Das Fleisch war eine Spur zu fest, das Gemüse eine Idee zu weich, also völlig ungenießbar. Einer von ihnen hob den Finger, ungefähr bis zur Höhe seines erbitterten Kinns, und es dauerte nicht länger als dreißig Sekunden, bis der Ober neben ihm stand – Himmel, was war bloß aus der Welt geworden? John verstand kein Französisch, aber um das unablässige Gemurmel von Unzufriedenheit zu deuten, das während der ganzen Mahlzeit vom Nachbartisch herüberquoll, brauchte man keine Sprachkenntnisse. Und als er sich umsah, bemerkte er dieselbe Atmosphäre im ganzen Raum. Als hielte jeder nur misstrauisch Ausschau nach der nächsten Enttäuschung. Es mochten alles Millionäre sein, die hier speisten, aber kein Einziger von ihnen war fröhlich oder auch nur guter Laune.
    Dabei schmeckte das Essen zum Sterben gut.
    »Peccato«, meinte Eduardo verhalten. »Das war wohl das falsche Anschauungsmaterial.«
    »Allerdings. Falls ich mal so werden sollte wie die hier«, bat John, »dann erschieß mich bitte.«
     
    Mitternacht. John schloss die Zimmertür hinter sich in dem Bewusstsein, dass dies eine der letzten Nächte unter dem Dach der Vacchis sein würde. Er streifte den Blazer ab, hängte ihn auf einen Bügel und genoss es, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben.
    Sie hatten es nicht lange ausgehalten in Nizza. Nach dem Dessert und dem Sonnenuntergang waren sie aufs Schiff zurückgekehrt, und die Fahrt hinüber nach Portec­to war mit voller Maschinenkraft nur ein Katzensprung von vier Stunden oder so gewesen.
    Er war gerade dabei, die Segelschuhe abzustreifen, als das Telefon klingelte. Marvin vermutlich, dachte John und hoppelte auf einem Bein hinüber zum Telefon. In New York war es erst kurz nach sechs Uhr abends.
    Aber es war nicht Marvin. Es war der Unbekannte.
    »Ich wollte Ihnen gratulieren«, sagte er mit einem spöttischen Klang in der Stimme. »Zu Ihrer neuen Jacht.«
    »Danke«, sagte John. Das beeindruckte ihn jetzt weniger. Wahrscheinlich hatte er einen Bericht im französischen Fernsehen mitbekommen.
    »Eine schöne Jacht. Darf man fragen, was sie gekostet hat? Zwanzig Millionen, schätze ich. Oder waren es eher dreißig?«
    »Was wollen Sie?«, fragte John unwirsch.
    »Ihnen ein paar Vorschläge machen, was Sie als Nächstes kaufen können.«
    »Ich bin ganz Ohr.«
    »Sie haben eine Jacht, und Sie haben ein Haus. Mit der offensichtlichen Möglichkeit, sich weitere Wohnsitze an verschiedenen Orten der Welt zuzulegen, will ich Sie nicht langweilen; das haben Sie sich sicher selber schon überlegt. Eine etwas ausgefallene Variante wäre allenfalls ein Schloss. Es gibt zahlreiche echte alte Schlösser in Europa, und viele davon sind käuflich zu erwerben, wussten Sie das? Natürlich muss man jeweils noch ein paar Millionen hineinstecken, ehe sie standesgemäß aussehen, aber das sollte kein Problem sein. Eine andere Möglichkeit, Geld und Aufmerksamkeit zu investieren, wäre der Kauf eines Fußballklubs oder dergleichen – haben Sie sich das schon einmal überlegt? Da kann man für viele Millionen Spieler kaufen und verkaufen, um die Befriedigung zu gewinnen, in der Tabelle aufzusteigen. Oder Sie könnten sich gleich aufs Sammeln verlegen – alte Ölgemälde zum Beispiel, van Gogh, Picasso, Monet. Oder wertvollen Schmuck. Antiquitäten. Nicht allein das Aufspüren und Kaufen ist ein Abenteuer – auch die Anschaffung passender Safes, der Unterhalt verlässlicher Wachmannschaften, das Abschließen der nötigen Versicherungen und so fort kann einen ganz schön in Atem halten.« Er hielt inne. »Brauchen Sie noch mehr Anregungen?«
    John massierte sich die

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