Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine Billion Dollar

Eine Billion Dollar

Titel: Eine Billion Dollar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
Vom Netzwerk:
auf Marvin Copeland. »Sieht so aus, als soll ich dich besuchen kommen, oder was?«
    »Ja, aber vorher möchte ich dich um einen wichtigen Gefallen bitten.«
    »Es gibt halt nichts umsonst auf dieser Welt«, seufzte Marvin. »Okay, sag an.«
    »Erinnerst du dich an meine Armbanduhr?«
    »Deine Armbanduhr? Nein. Ich könnte schwören, dass du gar keine hattest.«
    »Ich hatte sie auch nicht mehr. Ich hab sie bei einem Pfandleiher in Manhattan versetzt. Das Problem ist, die Uhr ist ein Geschenk meines Vaters, ich hab den Pfandschein verloren, und die Aufbewahrungsfrist läuft Freitag nächster Woche ab.«
    Das war jetzt doch etwas viel für die frühe Morgenstunde. »Langsam«, bat Marvin, »da muss ich jetzt mitschreiben.« Er zog einen Bleistift aus einer halb leeren Kaffeetasse, wischte ihn an einem unaussprechlich klebrigen Küchenhandtuch ab und zerrte dann eine leere Cornflakes-Schachtel aus dem Papiermüll, die er so aufriss, dass er auf der freien Innenfläche schreiben konnte. Er nahm das Telefon wieder ans Ohr. »Also, der Reihe nach. Wo ist der Pfandleiher, wie sieht die Uhr aus, unter welcher Telefonnummer kann ich dich erreichen?«
     
    Als John nach dem Telefonat mit Marvin zurück aufs Sonnendeck kam, konnte man die südfranzösische Küste bereits als dünne, graubraune Linie am Horizont sehen. Ein Steward war dabei, einen kleinen Tisch unter einem Sonnensegel für den Nachmittagskaffee zu decken. Am Himmel tauchten die ersten Möwen auf.
    »Wir müssen uns allmählich entscheiden, ob wir Nizza oder Cannes anlaufen«, meinte Eduardo. »In Nizza gibt es ein gutes Restaurant, in dem ich schon immer mal zu Abend essen wollte. Was denkst du?«
    »Warum nicht?« John gesellte sich zu ihm an die Reling. Seit gestern Abend hatten sie Korsika umfahren und kreuzten nun im Ligurischen Meer. Es war eine ruhige Fahrt, das Mittelmeer lag silbrigblau da und brachte keine Welle hervor, mit der die Stabilisatoren des Schiffes nicht fertig geworden wären. »Klingt gut.«
    Eine Stunde später tauchte ein dunkler Punkt am Himmel auf, der keine Möwe war: ein Hubschrauber. Zuerst schenkten sie dem lauter werdenden Geräusch keine Beachtung, doch als er zielstrebig näher kam und richtig laut wurde, wurde es unumgänglich, einmal nachzusehen, was los war. »Es scheint sich um Presse zu handeln«, informierte sie Broussard über das Bordtelefon. »Auf dem hinteren Sitz des Hubschraubers erkennt man einen Mann, der mehrere Kameras mit Teleobjektiven um den Hals trägt.«
    John verzog das Gesicht. »Bordgeschütze haben wir nicht, nehme ich an?«
    Wie eine wütende Wespe umkreiste der Hubschrauber die PROPHECY , in teilweise so gewagten Manövern, dass man sich wundern musste, dass der Mann, der auf der Rückbank aus der offenen Tür fotografierte, nicht herausfiel. Schließlich waren die Filme voll, und die Maschine zog wieder davon, Richtung Festland.
    »Sollen wir das überhaupt machen mit dem Restaurant?«, fragte John, während er ihr nachsah. »Ohne Leibwächter?«
    »Ein paar Männer der Besatzung sehen ganz eindrucksvoll aus, die können uns begleiten«, meinte Eduardo. »Hey, du wirst dir doch davon nicht den Tag verderben lassen?«
    »Allmählich geht es mir auf die Nerven. Was finden die bloß alle an mir?«
    Eduardo lachte. »Du bist reich, also bist du interessant. Geld macht sexy, mein Lieber. Übrigens eine Tatsache, die du meiner Meinung nach noch viel zu wenig ausnutzt.«
    »Sollte ich das denn?« John musterte die Küstenlinie, die kühn in den Fels gebauten Straßen und die Häuser, die wie weiße Einsprengsel aussahen.
    »Hör mal, eine Menge Frauen würde gern wissen, wie es ist, mit einem Billionär zu schlafen.«
    »Auch nicht anders als mit irgendeinem anderen Mann.«
    »Na klar – aber lass sie das doch selber herausfinden.« Eduardo nahm den Hörer des Bordtelefons auf. »Ich sehe, du brauchst immer noch einen Grundkurs in der Kunst, das Leben zu genießen. Ich rufe jetzt das Restaurant an, dass man uns einen Wagen schickt. Was ich gehört habe, verkehren dort überhaupt nur Millionäre; ich denke also, die kennen sich damit aus, die Presse auf Abstand zu halten. Und dann wird genossen.« Es klang wie ein Befehl.
    Als sie anlegten, standen schon eine Hand voll Reporter am Pier. Als die PROPHECY fertig vertäut war, war daraus eine Meute geworden, durch die ihnen die vier stämmigsten Seeleute der Schiffsbesatzung nur mit Mühe einen Weg zum Auto bahnten. Sogar das Fernsehen hielt in dem Getümmel

Weitere Kostenlose Bücher