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Eine Billion Dollar

Eine Billion Dollar

Titel: Eine Billion Dollar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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angenäht, nachdem Sarah ihm gezeigt hatte, wie das ging. Seine Mutter hatte Flicken auf die Ärmel gesetzt, die man kaum sah.
    So kramte er Erinnerung um Erinnerung aus seinen Kartons und seinem Gedächtnis, bis Eduardo unvermittelt ins Zimmer platzte. »Ach hier bist du«, rief er in aufgekratzter Partylaune. »Was ist, willst du dich den ganzen Tag hier bei deinem alten Trödel verstecken? Deine Gäste warten!« Um ihn herum quoll eine Geräuschkulisse aus Musik, Gläserklingen und dem Gegacker zahlloser durcheinander redender Leute ins Zimmer.
    Seine Gäste? Es waren Eduardos Gäste. Er hatte sie ausgesucht. Junge Künstler, junge Geschäftsleute, junge Universitätsdozenten. Er kannte keine einzige Seele, abgesehen von Constantina, die vorhin im Garten mit einem völlig in Schwarz gekleideten Mann geflirtet hatte, und ihr wollte er nicht unbedingt begegnen.
    »Ja«, erklärte John. »Vielleicht mache ich das. Mich den ganzen Tag hier verstecken.«
    »Nein, nein, das machst du nicht. Das ist deine Party, Junge! Das sind deine Gäste – sie fressen deinen Kühlschrank leer und verwüsten dein Haus, da musst du wenigstens mal Guten Tag sagen. Und wer weiß, vielleicht lernst du ja jemanden kennen, der es wert ist?«
    »Mir ist aber gerade nicht nach Party zumute.«
    »Halt mal, halt mal. Wessen Idee war denn das? Wer hat gesagt, Eduardo, lass uns eine Einzugsparty schmeißen?«
    »Ja, ich weiß. Es war ein Fehler. Aber diese dauernden Partys – das ist es nicht, worum es bei der Prophezeiung geht.«
    Eduardo starrte ihn an, als habe er ihm einen Amboss auf den Fuß fallen lassen. »Junge!«, machte er und rollte mit den Augen. »Was sagst du da?« Er drohte ihm mit dem halb leeren Champagnerglas. »Ich weiß, was los ist. Du bist infiziert. Das Vacchi-Virus hat dich voll erwischt.«
    »Bloß weil ich etwas anderes mit meinem Leben anfangen will, als mich in einen Jetset-Playboy zu verwandeln?«
    Eine halbtrunkene Handbewegung, wobei ein paar Spritzer des Champagners aus dem Glas schwappten. »Schluss jetzt«, kommandierte Eduardo. »Ich gebe dir eine halbe Stunde, dich umzuziehen und bester Laune herunterzukommen. Andernfalls schicke ich Constantina, dass sie dich holt.«
    Er kicherte über diesen Einfall, zog die Tür wieder zu und ließ John in gnädiger Stille zurück.
     
    Nachdem Marvin auf dem Flughafen von Florenz gelandet war und die Passkontrollen endlich passiert hatte, brauchte er noch ewig, bis er einen Taxifahrer fand, der einigermaßen Englisch sprach, und der bestand, nachdem er den Zettel mit der Adresse gesehen hatte, auf Vorkasse. Immerhin gab er sich mit Dollars zufrieden. Da die Auslösung von Johns Uhr nur fünfzig Dollar gekostet hatte, waren davon noch eine ganze Menge übrig. Trotz diverser Spesen, die Marvin sich unterwegs genehmigt hatte.
    Sie fuhren ein Stück Autobahn, dann ging es endlos auf engen Straßen weiter, die sich korkenziehermäßig in die Landschaft schraubten. Die war ganz nett, aber wie man solche Straßen bauen konnte, war Marvin ein Rätsel. Jedes entgegenkommende Fahrzeug wurde zum Drama, und wenn sie durch ein Dorf kamen, hatte er das Gefühl, den Leuten durchs Wohnzimmer zu fahren. Europa halt, der Kontinent der Puppenstubenarchitektur.
    Ungefähr hundert Jahre später tauchte ein blauer Streifen Meer am Horizont auf, und es ging sanft abwärts. Sie bretterten hupend durch ein uraltes Städtchen mit einem Hafen voller Luxusjachten, wo der Taxifahrer an einer Ecke hielt und ein verhutzeltes altes Weib nach dem Weg fragte, und fünf Minuten später waren sie in einem Viertel voller Villen, und wie es sich gehörte, hielt der Wagen vor der größten davon.
    Marvin steckte dem Fahrer noch einen Zwanzigdollarschein zu, schulterte seinen Matchsack und schlenderte auf das Anwesen zu. In der Einfahrt standen jede Menge Fahrzeuge vom oberen Ende der Preisskala. Die Einzugsparty, die John am Telefon erwähnt hatte. Da kam er wohl gerade richtig. Partytime, Partytime – er würde diesen Schickimicki-Typen mal zeigen, wie man richtig einen draufmachte…
    Unvermittelt verbaute ihm eine Art Panzerschrank in Menschengestalt den Weg und feuerte ein paar Fragen in maschinengewehrmäßigem Italienisch auf ihn ab.
    »Non capisco!« erwiderte Marvin. »Sono Americano!«
    »Wer sind Sie?«, wechselte der Schrank in fließendes Englisch. »Und was wollen Sie hier?«
    Marvin wuchtete den Matchsack auf die andere Schulter und trat einen halben Schritt zurück, damit er sein Gegenüber

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