Eine Billion Dollar
besser überblicken konnte. »Copeland«, erklärte er, »mein Name ist Marvin Copeland, ich komme gerade aus New York City, und wenn das da vorn die Villa von John Fontanelli ist, dann werde ich vom Hausherrn persönlich erwartet, und zwar geradezu sehnsüchtig.« Da der Schrank immer noch keine Anstalten machte, vor Ehrfurcht in die Knie zu gehen, setzte er hinzu: »Zufällig bin ich nämlich einer seiner besten Freunde.«
»Können Sie sich ausweisen?«
»Klar doch.« Seit John sich wieder gemeldet hatte, hatte er sich öfter ausweisen müssen als sonst in zehn Jahren. Er hielt dem Schrank seinen Pass unter die Nase, worauf dieser ein Funkgerät zückte und mit irgendwem auf Italienisch verhandelte. Immerhin hörte er seinen Namen aus dem Kauderwelsch heraus.
»Okay«, sagte der Schrank schließlich und gab den Weg frei. »Sie werden erwartet. Einfach dort vorne zur Eingangstür hinein.«
»Danke für den Tipp«, erwiderte Marvin. »Vielen herzlichen Dank. Und nur weiter schön aufpassen.«
Man sah die Gäste schon von außen in der Halle herumstehen, jede Menge davon. Aufgetakelt wie für eine Modenschau natürlich, vor allem die Frauen. Junge, da würde er auffallen wie eine nackte Frau in der Bischofskonferenz in seinen schmuddeligen Jeans und seinem miefigen T-Shirt! Hoffentlich war das Büffet noch nicht leergefressen.
Besonders tolle Partystimmung schien allerdings nicht gerade zu herrschen. Keine Musik, alle standen nur herum und schauten reichlich belämmert drein. Sah eher aus wie ein Begräbnis, von außen jedenfalls.
Aber angeblich wurde er ja erwartet. Also immer rein in die gute Stube.
Ein etwas konfus wirkender junger Typ in optisch voll korrektem Outfit kam auf ihn zu, als er die Eingangshalle betrat, packte seine Hand und schüttelte sie. »Eduardo Vacchi«, stellte er sich vor, »ich bin der Anwalt von Mister Fontanelli.«
»Davon braucht er ja neuerdings eine Menge, wie man so hört«, meinte Marvin. »Marvin Copeland. Ich bin Johns Freund aus New York.«
»Ja, ich erinnere mich. John hat Sie erwähnt.«
»Fein. Wo steckt er denn? Ich würde ihm nämlich gern kurz die Hand schütteln, wenn es sich einrichten lässt.«
»Ja, sehen Sie…« Irgendwie wirkte er entschieden unhappy. Er hatte die eine Hand unentwegt am Hemdkragen, fingerte daran herum, kratzte sich den Hals und schaute sich dabei nach allen Seiten um, als würde er verfolgt. »Ich fürchte, es lässt sich gerade nicht einrichten.«
»Hätte ich schon von New York aus einen Termin beantragen müssen oder so was?«
»Nein. Aber wir haben gerade entdeckt, dass John verschwunden ist, und niemand weiß, wohin.«
Nachdem die halbe Stunde verstrichen war, hatte Eduardo die versammelte Gästeschar angestiftet, laut »John! John!« zu skandieren, und solcherart angefeuert war er zusammen mit Constantina die Treppe hochgegangen in der Absicht, ihn mit vereinten Kräften aus dem Schlafzimmer zu zerren.
Aber als sie die Tür öffneten, fanden sie das Zimmer verlassen.
Die meisten Gäste hatten das in dem Stadium noch für einen gelungenen Partygag gehalten und sich mit großem Vergnügen an der Suchaktion im ganzen Haus und im Garten beteiligt. Aber als die Leibwächter anfingen, ausgesprochen finster dreinzublicken, und pausenlos in ihre Funkgeräte knurrten, dämmerte ihnen, dass das so nicht geplant gewesen war. Schließlich stellte sich heraus, dass auch Johns Ferrari verschwunden war, und da wusste dann jeder, dass die Lage ernst war.
»Wie kann der Ferrari einfach verschwinden?«, wollte Eduardo wissen. »Er stand in der Einfahrt. Auf bewachtem Gelände.«
Auf Marcos Stirn glänzten feine Schweißperlen. »Einer meiner Leute hat gesehen, wie er hinausgefahren wurde, vor etwa zwanzig Minuten. Aber er sagt, am Steuer sei jemand vom Partyservice gesessen. Einer der Jungs, die die Autos wegparken.«
»Und? War es einer von denen? Fehlt einer?«
»Das prüfen wir gerade. Anscheinend nicht.«
»Na großartig.« Eduardo rieb sich den Hals. Irgendwie schien das Hemd vorzuhaben, ihn zu erwürgen. »Können Sie sich vorstellen, was los ist, wenn wir die Polizei einschalten müssen?«
Die Gäste standen nur noch herum und starrten sie an. Jemand hatte den CD-Player ausgeschaltet. Die Stille, die sich auf die Gesellschaft legte, war erdrückend.
»Der Ferrari hat eine satellitengestützte Diebstahlsicherung eingebaut«, erklärte Marco. »Darüber können wir seinen Standort ausfindig machen. Außerdem lassen wir jetzt den
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