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Eine Braut für alle

Eine Braut für alle

Titel: Eine Braut für alle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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kannte keine Grenzen.
    «Ophelia und ich, wir beide erarbeiten uns unsere Reise. Sie ist Fotomodell für die Werbeaktion der Schiffahrtsgesellschaft.» Basil klopfte sich die Kissen unter seinem Haupt gemütlicher zurecht. «Im großen ganzen ist dieser Steward-Job nicht das Schlimmste, abgesehen von der frühen Zeit des Aufstehens. Man wird beköstigt und bezahlt, das ist gar nicht so zu verachten. Natürlich hat die Sache auch ihre Haken - einer von den Burschen im hat eine elektrische Gitarre, und da ist noch der Chefsteward, ein gewisser Shuttleworth. Kennst du ihn vielleicht? Er hätte einen glänzenden Aufseher in einer Besserungsanstalt abgegeben.»
    Ich nickte. Ich hatte Mr. Shuttleworths Füßen bereits in reichem Maße meine Betreuung angedeihen lassen und ihn im übrigen als einen umgänglichen Gesellen befunden, der eine freundliche Aura von Bier und Zwiebeln ausstrahlte. Da sah man wieder einmal, wie verschieden Menschen bewertet werden können - es kam nur auf den Standpunkt an.
    «Dieses elende kleine Warzenschwein ließ mich heute früh kilometerweise das dreckige Deck schrubben, bloß weil ich Ophelias
    Kabinennummer erfahren wollte.» Basil lachte auf. «Komisch, wie sich unsere sozialen Positionen geändert haben, Grim. Grade noch wollte ich vorschlagen, daß du und Ophelia und ich gemeinsam in der Veranda-Bar unser Wiedersehen mit ein paar Cocktails begießen. Aber ich muß schon sagen, liebes Jungchen», fuhr er voll Wärme fort, «ich bin hochbeglückt, daß Shuttleworth mich zu deinem persönlichen Steward ausersehen hat. Jetzt kann ich wenigstens deine Kabine benützen, sooft ich will - du kannst dir nicht vorstellen, wie beruhigend der Gedanke ist, immer was zum Trinken und zum Rauchen vorzufinden. Vor allem nachmittags wird sie mir zugute kommen, wenn ich ein paar Rollen durchnehmen will.»
    Ich griff wieder nach der Ginflasche.
    «Und’n bißchen später-» Basil zwinkerte mir zu. «Du wirst doch sicher gerne einen Bummel an Deck machen, während ich mich mit Ophelia ein bißchen hier vergnüge? So was wäre natürlich im platterdings unmöglich. Du guter Gott, so spät ist’s schon?» Er schwang seine Beine herunter. «Muß dem Funkoffizier seine Sandwiches auf die Brücke bringen. Dieser Ausbeuter, dieser Blutsauger Shuttleworth lädt sämtliche Dreckarbeiten auf mich ab. Aber glaube mir, zweimal soviel würde ich auf mich nehmen, um meiner kleinen Ophelia nahe sein zu können. Übrigens, Grim», fügte er noch hinzu, «was ist eigentlich mit dem Test?»
    «Mit was für einem Test?»
    «Na, du weißt doch, damals, wie ich in ein Einmachglas Pipi machen mußte.»
    «Ach, das? Normal. Vollkommen normal.»
    «Das ist mir eine Erleichterung. Ophelia hat’s mir aus unbekannten Gründen nie mitgeteilt. Schrecklich anständig von dir, mich einzuladen, daß ich frei über deine Kabine verfügen darf.» Basil legte mir einen Arm um die Schultern. «Aber ich hab ja immer in jenen seligen Zeiten auf unsrer lieben alten Bude gesagt: Grimsdyke ist durch und durch ein Gentleman.»
    Er verschwand. Eine volle Minute stand ich da und starrte das Sofa an. Dann riß ich die Tür auf und eilte in Mr. Shuttleworths Büro.
    «Hallo, Doc.» Der Chefsteward blickte erstaunt von seinem Bündel Schiffspapieren auf. «Ist irgendwas los? Sie scheinen ja richtig aus’m Häuschen zu sein.»
    «Es ist tatsächlich etwas Unangenehmes passiert, Chief», sprudelte ich hervor. «Mein Steward -»
    «Beauchamp? Ein Neuer. Was hat der Unglückskerl sich zuschulden kommen lassen?»
    «Wenn Sie gestatten, will ich mich lieber nicht in Einzelheiten ergehen. Reden ist Silber, und so weiter. Aber - mit einem Wort, der Kerl ist keineswegs zufriedenstellend.»
    «Hätt’s mir denken können.» Mr. Shuttleworth kippte seinen Stuhl nach hinten. «Sie würden’s nicht glauben, was für einen Dreck man heutzutage vom Arbeitsamt zugewiesen kriegt. Aber machen Sie sich keine Sorgen, Doc. Werd ihn in die Bibliothek versetzen.»
    «Meiner Meinung nach sollte er überhaupt nicht mit den Passagieren in Kontakt kommen dürfen», sprach ich rasch weiter. «Er tut ein bißchen zu sehr vertraulich, wenn Sie mich verstehen.»
    «Das ist mir schon aufgefallen. Ich kenne diesen Typ, glauben Sie mir. Na, wir werden diesem Mr. Blasier Beauchamp schon die Suppe versalzen. Werd ihn als Kellner in der Heizerkantine einsetzen.»
    «Das wird bestimmt für alle Beteiligten weitaus besser sein», sagte ich

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