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Eine Braut für alle

Eine Braut für alle

Titel: Eine Braut für alle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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erleichtert.
    «Beruhigen Sie sich, Doc, dieser zuwidere Lümmel wird Ihnen bis London nicht mehr unter die Augen kommen. Wollte Gott, ich könnt dasselbe von mir sagen.»
    «Eine ausgezeichnete Idee, Chief. Und wie steht’s mit den Füßen?»
    «Viel besser, danke. Sind schon ein interessanter Fall für die Herren Ärzte, meine Füße, was?»
    «Ausgesprochen faszinierend.»
    Er kicherte. «Hab Dr. O’Rory jedesmal in die peinlichste Verwirrung gebracht, wenn ich meine Schuhe auszog.»
    «Wann immer Sie Lust haben, ein bißchen über sie zu plaudern», versicherte ich ihm, «brauchen Sie sie nur in meine Kabine zu bringen.»
    «Danke, Doc, das werd ich gewiß tun.» Er griff einen Zettel heraus. «Der Kapitän läßt Ihnen übrigens sagen, Sie sollen auf die Brücke kommen, wenn Sie mit Ihrer Ordination fertig sind, ’s ist nichts Dringendes, aber er glaubt, er hat sich einen Schnupfen geholt.»
    «Werde sofort hinaufgehen. Herzlichen Dank, Chief, für Ihr Entgegenkommen. »
    Ich erkannte, wie nutzbringend es gewesen war, die Füße des Chefstewards sozusagen als Lockspeise auszuwerfen. Freilich hatte ich mich wieder einmal mehr als gemein benommen, indem ich den guten Basil unter die Kessel verbannen ließ, wo ihm die Heizer der Reihe nach das Essen ins Gesicht schmeißen würden. Wahrhaftig, jede Schlange, die etwas auf sich hält, würde angesichts meines Benehmens rasch in die entgegengesetzte Richtung kriechen. Aber - von allem anderen abgesehen - es wäre wohl eine jammervolle Fahrt gewesen, wenn ich auf der ganzen Strecke Rio de Janeiro und retour meine Kabine mit Richard dem Dritten hätte teilen müssen. Blickte ich auf die sich überstürzenden Ereignisse der letzten Stunden zurück, mußte ich mir selbst anerkennend auf den Rücken klopfen. Zumindest hatte ich ungetrübte Ferientage vor mir liegen, in denen ich Ophelia auf lange Drinks im Sonnenschein ausführen, im Mondschein der Tropen hingegen ernstlich bestürmen würde, vom Bingo gar nicht zu reden.
    Ich erklomm die Treppen mit dem Gefühl, nun eine ausgezeichnete Gelegenheit zu haben, mich bei Captain Makepeace Liebkind zu machen - man konnte nie wissen, wozu das noch gut war. Die Brücke wimmelte von Männern in wollenen Halstüchern, die in alle möglichen Richtungen starrten und Becher um Becher Kakao tranken; ich wandte mich an einen Matrosen, der den Feueralarm-Apparat putzte, und fragte nach dem Kapitän.
    Eine Gestalt am Steuer senkte den Feldstecher.
    «Doktor! Verteufelt lang haben Sie sich Zeit gelassen!»
    Ich starrte den Mann an.
    «Aber Sie sind ja gar nicht der Kapitän!»
    «Ich bin auch nicht der dreckige Küchenjunge, falls Sie mich für den halten. Und lehnen Sie sich gefälligst nicht an diesen Telegrafen, wenn Sie nicht die Steuerbordspitze voll nach achtern ausrichten wollen.»
    «Tut — tut mir schrecklich leid, Sir.»
    «Und weiter, Doktor, haben Sie unweigerlich Ihre Dienstmütze zu tragen, wenn Sie vor dem Kapitän erscheinen. Prägen Sie sich das gefälligst ein.»
    «Ja, gewiß, Sir.»
    «Und zu salutieren haben Sie auch. Tod und Teufel!» brüllte Captain Spratt. «Ich seh schon, ich werde Ihnen auf dieser Fahrt noch einiges beizubringen haben, Doktor.»

10

    In den nächsten Tagen fand ich nicht viel Zeit, mich mit dieser neuen Situation auseinanderzusetzen, da jedermann an Bord - einschließlich meiner Person - seekrank war. Aber während ich teils die Köpfe anderer Leute, teils meinen eigenen über Speischalen hielt, hätte ich mich ohrfeigen können, daß ich nicht gleich damals im Büro der Schiffahrtsgesellschaft Captain Makepeaces Nieren untersucht hatte.
    «Captain Makepeace erlitt heute früh auf seiner Fahrt zum Hafen einen akuten Nierensteinanfall», hatte mich Captain Spratt an jenem Abend auf der Brücke informiert. «Ausgesprochenes Pech. Da unsere sämtlichen Reservekapitäne derzeit unerreichbar sind, bin ich Narr eingesprungen.»
    «Könnte sich als angenehme Unterbrechung des Bürodienstes herausstellen, Sir», war alles, was ich hervorbrachte.
    «Mein lieber Junge! Wie alle eingefleischten Seeleute verabscheue ich nichts so sehr wie die See.»
    Er zog eine kleine silberne Dose hervor.
    «Ich - äh - würde Ihnen bei Ihrem Leiden von Schnupftabak abraten, Sir.»
    «Doktor, ich habe Sie hergebeten, um meine Erkältung zu behandeln, nicht aber, um meine Lebensgewohnheiten zu ändern.»
    «Ja, gewiß, Sir.»
    Schon wieder warf mir das Schicksal einen Knüppel zwischen die Beine. Als ich im St. Swithin

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