Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine Braut für alle

Eine Braut für alle

Titel: Eine Braut für alle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
Vom Netzwerk:
gefällt dir der Schnitt von meinem weißen Jackett? Hab’s gestern vom Kostümverwalter des Theaters ausgeborgt.»
    Ich griff nach der Türklinke des Spitalsraums.
    «Ich — ich hab eine schwierige Patientin da drinnen», sagte ich rasch. «Ein hysterisches Weibsbild, du weißt schon.»
    «Oh, wie aufregend!»
    «Gib mir nur einen Augenblick Zeit, sie loszuwerden.»
    «Aber bitte, selbstverständlich.»
    «Und dann werden wir uns zu einem gemütlichen Plausch hinsetzen.»
    Ich schlüpfte ins Spital.
    «Darling», sagte Ophelia, «du wendest diese Sägen da doch nicht bei Menschen an?»
    Ich packte sie am Arm. «Tut mir schrecklich leid, Mädel. Gerade ist ein widerlicher Patient in meiner Kabine aufgetaucht -»
    «Na, ich muß schon sagen! Da wurde ich zu einem stillen Drink eingeladen -»
    «So ist nun mal das Leben des Arztes, weißt du.» Ich lachte gequält auf. «Zuerst kommen die beruflichen Pflichten, man weiß nie, was als nächstes passiert, und so weiter, und so weiter. Nein, nein! Nicht durch diese Tür!»
    Sie blickte mich erschreckt an.
    «Mein Patient ist schrecklich ansteckend. Komm ihm ja nicht in die Nähe. Hat wahrscheinlich die Blattern. Diese andere Tür dort führt direkt aufs Deck. Du weißt doch, wie du zu deiner Kabine zurückkommst? Achtung, die Stufe. Bye-bye...»
    Ophelia verschwand, reichlich verdutzt. Ich stolperte durch das Spital zurück. In meiner Kabine fand ich Basil vor, wie er sich eben, die Füße auf meinem Sofa, ein Glas von meinem Gin einschenkte.
    «Ich kann’s noch immer nicht fassen, liebes Jungchen!» Er nahm sich eine meiner Zigaretten. «Wie kam’s in aller Welt dazu, daß du an Bord bist?»
    «Ich brauchte Erholung. War ganz herunter, weißt du. Hab mich in der Stadt überarbeitet. Die Meeresluft dürfte mir recht guttun.»
    «Ja, du siehst ein bißchen erhitzt und nervös aus.» Basil schnüffelte. «Wie komisch!»
    «Was ist komisch?» fragte ich kurz.
    «Dieser Geruch. Ganz ähnlich dem Parfum, das meine Braut benützt.»
    «Das ist das Antiseptikum. Aber was ist mit dir?» fragte ich, zum Kernpunkt vordringend. «Du solltest doch in eben diesem Augenblick die lieben Kinderchen droben in Blackport amüsieren?»
    «Sollte ich, liebes Jungchen, sollte ich. Aber die braven Bürger von Blackport haben sich trotz der reichlichen Gelegenheit und Aufforderung, unsere kleine Unterhaltungsstätte zu besuchen, geweigert, diese Chance zu ergreifen. Als die Zahl der Rollenträger die der Zuschauer zu übersteigen begann, fühlte die Direktion, es sei genug des Leidens beiderseits der Rampenlichter, und brach das Gastspiel ab.»
    «Was für ein verdammtes Pech! Für dich, meine ich.»
    «Ganz im Gegenteil, es war ein verkappter Segen. Blackport war sowieso ein scheußlicher Ort, voll von Kaldaunen und Trams.» Basil hakte sich den Kragen seines Jacketts auf. «Doch wenn du mich fragst», setzte er bereitwillig fort, «warum ich die Freiheit eines West-End-Schauspielers - besser noch, die Freiheit eines stellenlosen West-End-Schauspielers - gegen das in eine Massenkabine eingepferchte Dasein eines minderen Schiffsstewards eingetauscht habe —»
    Ich grapschte nach dem Gin bei Basils Ellbogen und schenkte mir selbst ein Glas ein.
    «Es geschah um eines Weibes willen, liebes Jungchen», erklärte er schlicht. «Du wirst dich wohl nicht mehr erinnern, daß ich dir nach jener charmanten ärztlichen Untersuchung, die du mir vor Weihnachten angedeihen ließest, meine Braut vorstellte? Ein süßes Mädel namens Ophelia. Nun, sie befindet sich augenblicklich an Bord dieses unseres Schiffes. Woher kommt, um Gottes willen, dieses klappernde Geräusch?»
    «Es ist - es ist nur das Glas an meinen Zähnen. Bin derzeit ein bißchen nervös, weißt du.»
    «Na hör mal, du bist aber in einem feinen Zustand.» Basil ergriff die Flasche und schenkte sich neuerlich nach. «Weiter: Ophelias süßes Köpfchen birgt nicht die leiseste Ahnung, daß ich dies unsel’ge und schmachvolle Schiff mit ihr teile. Du wirst dies vielleicht merkwürdig finden?»
    «Gewiß, gewiß.»
    «Aber das liebe Mädel ist so feinfühlig veranlagt, daß sie lieber zu Hause geblieben wäre, als mich im ekligen Schiffsbauch zu Tode schwitzen zu sehen. Erinnere mich übrigens gelegentlich daran, daß ich dir von meinem Etablissement da drunten erzähle, das unter dem Namen bekannt ist.»
    Ich schwieg. Meine Wut gegen den Kerl, der so unerwartet wie der Geisterkönig, den er gespielt hatte, aufgetaucht war,

Weitere Kostenlose Bücher