Eine Braut für alle
Sir.»
«Sehr gut, Beauchamp.»
«Mit einer Kanne Tee und gemischtem Backwerk, Sir.»
«Ich danke Ihnen, Beauchamp.»
«Ich danke Ihnen, Sir.»
Basil entschwand abermals.
Die ganze Szene war mir ein vollkommenes Rätsel. Um so mehr, als Basil in unserer Bude solch ein Faulpelz war, daß es ihm nie einfiel, sein Bett zu machen, geschweige denn das eines anderen.
«Beauchamp ist mir für die heutige Abendparty ein absolutes Gottesgeschenk», hörte ich den Kapitän sagen.
«Eine Party?» Ich blickte auf. «Was für eine?»
«Der übliche Rummel — die Cocktailparty des Kapitäns. Langweilt mich zu Tode, aber die Passagiere erwarten sich’s. Nur ein paar Erste-Klasse-Passagiere, wohlverstanden. Hab dazu die Bande von meinem Tisch gebeten sowie dieses Reklameweib und den Kerl in der rosa Hose.»
Ich zuckte zusammen. «Doch nicht hier oben, Sir?»
Captain Spratt faßte mich ins Auge. «Ich habe nicht die Gepflogenheit, meine Gäste auf der Brücke oder der Back zu bewirten, wenn Sie das meinen.»
«Nein, nein, natürlich nicht, Sir, aber -»
«Sie sind selbstverständlich eingeladen, sorgen Sie daher freundlichst für ein reines Vorhemdchen. Schlag sechs, wenn ich bitten darf.»
«Ich - ich werde wohl nicht in der Lage sein, der Einladung Folge zu leisten, Sir.»
«Was werden Sie nicht?» brüllte der Kapitän.
«Will sagen, hab drunten noch eine Menge aufzuarbeiten, Sir -»
«Jetzt hören Sie einmal gut zu, Doktor. Wenn Sie annehmen, daß ich ohne die volle und begeisterte Unterstützung meiner sämtlichen höheren Offiziere eine Bande drittklassiger Leute mit Erster-Klasse-Tickets bei verblödetem Geschwätz und Oliven unterhalte, irren Sie sich gewaltig. Tod und Teufel! Ich dulde kein Hin-und-her-Lavieren, ich dulde es einfach nicht! Sie werden Ihre Arbeit anständig erledigen und pünktlich zur Stelle sein. Das ist ein Befehl, verstanden?»
«Selbstverständlich, Sir. Gewiß, Sir. Ich versichere Ihnen, es wird mir ein großes Vergnügen sein, Sir -»
«Das wird es bestimmt nicht sein. Aber wenn Sie’s nicht jedem Anwesenden als solches erscheinen lassen, dann helfe Ihnen Gott.» Er goß den Rest seines Gins in sich. «Nun muß ich auf die Brücke.»
Der Kapitän entschwand auf einer Leiter in die oberen Regionen. Ich stand einen Augenblick unentschlossen da. Dann schlich ich zu der kleinen Pantry vor der Kabinentür zurück, wo ich Basil genüßlich eine Zigarette rauchen und dem Gin zusprechen sah.
«Hör mal! Was soll dieser verdammte Blödsinn?» fragte ich unverzüglich.
«Mein liebes Jungchen!» Er grinste. «Wie hab ich dir gefallen?»
«Was zum Teufel meinst du damit?» Das Ganze hing mir schon langsam zum Hals heraus. «Nicht genug, daß du mich durch dein Herumschleichen zu Tode erschreckst, schmierst du dem Kapitän Honig um den Bart wie ein Bühnen-Butler —»
«Aber das ist es ja, genau das! Erinnerst du dich nicht an das erste Stück, in dem ich auftrat? Ich spielte den Butler. Wenn ich’s mir überlege, hab ich eigentlich seither nichts anderes gespielt als Butlerrollen. Ich bin geradezu unerreicht mit meinem und ähnlichem Zeug. Du kannst dir freilich nicht vorstellen, wie mühsam es ist, vom frühen Morgen bis zum späten Abend wie ein Butler zu leben, zu denken und zu fühlen. Ich bin riesig froh, daß dir meine Darbietung gefallen hat.»
«Die Art und Weise, wie du dich aufgeführt hast, würde gewiß einen herzoglichen Kammerdiener vor Neid erblassen lassen», sagte ich, «aber darum handelt sich’s jetzt nicht -»
«Ich danke dir, liebes Jungchen. Du weißt, wie sehr ich lobende Worte schätze. Die Idee kam mir, als ich von diesem Sklaventreiber Shuttleworth in die Heizerkantine verbannt wurde. War gar nicht so schlimm da drunten, sobald meine scheußlichen Übelkeiten aufhörten. Heutzutage sind sämtliche Heizer dürre Gesellen, weißt du, mit reinen Kragen, die Hebel betätigen. Aber da mir die Passagierdecks versperrt waren, wurde mir der ganze Zweck meiner Reise zunichte gemacht. Schließlich», erklärte er, «ist ja der einzige Grund, warum ich mich an einem solchen Ort herumtummle, nur der, daß ich meiner Ophelia nahe sein will.»
Ich schwieg.
«Und heut abend», lachte Basil, «wird das arme Ding die Überraschung ihres süßen jungen Lebens erleben. Ich kann’s kaum erwarten, ihr
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