Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine Braut für alle

Eine Braut für alle

Titel: Eine Braut für alle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
Vom Netzwerk:
Gesicht zu erblicken, wenn sie durch diese Tür eintritt und mich ihr den ersten Martini aufwarten sieht. Das wird ein Heidenspaß werden, meinst du nicht auch? Untersteh dich, ihr ein Wort davon zu sagen, falls du sie zufällig siehst», fügte er drohend hinzu. «Leider kann ich dir keinen Gin mehr anbieten. Muß ins Freudetiloch hinunter, um zu meinem Lunch zu kommen.»
    «Wenn du glaubst, du kannst einem Kerl von der Sorte Captain Spratts andauernd Sand in die Augen streuen —»
    «Was tust du denn anderes mit unserem lieben goldbetreßten Rauschebart, frage ich dich? Ist er nicht ein Ungeheuer? Aber trotzdem, meine Erfahrungen werden sich bezahlt machen. Eines Tages kann’s leicht soweit kommen, daß ich einen Kapitän spielen muß, und ich sammle jetzt alle möglichen nützlichen Fingerzeige bloß bei Zuschauen, wie er herumstelzt.»

11

    Ich ging in den Salon Erster Klasse hinunter. Fast war ich zu erschöpft, um zu essen, und gegen die Seekrankheit mußte ich auch noch ankämpfen. Ein paar höfliche Worte murmelnd, ließ ich mich nieder, entfaltete meine Serviette und stocherte ein bißchen in den Speisen.
    Mein Tisch stand nicht weit von dem Ophelias und Humphreys, ich teilte ihn mit drei Gefährten. Zur Rechten saß Miss Miggs, eine Lehrerin, die sich von ihrer Schilddrüsenoperation erholte. Zur Linken Mr. Bridgenorth, eine Art potenzierter Kleinkrämer. Gegenüber Mrs. van Barn, eine muntere Amerikanerin, die aussah, als hätte man sie aus einem piekfeinen Schönheitssalon entlassen, ohne sich allerdings allzu große Mühe mit ihr gegeben zu haben.
    Zumindest mußte ich mich nicht angestrengt um Konversation bemühen, denn jeder Mensch, der einen Arzt gesellschaftlich kennenlernt, brennt danach, ihm seine gesamte Krankengeschichte, vom Mumps angefangen, brühwarm zu erzählen. Miss Miggs überschüttete mich mit der Geschichte ihrer Schilddrüsenoperation, zu der man, wie zu einer Filmpremiere, Einladungen an sämtliche Londoner Chirurgen hatte ergehen lassen. Ihr folgte Mr. Bridgenorth, den man auf eine Vergnügungsfahrt geschickt hatte, als die Anstrengung, all diese Haferflockenpakete an den Mann zu bringen, für seinen Blutdruck zuviel geworden war. Und obwohl Mrs. van Barn persönlich sich bester Gesundheit erfreute, hatte sie zwei Gatten infolge höchst komplizierter Leiden verloren; sie mußten meiner Ansicht nach recht wohlhabend gewesen sein, daß sie sich bei den New Yorker Ärztehonoraren solche Krankheiten leisten konnten.
    Während die drei über den Schweinebraten hinweg ihre Symptome austauschten, beschränkte ich mich darauf, da und dort ein mitfühlendes Wort einzuwerfen, wobei ich krampfhaft überlegte, wie zum Teufel ich dem heutigen Abend beikommen sollte. Ich mußte trachten, Basil und Ophelia irgendwie auseinanderzuhalten. Da ich nicht gut Basils Anwesenheit bei der Party unterbinden konnte - außer ich erklärte dem Kapitän, er leide an einer fürchterlich ansteckenden Krankheit -, mußte ich klarerweise Ophelia entsprechend geschickt bearbeiten.
    Unmittelbar nach dem Lunch hielt ich auf dem Schiff nach ihr Ausschau und entdeckte sie hingerissen in den Anblick des Schornsteins versunken.
    «Hallo!»
    Ich wartete, bis Humphrey sich emsig mit seiner Kamera zu schaffen machte.
    «Du hast doch hoffentlich nicht den kleinen Drink von heute abend vergessen?» fragte ich.
    «Oh, Darling, es ist wirklich zu dumm, aber es geht schon wieder nicht. Ich hab soeben eine ganz reizende Einladung zur Cocktailparty des Kapitäns bekommen, mit lauter Flaggen und solchem Zeugs verziert.»
    «Was, du gehst doch nicht zur Cocktailparty des Kapitäns?»
    Ich setzte eine derart entsetzte Miene auf, daß sie nicht einmal Basil hätte überbieten können.
    «Du gehst doch nicht im Ern hin?» wiederholte ich.
    «Warum denn nicht? Es heißt, sie ist der absolute gesellschaftliche Höhepunkt der Reise.»
    «O Gott, nein! Eine schauerlich trübselige Angelegenheit. Jeder Mensch weiß doch, daß die Leute am Kapitänstisch stets die spießigsten an Bord sind. Die stehen bloß herum, sprechen über nichts anderes als Aktien und Dividenden und Golf und jagen den Gin durch die Gurgel. Genausogut könntest du an einer Cocktailparty in Bagshot teilnehmen.»
    «Zufälligerweise bin ich bei ein paar wundervollen Cocktailparties in Bagshot gewesen, Darling. Als ich mit einem goldigen Offizier in Sandhurst verlobt war.»
    Das war mir neu, aber ich fuhr nichtsdestoweniger fort: «Du wirst dich bestimmt zu Tode

Weitere Kostenlose Bücher