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Eine Braut für alle

Eine Braut für alle

Titel: Eine Braut für alle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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Wie du weißt, muß er jetzt nach London kommen, er ist doch Vorsitzender der Königlichen Kommission.»
    Sir Lancelot versetzte dem Kamingitter einen Tritt. «Maud, das ist wirklich die Höhe! Großer Gott! Diese Königliche Kommission tagt in alle Ewigkeit, und ich werde schon jahrelang unter der Erde liegen, wenn es dir gelingt, den verdammten Kerl endlich aus dem Haus zu bringen. Selbst bei komplettem Dienstpersonal wird das Leben in seiner Anwesenheit untragbar —»
    «Lancelot, es besteht wirklich keine Notwendigkeit, so dramatische Töne anzuschlagen.»
    «Ich will dir sagen, was ich zu tun gesonnen bin. Ich bin bereit, den Kerl auf meine eigenen Kosten im Savoy unterzubringen -»
    «Du weißt, daß das nicht in Frage kommt. Und überdies braucht er seinen häuslichen Komfort.»
    «Meinen häuslichen Komfort, meinst du wohl.»
    Sir Lancelot war zornrot. Ich konnte nicht umhin, dem alten Knaben Mitgefühl entgegenzubringen. Nach all den Mühsalen, die es gekostet hatte, das Haus von Bischöfen freizumachen, schlichen sie sich mit dem wärmeren Wetter wieder ein.
    «Hoffentlich kommt er diesmal allein?» fragte er kurz. «Ich weiß schon, wie ich dem Kerl beikommen werde. Jeden Samstag morgen werde ich ihm eine Rechnung für den wöchentlich erteilten ärztlichen Beistand präsentieren.» Er schwieg eine Weile, schwer atmend. «Ich meine, Grimsdyke, es ist an der Zeit, daß Sie gehen. Ich möchte mein Arbeitszimmer aufsuchen und einen Moment Ruhe genießen, solang das noch möglich ist.»
    Ich verabschiedete mich, schlenderte die Marylebone Street hinauf und nahm einen Bus, um zu Miles’ Haus in South Kensington zu gelangen. Und diese um Sixpence erstandene Zeitspanne war mit reiflichem Nachdenken erfüllt.
    Es war ja ganz schön und gut, daß Sir Lancelot mich in seinen Prozeß hineinzog, aber es mochte Monate dauern, bis wir das hinter uns gebracht haben würden - wußte ich doch, daß unsere geschätzten Herren Rechtsvertreter eine ähnliche Auffassung von der Zeit haben wie die spanischen Bauern. Und da saß ich nun, von meinem großen Roman innerlich zum Bersten voll wie eine neue Tube Zahnpasta. Überdies konnte ich nicht ewig bei Miles schmarotzen, und die Ophelia-Episode hatte bei mir ein altes Leiden in akuter Form aufflammen lassen: Kassenleere. In der Tat, so überlegte ich, als wir um Hyde Park Corner bogen, wenn ich mich für meine neuen Verleger nicht tüchtig an das neue Buch hielt, würde ich blanker Not, richtig würgender Not ins Auge sehen. Aber dann erinnerte ich mich: hätte mir Sir Lancelot nicht meinen Appendix entfernt, wäre ich jetzt ein stummer, rühmloser Grimsdyke, und das wäre so manchem recht zupaß gekommen.
    Miles kam in seiner kindlichen Art auf dasselbe Problem zu sprechen, als er mir an diesem Abend vor dem Zubettgehen einen Whisky-Soda spendierte — ich sehnte mich schon recht sehr nach den Bequemlichkeiten einer Schlafstätte, die nicht über den Untiefen des Ozeans lag.
    «Nach deinen verhängnisvollen Erfahrungen mit Verlegern», begann er, «frage ich mich, warum du nicht endgültig dieses abenteuerliche Romaneschreiben an den Nagel hängst, Gaston. Warum kannst du nicht einfach zu einer seriösen ärztlichen Praxis zurückkehren?»
    «Das ist nicht so leicht», erwiderte ich ausweichend. «Würdest du denn einen Unterleib mit einem rostigen Skalpell öffnen?»
    «Ich könnte es leicht arrangieren, daß du mit meinen Studenten zusammen an einem Auffrischungskurs im St. Swithin teilnimmst.»
    «Schon der alte Trollope hat gesagt: »
    Dies schien ihn für ein Weilchen außer Gefecht zu setzen, dann aber fuhr er fort: «Ich will es keineswegs am ersten Abend deiner Rückkehr nach England an Milde ermangeln lassen, möchte aber andererseits nicht verschweigen, daß es mir eine große Erleichterung bedeuten würde, wenn du dich eines gesetzteren Lebenswandels befleißigtest. Ich spreche ganz aufrichtig: jegliche andere Existenz würde auf meine Stellung als Mitglied der Königlichen Kommission peinlich abfärben. Diese Ehrung wurde mir unerwartet früh zuteil - freilich habe ich so manche nutzbringende Schrift über Probleme der Moral veröffentlicht -, und du weißt, welch großen Wert ich darauf lege, meine Tätigkeit erfolgreich zu gestalten.»
    Miles ist der alte geblieben, dachte ich,

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