Eine Braut für alle
Düngemittel für das Landgut angeführt.»
Ich wußte nicht, was ich sagen sollte. Hatte ich schon nicht unbedingt gewünscht, Basil nach unserer Schiffsreise wiederzusehen, so sehnte ich mich noch weit weniger danach, je wieder Ophelia zu begegnen. Da aber Basil und ich das Kriegsbeil begraben hatten, hatte ich das Gefühl, ich sollte dem Trottel zu einer glatten Abwicklung seiner Hochzeit verhelfen, wenn auch nur um unsrer lieben alten Bude willen.
«Schön», willigte ich ein. «Werde sie morgen anrufen.»
«Liebes Jungchen, das ist einfach überwältigend von dir! Wie oft hab ich’s nicht gesagt, daß man sich auf Grimsdyke als einen wirklich wahren Freund verlassen kann?» Er warf einen Blick auf seine neue Armbanduhr. «Du wirst dich aber mit meiner Untersuchung tummeln müssen. Muß um vier in einer Stellenvermittlung in der Bond Street sein, um einige Butler in Augenschein zu nehmen. Scheußlich schwer, heutzutage noch den richtigen Typ des englischen Kammerdieners aufzutreiben. Diesmal bestehe ich mit Entschiedenheit darauf, die Behandlung zu bezahlen, klar. Und überdies, liebes Jungchen», fügte er hinzu, während er seine neue Seidenkrawatte zu lösen begann, «wäre es diesmal auch besser, wenn du mir das Resultat der Laborteste per Post zuschicktest.»
19
«Ich hörte gestern von Potter-Phipps in der Privatabteilung des St. Swithin, daß du geruht hast, zur Abwechslung wieder einmal ein bißchen Medizin zu betreiben», sagte mein Cousin Miles.
«Stimmt», erwiderte ich. «Die Medizin ist meine legale Braut, und die Literatur meine Geliebte. Wenn ich der einen überdrüssig bin, schlafe ich mit der andern.»
«Habe mir nichts anderes erwartet, als daß du mit einer ähnlich abgeschmackten Bemerkung reagierst.»
«Sie stammt nicht von mir, sondern von Tschechow.»
Miles runzelte die Stirne. «Höre doch endlich auf, Gaston, meine schwachen Seiten zur Zielscheibe deiner Witze zu machen. Es war schon schlimm genug auf der Schule, als du, wie ich mich gut erinnere, alles mögliche unternahmst, um meine Autorität als Aufsichtsschüler zu unterminieren.»
Ich enthielt mich einer Erwiderung, während Miles seinen Alvis um Hyde Park Corner lenkte. Das Pech bei meinem Cousin war eben, daß er keinen Sinn für Humor besaß. Diese Sache mit den Kricketschuhen würde er mir nie verzeihen.
«Ich muß dich allen Ernstes bitten, mehr Rücksicht auf mich zu nehmen», fuhr Miles erbittert fort. «Ich bin nur einer von Ihrer Majestät königlichen Kommissaren, und du, mein Cousin, führst weiterhin in einer elenden Kellerwohnung in Paddington eine Bohème-Existenz. »
«Nicht aus freien Stücken, laß dir das gesagt sein», gab ich ihm prompt zurück. «Habe nicht das geringste für kümmerliche Brotrinden und Wie-eiskalt-ist-dein-Händchen übrig. Wenn du nur mit einer Kleinigkeit von meinem Geld herausrücktest, würde ich sofort beginnen, im unerhörten Luxus regelmäßiger Mahlzeiten und ein paar Schnappern frischer Luft zu schwelgen.»
Miles preßte die Lippen zusammen. «Kommt nicht in Frage. Du würdest es bloß für Frauenzimmer verschleudern.»
«Mein lieber Junge! Das Mädchen, das du meinst, habe ich seit Monaten nicht gesehen, und es liegt mir nichts daran, ihr je wieder zu begegnen.»
«So? Ich dachte, als wir uns vorhin trafen, hattest du mit ihr eine Verabredung für heute abend vereinbart?»
«Natürlich hab ich das, hol’s der Teufel! Aber das hat einen ganz anderen Grund -»
«Beleidige bitte meinen Verstand nicht mit weiteren faulen Ausreden dieser Art.»
Miles schwenkte seinen Wagen um den Verkehrspolizisten der Vauxhall Bridge Road und stoppte ihn mit einem Ruck vor der Auskunfthalle des Victoria-Bahnhofs.
Ein schwieriger Tag lag hinter mir. In der Woche, die meinem Wiedersehen mit Basil Beauchamp gefolgt war, hatte ich vergeblich Ophelias Wohnung angerufen; erst an diesem Morgen war es mir geglückt, sie beim Bad zu erwischen.
«Darling, ich triefe vor Nässe», hatte sie erklärt. «Wo hast du denn die ganze Zeit gesteckt? Hab schon eine Ewigkeit nichts mehr von dir gehört!»
«Stecke bis zum Hals in Arbeit, weißt du.»
«Ja, auch ich hab wahnsinnig zu tun.»
«Hör mal, Mädel», kam ich rasch zur Sache. «Wie wär’s mit einem kleinen gemeinsamen Drink? So wie in den guten alten Zeiten?»
«Aber, Darling! Es ist mir schleierhaft, wann ich je wieder einen freien Abend haben werde.»
«Hab dir eine sehr wichtige Nachricht zu übermitteln», drang ich in sie. «Von
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