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Eine Braut für alle

Eine Braut für alle

Titel: Eine Braut für alle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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ich eine recht unangenehme Schnittverletzung an der Hand habe, zugezogen beim Gurkenhobeln. Und du weißt, wie leicht mein Fleisch eitert, ich fürchte mich geradezu davor, mit heißer Lauge in Berührung zu kommen -»
    «Ich scher mich den Teufel drum, ob du am oberen Fingerglied akute Gasgangräne kriegst. Du bist an der Reihe, das Geschirr zu waschen.»
    «Du könntest schon ein wenig Mitgefühl an den Tag legen», klagte der Bischof.
    «Wir haben uns schon vor Wochen dahingehend geeinigt, daß derjenige, der den Frühtee serviert, nicht das Geschirr zu waschen braucht. Und heute morgen hast du es vorgezogen, dich im Bett zu suhlen.»
    «Ich versichere dir, daß ich mit äußerst lästigen Kopfschmerzen aufwachte —»
    «Und ich mußte dir dein Frühstücksei kochen. Noch dazu hast du mir die Times geklaut -»
    «Es ist mir unbegreiflich, warum du nicht zwei Exemplare der Times bestellen kannst», erwiderte der Bischof gereizt. «Immer dieses Aufhebens deswegen!»
    «So, du möchtest mich also in glatte Verschwendung hineinreiten?»
    «Es stand etwas über die Kommission drin, das mich besonders interessierte.»
    «Du hast aber nicht gelesen. Du hast das Kreuzworträtsel gelöst. Heute war ich mit dem Kreuzworträtsel dran.»
    «Das stimmt nicht. Du hast es gestern gelöst.» t «Klar. Du wirst dich bestimmt entsinnen, daß du mir ein außerplanmäßiges Rätsel zugestanden hast, wenn ich die Badewanne putze.»
    «Ich gehe auf mein Zimmer», erklärte der Bischof kurz. «Von allem anderen abgesehen, verspüre ich wieder Kopfschmerzen. Von einer beträchtlichen Menge Ruß auf Gesicht und Hals ganz zu schweigen.»
    «Wenn der Kerl noch länger hierbleibt, verkaufe ich das Haus dem Abbruchkommando und ziehe in eine möblierte Wohnung.» Sir Lancelot reichte mir eine Salatschüssel. «Sie können sich nicht vorstellen, wie unerträglich es mir ist, Zusehen zu müssen, wie Maud ihn noch dazu bei jeder Gelegenheit verhätschelt. Nur meine gute Kinderstube hindert mich daran, ihm zu verstehen zu geben, daß er länger geblieben ist, als es dem Wirt lieb ist. Dieser Mensch hat ein Fell wie ein - Ah, da bist du ja, meine Liebe. Hast du Erfolg gehabt?»
    «Alles in Ordnung, Lancelot», verkündete Lady Spratt atemlos. «Mademoiselles Schiff hatte eine Verspätung, das ist das Ganze. In fünfzehn Minuten trifft sie auf dem Victoria-Bahnhof ein.»
    «Gut», rief Sir Lancelot. «Grimsdyke - cherchez la femme.»
    «Ich, Sir?» fragte ich bestürzt. «Ja, wie soll ich sie denn erkennen?»
    «Sie hat ein Sträußchen Maiglöckchen angesteckt und trägt eine Nummer von Paris Match in der Hand», erklärte mir Lady Spratt rasch. «Sie versteht natürlich kein Wort Englisch.»
    «Über eine Speisekarte hinaus hab ich nicht sehr viel Ahnung von diesem défense-d’afficher-Zeug», meinte ich zweifelnd.
    «Dann nehmen Sie sich halt um Gottes willen jemanden mit», befahl Sir Lancelot ungeduldig. «Miles zum Beispiel. Der war einmal vierzehn Tage in Dinard und bildete sich nachher monatelang ein, Ehrenmitglied der Académie Française zu sein.»
    Da Miles sowieso mit dem Fischbesteck in arge Bedrängnis gekommen war, atmete er erleichtert auf, als er mit mir zum Victoria-Bahnhof fahren durfte. Wo ihm dies noch dazu Gelegenheit für eine kleine Vorlesung en route verschaffte.
    «Es ist wirklich ein Verhängnis, daß Sir Lancelot nicht besser mit dem Personal umgehen kann», klagte er abschließend, als wir aus dem Auto stiegen. «Es könnte höchst unheilvolle Folgen haben, wenn der Staatssekretär irgendwelche Mängel bemerkt. Der Bischof und ich bemühen uns nach Kräften, ihm die richtige Geisteshaltung beizubringen, um die Ansichten unserer Minderheit vor der Kommission zu diskutieren.»
    «Nun, wie floriert die liebe Unmoral?» fragte ich.
    «Du hast es nicht not zu spotten, Gaston», sagte Miles schmerzlich betroffen. «Du ahnst nicht, wie unendlich mühsam und widerlich unsere Arbeit ist. Fast täglich bin ich gezwungen, Dinge zu beobachten, die selbst mich in Erstaunen setzen. Hätte man sich je vorgestellt, daß in ganz London Menschen stundenlang dasitzen, um zuzusehen, wie eine Reihe von Mädchen ihre Kleidungsstücke ablegen? Unsere moderne Zivilisation ist von einer immer mehr um sich greifenden Epidemie befallen — diese ekelerregenden Voyeurs -»
    Ich nickte. «Ich erinnere mich an den ersten Fall. Wurde aus Coventry berichtet, wo im Jahre 1040 eine gewisse Lady Godiva —»
    «Dummkopf», rief Miles und schlug krachend

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