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Eine Braut für alle

Eine Braut für alle

Titel: Eine Braut für alle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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Erholung und Ruhe brauche. Glaubst du... könntest du vielleicht gleich heute nachmittag mit der Arbeit beginnen?» schloß er bange.
    So zog ich also wieder in die Park Lane ein, und das ließ sich um so erfreulicher an, als Razzy diesmal den Lunch beisteuerte. Doch schon war - o Fluch der bösen Tat! - mein Friede wieder gestört.
    «Mein liebes Jungchen!» Basil stand, mit einem breiten idiotischen Grinsen, auf der Schwelle des Ordinationszimmers. «Wieder in der alten Rolle!»
    «Guten Tag, Beauchamp.» Mein Ton gab zu verstehen, daß die Milch der frommen Denkart in mir tiefgekühlt war.
    «Welch herzerfreuende Überraschung!»
    Seine überwallende Freundlichkeit schien die Knöpfe der Weste zu sprengen. Diese Schauspieler sind doch ewig gleich: in der einen Minute bespeien sie einen mit Gift, in der nächsten sind sie die dicksten Freunde - wie Miles’ Klein-Bartholomew.
    «Schon seit Wochen beschäftigt mich nichts anderes, als wieder mit dir in Kontakt zu kommen, Grim.»
    «Nimm bitte Platz, Beauchamp.»
    Ich fragte mich, ob es mir gelingen würde, ihm eine Injektion mit jenen Nadeln zu verabreichen, die Razzy für säumige Zahler bereithielt.
    «Was wünschst du diesmal?» fragte ich kurz.
    I «Hätte gern eine komplette ärztliche Untersuchung, bitte. Ich gedenke mich in Kürze zu verheiraten, liebes Jungchen.»
    «Schon wieder einmal. Mit -»
    ; «Mit einer charmanten Witwe namens Sybil van Barn. Aber du kennst sie ja.»
    «Du willst dich doch nicht im Ernst mit dieser alten -»
    Basil bot mir ein goldenes Zigarettenetui dar.
    «Ich räume gern ein, liebes Jungchen, daß zwischen uns ein geringfügiger Unterschied an Alter und ehelicher Erfahrung besteht. Doch zwischen zwei fühlenden Herzen fallen auch die letzten Schranken. Was ist schließlich das Wichtigste, das Mann und Weib verbindet? Gemeinsame Interessen.» Basil ließ ein Feuerzeug schnappen, das mit seinen in Rubinen eingelegten Initialen geziert war. «Und Sybil hat ein enormes Interesse für die Bühne. Ja, wirklich. Wußtest du, daß der erste ihrer verblichenen Gatten sämtliche Theater auf der einen Broadwayseite besaß? Und der zweite sämtliche auf der anderen?»
    Ich schnaubte verächtlich. «Wie schade, daß sie nicht auch Beziehungen zu Barnum und Bailey unterhielt.»
    «Es wird dir also einleuchten, liebes Jungchen, wie froh ich bin, daß ich mich von London losriß, um diese Vergnügungsfahrt anzutreten.» Basil zupfte seine neue Flanellhose zurecht. «War ja zuzeiten recht strapaziös, die Sache. Aber wie lohnte es sich, mit einer Frau wie Sybil am selben Tisch zu sitzen!»
    Dieser Trottel von einem Basil! dachte ich, richtig in Saft geratend. Er hatte völlig vergessen, daß er als Steward an Bord kam, und als der miserabelste noch dazu.
    «Meine Braut trifft nächste Woche, aus New York kommend, hier ein, wir werden im Juni heiraten. In St. George am Hanover Square. Du bist selbstverständlich eingeladen. Wir haben eines jener bezaubernden Herrenhäuser in Sussex erstanden, die für die amerikanischen Magazine fotografiert werden, um Touristen in unsere grauenhaften Hotels zu locken. Sybil legt schrecklichen Wert auf den richtigen englischen Hintergrund, und an den Wochenenden werde ich endlich imstande sein, mich meiner Vorliebe für ländliche Betätigung zu ergeben -»
    «Die bis jetzt darauf beschränkt war, in einem Kistchen vor dem Budenfenster Gänseblümchen zu ziehen.»
    Basil fummelte an seiner neuen perlenbesetzten Krawattennadel.
    «Du kannst dir vorstellen, wie entsetzlich angehängt ich jetzt bin, alles vorzubereiten, vom Bändigen all dieser Theatermanager und Filmproduzenten zu schweigen, die sich um mich reißen. Hast du schon gehört, daß ich diese Saison als Hamlet eröffne? Sybil wünscht den düstren Dänen in einer völlig neuen Auffassung zu bringen —»
    «Wohl einen Hamlet, der aus Versenkungen auftaucht?» fragte ich.
    Basil war sichtlich verletzt.
    «Täusche ich mich, liebes Jungchen», erkundigte er sich, «wenn ich in deinem heutigen Benehmen eine gewisse Reserve wahrnehme?»
    «Nein, du täuschst dich nicht im geringsten. Du hast die Stirn, hier herumzuparadieren und die höchsten Töne zu blasen, und dabei ist’s gar nicht so lang her, daß du mich um einen Shilling angeschnorrt hast, um deinen Sonntagshering auf dem Gas zu braten. Gar nicht davon zu reden, daß du mich vor kurzem ambulant zu sezieren versucht hast.»
    Basil seufzte. «Unsere kleine Meinungsverschiedenheit hat mich ernstlich

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